Duisburg. Die Duisburger haben wieder fleißig Zahngold gespendet: Fast 60.000 € sind 2022 zusammengekommen. Wie die Aktion funktioniert und wer profitiert.
So mancher Duisburger läuft mit einem kleinen Schatz im Mund herum. Die Zahnärzte Initiative Duisburg (ZID) birgt diese Schätze und sammelt sie, sofern vom Besitzer gewünscht, für den guten Zweck. Im vergangenen Jahr hat der Verein so Zahngold im Wert von knapp 60.000 Euro zusammengetragen. Acht Duisburger Wohltätigkeitsorganisationen freuen sich nun über Spenden.
Duisburger können Zahngold behalten oder spenden
Es ist ein „hübsches Sümmchen“, das da auch 2022 wieder zusammengekommen ist, findet der Duisburger Zahnarzt und Initiativen-Mitglied Christian Sternat. Zahngold im Wert von 59.603 Euro und ein paar Cent vertrauten die Duisburgerinnen und Duisburger ihren Zahnärzten 2022 an. „Normalerweise würden wir den Patienten das Zahngold mit nach Hause geben“, so Sternat. Doch erfahrungsgemäß entschieden sich 90 Prozent der Duisburger Patientinnen und Patienten, das Gold zu spenden.
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Die Aktion sei mittlerweile so bekannt, dass viele Patienten von sich aus nachfragten, wenn es zum Beispiel eine Krone oder Brücke zu erneuern gebe. Der Vorteil, so Sternat: „Die Scheidekosten werden bei der Spendenaktion übernommen und auch andere Bestandteile der Kronen, wie beispielsweise Palladium, verwertet.“ Die große Spendenbereitschaft der Patienten sei für ihn und seine Kollegen immer wieder beeindruckend. „Es kommt alles von den Menschen – wir sind im Grunde ja nur diejenigen, die das Gold einsammeln und einer sinnvollen Verwertung zuführen.“
Spenden kommen acht Duisburger Vereinen zugute
Die Erlöse aus der Aktion sollen diesmal acht Duisburger Vereinen zugute kommen, von denen jeder rund 7450 Euro erhält. Der Verein „Gemeinsam gegen Kälte“ wolle das Geld unter anderem für seinen „Medizinisch Mobilen Dienst“ nutzen; der Förderkreis Telefonseelsorge finanziere damit Fortbildungen für die Chat-Seelsorger und die psychologische Betreuung seines Personals. Der Bunte Kreis Duisburg unterstützt unter anderem Frühgeborene und kranke Kinder und wolle das Geld für deren Behandlung nutzen.
Gleich zwei begünstigte Organisationen setzen sich gegen Gewalt an Frauen ein: Der Verein Wildwasser will mit der Spende unter anderem seine Online-Beratung voranbringen. Die Organisation „Frauen helfen Frauen“ investiert sie in eine Infokampagne, um künftig mehr Frauen mit ihren Hilfsangeboten zu erreichen.
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Weitere 7500 Euro gehen an die Duisburger Tafel, die derzeit mit dem Aufbau einer neuen Ausgabestelle beschäftigt ist. Gerade auch mit Blick auf die hohen Lebensmittelpreise seien die Spenden dort mehr als willkommen. So auch beim Verein Immersatt, der gesunde Mahlzeiten für Kinder- und Jugendliche anbietet.
Der Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, bei dem auch die Übergabe der Spenden stattfand, baut zurzeit einen inklusiven Kindergarten an der Oberen Kaiserswerther Straße. Damit auch Kinder mit Behinderung im zweiten Stockwerk des Gebäudes betreut werden können, fordert die Brandschutzverordnung eine Fluchtrutsche. Kostenpunkt: 35.000 Euro. Auch hier kommen die Zahngold-Spenden der Duisburgerinnen und Duisburger an.
Duisburger Verein sammelt seit fast 30 Jahren Zahngold
Welche Organisationen Spenden erhalten, entscheidet der Vorstand der ZID. Rund 100 Duisburger Zahnarztpraxen gehören der Initiative an, bisher beteiligen sich 13 von ihnen an der Sammelaktion. „Wir freuen uns natürlich, wenn es noch mehr werden“, sagt Sternat. „Es ist eine unserer schönsten Aktionen.“
Ob sie in Deutschland einzigartig ist? Das wolle er nicht behaupten, auch andernorts sammeln Praxen Zahngold und spenden den Erlös. „Aber es ist mit Sicherheit eine der größten gemeinschaftlichen Sammelaktionen.“
Seit fast 30 Jahren gibt es sie nun; rund 1,25 Millionen Euro sind in dieser Zeit bereits zusammengekommen. Das einzige Problem: Heutzutage werden für Kronen und Brücken statt Gold meist Keramik oder Nicht-Edelmetalle genutzt. „Wir stellen fest, dass es weniger wird“, bestätigt Christian Sternat. Aber solange die Duisburger Patienten noch Gold im Mund haben, wird es sicher noch die ein oder andere Spende geben.