Duisburg. Duisburgs Tafel befürchtet bald eine „katastrophale Lage“. Und die Spenden gehen zurück. Trotzdem kann die Tafel einen neuen Service starten.

„Die Lage ist dramatisch“, fasst Günter Spikofski die Situation der Tafel in Duisburg zusammen. Aber es werde wohl noch schlimmer werden. Der Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass die Hilfsorganisation ab 2023 komplett an ihre Grenzen stoßen wird. Die Kundenanzahl erhöht sich aktuell rapide.

Während es vor Corona in Duisburg ungefähr 2000 Bezugsberechtigte pro Woche gab, ist die Zahl mit 4000 Personen inzwischen doppelt so hoch. Für Anfang 2023 rechnet der Geschäftsführer sogar mit 5000 Menschen und mehr. „Wenn die Leute erstmal ihre Strom- und Gasrechnungen bekommen, wird die Lage ganz katastrophal“, befürchtet Spikofski. „Dann wird hier die Post abgehen.“

Ein Hoffnungsschimmer: Der neue Marktwagen erreicht mehr Stadtteile in Duisburg

Bundesweit hat die Tafel im Durchschnitt einen Zuwachs von 30 Prozent seit dem Vorjahr, erzählt der Geschäftsführer. Manche Hilfsstellen mussten deshalb sogar einen Aufnahmestopp verhängen. Im Juni wusste sich auch die Duisburger Tafel nicht mehr anders zu helfen. „Das ist in Duisburg jetzt zum Glück nicht mehr der Fall. Wie es im nächsten Jahr wird, weiß ich aber nicht“, gesteht Spikofski.

Zum Teil sei der Zuwachs auf Flüchtlinge aus der Ukraine zurückzuführen, die auf die Hilfe der Tafel angewiesen sind. Zum Teil geht es auch um deutsche Haushalte, deren Einkommen durch die allseits gestiegenen Preise nicht mehr ausreicht.

Ein Lichtblick: Die Tafel freut sich über einen neuen Marktwagen im Wert von 60.000 Euro, der von einer Stiftung gespendet worden war. „Damit erreichen wir noch mehr Menschen. Viele ältere Kunden schaffen den Weg nicht mehr zu uns, und viele können sich auch kein Ticket für Bus und Bahn leisten.“

Günter Spikofski, Geschäftsführer der Tafel in Duisburg.
Günter Spikofski, Geschäftsführer der Tafel in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Marktwagen soll fortan verschiedene Standorte in zehn Duisburger Stadtteilen anfahren. Die Lebensmittel werden dann vor Ort verteilt. Geplant ist, in der kommenden Woche in Walsum und in der Siedlung Ostacker zwischen Bruckhausen, Beeck und Alt-Hamborn zu starten.

Wo der Wagen sonst noch Halt machen wird, stehe noch nicht fest, so Spikofski: „Wir werden die Standorte und die Tage kommunizieren, sobald wir die Planung hinter uns haben.“ Außerdem soll der Lieferdienst, der in Corona-Zeiten entstanden ist, weiter ausgebaut werden. Auch dafür steht bald ein weiteres Fahrzeug zur Verfügung. Allerdings gibt es ein Problem.

Lebensmittel, Geld und Haushaltswaren benötigt – Spenden gehen in Duisburg zurück

Die Spendenbereitschaft ist in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen, berichtet Spikofksi. Das liegt nicht nur daran, dass viele Menschen wegen der Inflation ihren Gürtel enger schnallen müssen. Auch Firmen ziehen sich allmählich zurück. So biete Lidl zum Beispiel seit Kurzem die sogenannte „Rettertüte“ für drei Euro an. Sie enthält Obst und Gemüseprodukte, denen eine zweite Chance gegeben werden soll. „Solche Aktionen machen immer mehr Supermärkte. Früher hätten wir diese Lebensmittel gespendet bekommen. Diese Einnahmen fehlen uns jetzt.“

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Neben Lebensmitteln benötigt die Tafel auch Geldspenden und Haushaltswaren wie Töpfe und Teller – und auch ein paar mehr helfende Hände. Das Team bei der Duisburger Tafel besteht momentan aus 130 Helfern – „es dürften aber ruhig noch mehr Ehrenamtliche mitanpacken. Zu tun haben wir genug“, so Spikofski.

>> Weihnachtstüten für Bedürftige und Handtücher auf dem Weihnachtsmarkt in Duisburg

  • Jedes Jahr verteilt die Tafel in Duisburg kleine Weihnachtstüten mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Darin enthalten sind unter anderem: Kaffee, Nudeln, Reis, Konserven, Nüsse, Zucker, Mehl, Duschgel und Shampoo. Für das diesjährige Weihnachtsfest werden rund 1500 solcher gepackten Tüten benötigt.
  • Wer etwas abzugeben hat, ist deshalb bei der Tafel vom 5. bis 16. Dezember herzlich willkommen. Die Tütchen sollen vom 19. bis zum 23. Dezember an Bezugsberechtigte verteilt werden. „Wir hoffen auf ganz viele Spenden, damit wir Familien vor Weihnachten eine kleine Freude machen können“, erklärt Geschäftsführer Spikofski.
  • Außerdem hofft der Geschäftsführer darauf, dass viele Menschen auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt in der Stadt etwas kaufen. Hier hat die Tafel vom 2. bis 4. Dezember einen Stand und bietet kleine und große Handtücher mit Duisburg-Aufschrift und Stadt-Skyline an. Die Handtücher wurden in Handarbeit von der Blindenmanufaktur Kaniss gewebt und von der Duisburger Firma Stickstyle kostenlos bestickt.