Duisburg. Der Besuch beim Friseur in Duisburg ist teurer geworden. Manche Betriebe haben existenzielle Sorgen. Wie Kunden auf Preissteigerungen reagieren.

Warme Haarwäsche, wohlige Raumtemperaturen sowie Föhn und Haube im Dauereinsatz – Friseure in Duisburg brauchen für ihre Betriebe viel Energie. Mit den Kosten für Gas und Strom steigen auch die Sorgen – und letztlich die Preise für Kundinnen und Kunden.

„Die Situation ist schwierig. Wir erleben eine immense Kostensteigerung“, sagt Markus Lotze, der im Duisburger Süden zwei Salons betreibt und als stellvertretender Obermeister der Innung im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen steht. „Einige Friseure haben existenzielle Sorgen“, sagt Lotze.

Friseure in Duisburg: Energiekosten steigen um 100 Prozent

Der Meister rechnet vor: Für seine zwei Geschäfte fallen nun monatliche Energiekosten von 4000 Euro an – eine Steigerung um 100 Prozent, erklärt der Friseur. 700 Liter Wasser, immer wohlig warm vorgeheizt, werden in seinem Salon stets vorgehalten. Strom für elektrische Geräte, dazu läuft die Waschmaschine für Handtücher. Schon gewohnt ist er die jährlich steigenden Einkaufspreise für Friseurbedarf.

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Die gestiegenen Betriebskosten führen auch zu steigenden Preisen für die Kundschaft. Anpassungen habe es in den vergangenen Wochen und Monaten nicht nur bei ihm, sondern bei vielen Kolleginnen und Kollegen stadtweit gegeben, wenngleich in vielen Fällen äußerst moderat, so Lotzes Einschätzung. So kostet ein Herrenschnitt in seinem Salon an der Angermunder Straße nun 30 statt zuvor 29 Euro.

Markus Lotze mischt Haarfärbemittel an. Auch Friseurbedarf ist im Preis gestiegen.
Markus Lotze mischt Haarfärbemittel an. Auch Friseurbedarf ist im Preis gestiegen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Kunden lassen mehr Zeit zwischen zwei Terminen verstreichen

Die Aufgabe der Preisanpassung erfordert ebenso wie der Haarschnitt viel Fingerspitzengefühl. Eine komplette Weitergabe der Mehrkosten sei undenkbar und nicht eins zu eins möglich. Denn auch die Kundschaft sei in Zeiten der Inflation gebeutelt und empfindlicher geworden. Wird man zu teuer, so Lotze, bleibt die Kundschaft weg – oder greift, wie seit Corona-Zeiten verstärkt zu beobachten, selbst zur Schere.

Einige, die noch regelmäßig kommen, lassen mittlerweile mehr Zeit von Termin zu Termin verstreichen, so die Beobachtung von Markus Lotze und das Ergebnis einer Studie. Der Trend war schon nach der Pandemie zu beobachten. Zudem gibt es Konkurrenz durch Billig-Friseure (Infobox), die zu einem Preisdruck führen.

Kundschaft reagiert verständnisvoll auf Preisanpassungen

Schon im Herbst und in weiser Voraussicht hat Michaela Pauly in ihrem Salon an der Kardinal-Galen-Straße die Preise angepasst. Ein Damenschnitt mit Waschen und Föhnen kostet nun 43,50 Euro. Zuvor hat die Friseurmeisterin drei Euro weniger für die Dienstleistung mit der Schere verlangt. „Die Kunden haben Verständnis gezeigt“, sagt sie.

Verständnisvoll hat auch die Kundschaft von Mediha Medic vom Frisierzimmer an der Lindenstraße reagiert. Der Damenhaarschnitt inklusive Waschen und Föhnen kostet bei einer Kurzhaarfrisur nun 43 statt 41 Euro, was einer Kostensteigerung um etwa fünf Prozent entspricht. Für sie als Einzelunternehmerin sei der Anstieg der Energiekosten zwar gegeben, aber im Vergleich zu großen Salons überschaubar, doch etwa die Kosten für Schulungen, Pflegeprodukte und Farben seien gestiegen.

>> PROBLEME IM FRISEURHANDWERK

  • Gegenüber großen Salons mit Angestellten genießen Ein-Mann-Betriebe bis zu einem Umsatz von 22.000 Euro steuerliche Vorteile. Doch mit der Größe des Salons und der Anzahl der Arbeitsplätze wächst letztlich auch die Energiebelastung und damit der Druck in der Krise.
  • Größere Friseure sehen sich deshalb durch die Kleinunternehmerregelung benachteiligt, da für die Konkurrenz die Umsatzsteuer entfällt. Zur Entlastung der Betriebe fordert der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks die Herabsetzung des Mehrwertsteuersatzes auf Friseurdienstleistungen von 19 Prozent auf 7 Prozent.
  • Ein Problem im Friseurhandwerk sind neben Schwarzarbeit auch Billig-Friseure. Wie Betriebe, die für einen Herrenhaarschnitt rund 20 Euro verlangen wirtschaftlich überleben können, ist für Friseurmeister Markus Lotze ein Rätsel.
  • Michaela Pauly sieht ein anderes, viel größeres Problem in ihrer Branche: „Die Personalsituation ist eine Katastrophe“, sagt die 60-Jährige. Seit zwei Jahren suche sie nach Mitarbeitern – bislang ohne Erfolg. Für ihren Salon, den sie aus gesundheitlichen Gründen aufgeben möchte, findet sie auch keinen Nachfolger. Fachkräfte fehlen in der Branche.
  • Trotz Tariferhöhungen um bis zu 25 Prozent im vergangenen Herbst gehört das Friseurhandwerk noch immer zu den am schlechtesten bezahlten Berufen. So erhalten Gesellinnen und Gesellen in der untersten Lohngruppe 12,62 Euro pro Stunde, was somit nur gering über der gesetzlichen Mindestlohngrenze liegt.