Duisburg. Beim Auswärtsspiel des MSV Duisburg bei Rot-Weiss Essen hat es im rappelvollen Gästeblock Handgreiflichkeiten gegeben. Die Hintergründe.
Beim brisanten Auswärtsspiel des MSV Duisburg bei Rot-Weiss Essen am Sonntag hat es erhebliche Probleme im Gästebereich des Stadions an der Hafenstraße gegeben. Im proppevollen Stehplatzsektor der Westtribüne kam es zu Auseinandersetzungen unter den 2500 angereisten MSV-Fans. Die Folge: Einige Anhänger verließen noch während der ersten Halbzeit das Stadion – manche unter Tränen.
Was war im ausverkauften Stadion im Essener Norden passiert? Nach Beobachtung vor Ort und Schilderungen aus der Fan-Szene hatten sich offenbar schon vor Anpfiff „Zebras“ mit Sitzplatzkarten vor allem in den Block G3 des Stehplatzbereichs gemogelt. Zeitgleich kam es am Gästeeingang zu massiven Verzögerungen beim Einlass. Die nachrückenden Anhänger drängten dann auf die bereits proppevolle Stehplatztribüne.
Die Konsequenz: Bereits am Zugang kam es zu Gedränge, die verärgerten Fans wurden im Gang und auf der Tribüne untereinander handgreiflich. Ein 29-Jähriger aus Walsum berichtete: „Das war nicht normal. Einer hat mich gewürgt. Ich fahre jetzt nach Hause.“ Er war nicht der Einzige, der das Stadion noch vor dem Halbzeitpfiff wütend verließ. Thomas Lüder aus Rumeln floh mit seinem neun Jahre alten Sohn Laurenz von der Tribüne. „Er wollte so gerne das Derby sehen, aber es war zu eng“, sagte der Vater. Eine Frau kam mit Tränen in den Augen aus dem Gästeblock. Allerdings gab es auch einen weiblichen Fan, der das Getümmel locker nahm: „Ja es war wirklich eng, viel enger als bei Heimspielen. Aber besser zu voll als zu leer“, sagte Kerstin (22).
Mit dem Halbzeitpfiff dröhnte allerdings dann auch durch die Stadionlautsprecher der Appell, die Wege frei zu machen.
MSV Duisburg spielt bei Rot-Weiss Essen: Immer wieder Warten bei der Anreise
Nach dem Ende der Drittliga-Begegnung, die mit 1:1 endete, konnten die Sprecher beider Vereine sowie MSV-Geschäftsführer Peter Mohnhaupt sich noch nicht zur Ursache für das Problem in der MSV-Kurve äußern. Die Information darüber hatte sie während des Spiels nicht erreicht. Am späteren Abend erklärte RWE-Pressesprecher Niclas Pieper: Von einer „überfüllten“ Gästetribüne könne keine Rede sein. Es gebe 2370 Stehplätze auf der Tribüne, aus Sicherheitsgründen seien aber nur 2000 Karten verkauft worden. Ebenso sei man mit den Sitzplätzen im Gästebereich verfahren. Hier gebe es 624 Plätze, 500 Tickets seien an den MSV gegangen. „Es waren definitiv nicht mehr Fans drin als erlaubt.“
Bereits bei der Anreise, zu dem mit Spannung erwartetem Derby, war vieles nicht rund gelaufen. Der Sonderzug rollte um 11.30 Uhr erst mit einer viertelstündigen Verspätung in Richtung Essen. Dort angekommen hing der Fan-Tross zunächst an Bahnsteig 5 fest. Der Grund: Laut Bundespolizei hatten Unbekannte Pyrotechnik aus dem einfahrenden Zug geworfen. Für den Transport zur RWE-Spielstätte im Stadtteil Bergeborbeck standen anschließend zu wenig Shuttlebusse zur Verfügung. Etwa 200 Schlachtenbummler mussten lange warten.
Das Warten nahm auch am Gästeeingang kein Ende: Kurz vor dem Anpfiff um 14 Uhr standen noch viele MSV-Anhänger vor den Stadiontoren an. Sie strömten erst spät ins Stadion. Auch das spielte wohl in die schwierige Gemengelage im Gästebereich hinein.
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Immerhin: Zwischen den rivalisierenden Fan-Lagern der Traditionsvereine blieben große Ausschreitungen aus. Allerdings: Nach dem Spielende stürmten RWE-Anhänger aufs Spielfeld. Nach Angaben der Essener Polizei konnte ein Aufeinandertreffen mit den Gästefans verhindert werden, ansonsten sei das Spiel aus polizeilicher Sicht ruhig verlaufen. Dafür sorgte wie angekündigt eine enorme Präsenz von Einsatzkräften. Bereits im Vorfeld der Partie hatten die Sicherheitsexperten erklärt, die Essener und Duisburger strikt voneinander trennen zu wollen. Die Einsatztaktik ging nach bisherigen Erkenntnissen am Sonntag auf.
>>Viel Pyrotechnik bei MSV-Fans
- Im Gästebereich des Stadions an der Hafenstraße wurde während der Partie mehrfach verbotene Pyrotechnik gezündet. „Das Abbrennen der Feuerwerkskörper hat den Sportsgeist getrübt“, hieß es vonseiten der Essener Polizei.
- Der MSV Duisburg muss für das Verhalten seiner Fans wohl mit einer Strafe rechnen.