Duisburg. Eine Duisburger Firma sammelt Sachspenden für Erdbeben-Opfer. Die Hilfsbereitschaft ist riesig. Viele Helfer bangen um Freunde und Verwandte.

Bei der Duisburger Firma Globale Haustechnik Rhein-Ruhr herrscht dieser Tage Ausnahmezustand. In der Halle in Alt-Hamborn, in der sonst die Firmenfahrzeuge untergebracht sind, stapeln sich seit Montag Kartons. Es sind Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei.

„Keiner von uns hätte gedacht, dass das so groß wird“, betont die stellvertretende Geschäftsführerin Canan Altiok beim Anblick der vielen Helfer, die seit Montag damit beschäftigt sind, die Spenden zu sortieren und zu verpacken. Eine Aktion, die zeigt, was eine Gemeinschaft bewirken kann:

Duisburger starten Spendenaktion für Erdbebenopfer

Die Idee zur Spendenaktion kam von Geschäftsleiterin Ilknur Altiok. „Wir haben am Montagabend alle privat gepostet auf Whatsapp und Instagram“, erzählt deren Tochter und Stellvertreterin Canan Altiok. Ursprünglich richtete sich der Aufruf nur an die rund 50 Angestellten der Firma, die diesen an Verwandte und Freunde weiterleiteten.

Schon wenige Stunden später trafen die ersten Spenden am Firmensitz an der Dr.-Heinrich-Laakmann-Straße 33 ein. „Am Dienstag stand die Halle schon so voll, dass man kaum hineinlaufen konnte“, so die Mit-Organisatorin. „Da mussten wir erstmal Ordnung schaffen.“

Das Duisburger Unternehmen Globale Haustechnik Rhein-Ruhr sammelt Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei.
Das Duisburger Unternehmen Globale Haustechnik Rhein-Ruhr sammelt Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei. © jeho

Einen Tag später stapelten sich die fertig gepackten Kartons mannshoch. Kleidung hätten sie schon mehr als genug. Dringend benötigt würden nun Schlafsäcke und Hygieneartikel wie Zahnbürsten, Duschgel, Damenbinden; außerdem Elektronik, also Heizgeräte, Taschenlampen, Generatoren, Powerbanks. Und, besonders wichtig, Kartons. „Viele bringen die Spenden in Säcken, sie müssen aber in Kartons verschickt werden.“

Helfer bangen um Freunde und Familie

Die Familie Altiok hat selbst keine Verwandten in den Krisengebieten. „Aber wir fühlen uns verbunden und möchten den Leuten helfen“, fasst Canan Altiok die Motivation in Worte, die hier alle anzutreiben scheint. Viele Angestellte beteiligten sich, aber auch immer mehr freiwillige Helfer aus der Nachbarschaft. „Teilweise kommen Leute, um Spenden abzugeben, und bleiben einfach da, um mit anzupacken.“

Auch Verbände, Kindergärten und Schulen bringen Dinge vorbei. Die Firma kooperiert mit den Kirchen und Moscheen, die Spenden sammeln. Im hinteren Teil der Halle werden sie sortiert, um anschließend verpackt und zum Verladen aufgestapelt zu werden.

Havva Kilic ist eine von vielen Helferinnen und Helfern, die sich bei der Spendenaktion im Duisburger Norden engagieren.
Havva Kilic ist eine von vielen Helferinnen und Helfern, die sich bei der Spendenaktion im Duisburger Norden engagieren. © jeho

Havva Kilic faltet gerade Kleidungsstücke, die sie für geeignet befunden hat, in einen Karton. Die 42-Jährige ist bei der Firma angestellt. Am Morgen hat sie noch etwas Büroarbeit erledigt, seitdem steht sie im Lager. „Die Leute sollen merken: Die denken an uns und fühlen mit uns.“

Viele der Helferinnen und Helfer bangen um Freunde und Familie, erzählt sie. Eine freiwillige Helferin berichtet von einer befreundeten Familie, deren Schwiegersohn und Tochter noch immer unter den Trümmern feststecken. Er sei ansprechbar, sie nicht.

Auch Havva Kilics Familie, genau genommen die ihres Cousins, ist betroffen. „Von der Familie seiner Verlobten gibt es immer noch kein Lebenszeichen … alles, was sie hatten, ist weg – da steht kein Haus mehr.“

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Rückhalt in Duisburg ist groß

Die Bilder in den Medien könne sie sich gar nicht erst anschauen, erzählt die Duisburgerin – „das tut weh“. Umso wichtiger, dass die vielen Spenden schnell bei den Menschen ankämen. Die Leute hätten gerade erst ein Erdbeben überstanden und sollten nicht noch im Winterwetter frieren müssen. „Es gibt hier wirklich einen großen Rückhalt, nicht nur aus der türkischen Community, das ist sehr schön.“ Da komme es auch vor, dass Anwohner für die Helfer Essen bestellen oder Getränke besorgen. „Alles ist von Menschen aus der Community organisiert“, betont auch Canan Altiok. „Darauf sind wir schon ein wenig stolz.“

„Keiner von uns hätte gedacht, dass das so groß wird“, betont die Duisburgerin Canan Altiok, die die Spendenaktion mit initiiert hat.
„Keiner von uns hätte gedacht, dass das so groß wird“, betont die Duisburgerin Canan Altiok, die die Spendenaktion mit initiiert hat. © jeho

Bei einem Teil der Spenden sei noch nicht sicher, ob sie überhaupt verschickt werden könnten. „Wir haben die Info bekommen, dass keine Kleidung aus zweiter Hand, sondern nur neu etikettierte Ware angenommen wird“, erläutert die Mit-Initiatorin. „Also haben wir gesagt: Wir verkaufen die Sachen hier und spenden das Geld.“

Allzu viel Platz ist ohnehin nicht mehr in der Halle: „Derzeit sind wir ziemlich ausgelastet, aber wir kriegen das schon hin – und wenn wir die Sachen bis unter die Decke stapeln müssen.“ Zum Glück hätten sich schnell Duisburger Unternehmen gefunden, die Lkw für den Transport bereitstellen. Am Donnerstag erhielt die Firma grünes Licht von den Behörden: Der erste 40-Tonner mit Spenden kann sich am Freitag auf den Weg nach Ankara machen.

>> KONTAKT ZU „GLOBALE HAUSTECHNIK RHEIN-RUHR“ UND ANDEREN INITIATIVEN

  • Für Rückfragen zur Spendenaktion steht das Unternehmen unter der Telefonnummer 0203 500 3030 zur Verfügung.
  • Diese Übersicht enthält weitere Kontaktdaten und Anlaufstellen von Organisationen und Initiativen in Duisburg, die für die Erdbebenopfer in der Türkei sammeln.