Duisburg. Nurcan Yagiz eröffnete 2015 als 4-fache Mutter ohne Ausbildung ein Torten-Geschäft: Elif’s Tortenwelt in Marxloh. Das ist ihre Erfolgsgeschichte.
Die pinke Fassade der Konditorei „Elif’s Tortenwelt“ hebt sich auf der Weseler Straße schon von Weitem von der sonst eher grauen Umgebung in Duisburg-Marxloh ab. Bei einem Blick durch die großen Schaufenster fallen pompöse Sahnetorten in allen Sorten und Farben ins Auge: Manche sind mit kleinen, weißen Baiser-Häubchen verziert, andere mit gerösteten Mandeln und roten Waldbeeren.
Seit 2015 lebt Inhaberin Nurcan Yagiz mit ihrer eigenen Konditorei „einen Kindheitstraum“ aus, auf Instagram und Facebook verfolgen mittlerweile zusammengenommen fast 40.000 Menschen ihre Arbeit. Schon 2022 berichteten wir über Angebote und Besonderheiten des Ladens – das Interesse vieler Leserinnen und Leser war so groß wie die Begeisterung vieler Stammkunden und Fans.
Was steckt hinter dem Erfolg? Bei einem Besuch vor Ort erzählt uns Unternehmerin Yagiz von ihrem schwierigen Weg mit vielen Herausforderungen.
Elif’s Tortenwelt in Duisburg-Marxloh: Nurcan Yagiz eröffnete Konditorei ohne Ausbildung
Schon als kleines Kind sei Backen ihr größtes Hobby gewesen, erinnert sich Nurcan Yagiz. In ihrem Bekanntenkreis habe sich schnell rumgesprochen, dass sie gut backen kann, doch jahrelang blieb ihre Leidenschaft nur ein Hobby. Das änderte sich erst 2015: Da entdeckt Yagiz Ehemann den leerstehenden Laden an der Weseler Straße 111 und gemeinsam mit ihrer Familie beschließt sie, den Schritt zur Konditorin „von Null an“ zu wagen – ohne Ausbildung, mit 38 Jahren und vier Kindern.
„Das Motto meiner Mutter war schon immer ,no risk, no fun’“, erzählt die Tochter der Gründerin, Züleyha Yagiz, lachend. Die Risikobereitschaft lohnt sich: Nurcan Yagiz stellt einen Konditormeister an, bei dem sie eine Ausbildung zur Konditorin beginnt, gleichzeitig leitet sie den Laden. Yagiz Mann, ein gelernter Bauingenieur, unterstützt sie, wo er kann und lässt seinen Beruf für seine Frau ruhen.
Konditorin über Kopftuch: „Der Stoff verdeckt doch nicht meine Gehirnzellen“
Während der Ausbildungszeit erlebt die Türkin viele Herausforderungen. „Besonders mein Kopftuch war ein großer Nachteil, dadurch wurde ich viel auf mein Äußeres reduziert und ausgegrenzt. Das habe ich auch während meiner Prüfungen gemerkt – dabei bedeckt der Stoff doch nicht meine Gehirnzellen!“, erzählt Yagiz kopfschüttelnd. Chancengleichheit habe es nicht gegeben, stattdessen habe die vierfache Mutter sich umso mehr beweisen müssen. „Aber ich bin eben eine Powerfrau und habe meinen Weg durchgezogen.“
Acht Jahre später leitet Yagiz ein 14-köpfiges Team und kümmert sich um drei Auszubildende in ihrem Laden. Im April möchte sie endlich ihren Meisterbrief in der Hand halten, damit wäre ihre berufliche Weiterbildung abgeschlossen.
Die vergangenen Jahre seien sehr anstrengend gewesen, neben den langen Arbeitstagen und Prüfungen habe sie nach Feierabend ihre Kinder versorgt, die Personalplanung für den Laden erstellt, gekocht und gelernt. Geschafft habe sie das alles nur, weil sie sich während ihrer Arbeit „absolut selbstverwirklichen“ könne, sodass sich die Arbeit oft gar nicht wie Arbeit anfühle.
Ihren Erfolg in den sozialen Medien erklärt sich die Türkin dadurch, dass sie besonders auf die Wünsche von Jugendlichen eingehe. So seien zurzeit besonders Donuts aus Croissantteig angesagt, sogenannte „Cronuts“, weshalb Yagiz diese neben den Torten in ihr Sortiment aufnehmen möchte. Auch ein zurzeit bei jungen Menschen sehr angesagter, in Schokolade getauchter Cheesecake am Stil liegt bereits in der Verkaufsvitrine.
Schlüssel zum Erfolg ist für Konditorin der Zusammenhalt im Team
In Zukunft möchte sie ihr Team gerne weiter vergrößern. „Aber nur, wenn jemand auch wirklich gut in unser Team passt“, ergänzt die Konditorin. Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden sei ihr sehr wichtig, dies sei auch ihr Schlüssel zum Erfolg. „Ich will, dass jeder meiner Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommt, das wirkt sich dann auch positiv auf die Kundschaft aus. Ich wurde schon oft darauf angesprochen, dass meine Mitarbeiter glücklich aussehen“, meint die Duisburgerin.
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Doch trotz ihrer positiven Lebenseinstellung hat Yagiz auch Sorgen vor der Zukunft, denn die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel wirken sich auch auf ihr Geschäft aus. Im vergangenen Jahr habe sie die Preise bereits erhöhen müssen, dafür schäme sie sich. „Meine Kunden verstehen das zwar, aber besonders hier in Marxloh müssen die Leute ohnehin schon aufs Geld schauen. Ich möchte meine Kundschaft nicht verlieren“, erzählt sie. Deshalb versuche sie immer, die Preise so niedrig wie möglich zu halten und eher durch die Menge an verkauften Produkten Geld zu verdienen.
>> So viel kostet eine Torte bei „Elif’s Tortenwelt“
- Die günstigste Torte der Konditorei ist eine Käse-Sahne-Torte mit 14 Stücken für insgesamt 32,50 Euro.
- Eine personalisierte Geburtstagstorte mit aufgedrucktem Bild kostet zwischen 41 und 51 Euro.
- Zweistöckige Torten sind ab 125 Euro erhältlich, die teuerste Torte im Sortiment ist eine sechsstöckige Torte für 400 Euro.
- Einzelne Tortenstücke können bereits für 2,80 Euro gekauft werden.
- Die Konditorin empfiehlt, Geburtstagstorten mindestens drei Tage im Voraus zu bestellen, bei Hochzeitstorten sind ein bis zwei Wochen Vorlauf empfehlenswert.