Duisburg. Die größten Arbeitgeber in der Stadt zählen nicht zu den größten Duisburger Unternehmen. Nach einem Experten-Ranking sind dies Duisburgs Top 10.

Die größten Unternehmen in Duisburg? Die meisten Arbeitsplätze in der Stadt haben bekannte Namen wie Thyssenkrupp Steel (TKS) und die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM), Staatskonzerne wie die Deutsche Bahn und die städtische Duisburger Versorgungsgesellschaft (DVV). Unter den zehn größten Duisburger Unternehmen aber finden sie sich nicht – entweder, weil ihr Firmensitz nicht in Duisburg ist oder weil sie ausgegliederte Einheiten der Stadtverwaltung zur Erfüllung öffentlicher Zwecke sind, aber eben keine privatwirtschaftliche Unternehmen.

Welches also sind die größten Duisburger Unternehmen? Einen Vorschlag zur Betrachtung macht der Neusser Dienst Die Deutsche Wirtschaft (DDW). DDW versteht sich als „Informationsnetzwerk der Geschäftsführer und Unternehmensinhaber“ und verkauft an diese Zielgruppe Unternehmensdaten. Das Wirtschaftsmedium von Geschäftsführer Michael Oelmann erstellt dazu zahlreiche Auswertungen und Rankings – zum Beispiel das der zehn größten Duisburger Unternehmen.

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DDW-Ranking: Das sind die zehn größten Duisburger Unternehmen

Grundlage der DDW-Angebote ist eine „Master-Datenbank“ zu 22.500 Unternehmen. Diese wird laut Oelmann stetig gefüttert: automatisch mit Programmen und händisch durch fünf Rechercheure. So entsteht ein Bewertungssystem, das auf 31 Kriterien beruhe, darunter Umsatzentwicklung, Patente, Forschungsausgaben, Nachhaltigkeit, Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, Entwicklungschancen für Mitarbeiter.

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Die Unternehmen in Deutschland, die nach diesem Bewertungsschema übrig bleiben, stuft DDW als „relevant“ ein. 89 davon sitzen in Duisburg. Sie beschäftigen laut DDW 127.000 Mitarbeiter weltweit und erwirtschaften zusammen einen Umsatz von 32 Milliarden Euro. Und dies sind, gemessen an dem Rating-Index, die aktuell zehn größten dieser 89 Duisburger Unternehmen:

1. Stahlhändler Klöckner & Co: Vorreiter in Sachen Digitalisierung

Klöckner & Co mit Hauptsitz im Silberpalais am Hauptbahnhof ist ein Gigant. Es zählt zu den weltweit größten Unternehmen, die nicht an einen Produzenten gebunden sind. Die Fakten: 7200 Mitarbeitende an 140 Standorten in 13 Ländern verkauften zuletzt 4,9 Millionen Tonnen Stahl und Metall an 100.000 Kunden. Das brachte 2021 einen Umsatz von 7,4 Milliarden Euro. Chef ist Guido Kerkhof, ehemals Thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzender.

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Die Aktiengesellschaft ist weitgehend im Besitz von institutionellen Anlegern. Die meisten stammen aus Deutschland, wie die hessische Beteiligungsgesellschaft Swoctem von Klöckner-Aufsichtsratsmitglied Friedhelm Loh, gefolgt von den USA. Rund 25 Prozent der Aktien werden von Privatpersonen gehalten. 1906 gegründet, ist das Unternehmen heute Vorreiter in Sachen Digitalisierung.

Im früheren „Klöckner-Haus“, dem Silberpalais, ist der Stahlriese seit vielen Jahren nur noch Mieter.

2. HAVI Global Logistics: Lieferant für die Verpackungen von McDonald‘s

Als zweitgrößtes Unternehmen in Duisburg listet das DDW-Ranking die HAVI Global Logistic GmbH in Rheinhausen auf. Es ist die deutsche Tochter der US-amerikanischen Gruppe HAVI, befindet sich also komplett in ausländischem Besitz. Gegründet hat das Unternehmen Theodore F. Perman 1974 auf Grundlage eines Handschlags. Er wurde Dienstleister der Restaurants von McDonald’s in Chicago.

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Bereits ein Jahr später lieferte HAVI die Verpackungen für die Fastfood-Kette. Heute kümmert sich das Logistikunternehmen umfassend um die Lieferketten seiner weltweiten Kunden, von der Analyse über die Planung bis zum Transport. 37.000 Mitarbeiter weltweit sorgen für einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro.

Logistiker Havi beliefert von Duisburg aus McDonald's und andere Systemgastronomen.
Logistiker Havi beliefert von Duisburg aus McDonald's und andere Systemgastronomen. © FUNKE Foto Services | HAVI Logistics,

3. Haniel & Cie. GmbH: Nur das Management entscheidet im Familienbetrieb

Älter geht es kaum: 1756 wurde Haniel in Ruhrort gegründet, am heutigen Firmensitz. Anfangs lagerte das Unternehmen Kolonialwaren. Dann gründete Franz Haniel die Zeche Zollverein. Das ist nur ein Meilenstein in der beeindruckenden Firmengeschichte. Folglich taucht der Name Haniel in dieser Liste mit den größten Unternehmen Duisburgs häufiger auf.

Dort, wo die Geschichte der Haniel-Gruppe 1756 begann, befindet sich heute das Haniel-Museum: im historischen Packhaus. Es ist das erste Wohn- und Geschäftshaus. Dort lebte Franz Haniel von 1779 bis 1868.
Dort, wo die Geschichte der Haniel-Gruppe 1756 begann, befindet sich heute das Haniel-Museum: im historischen Packhaus. Es ist das erste Wohn- und Geschäftshaus. Dort lebte Franz Haniel von 1779 bis 1868. © Funke Foto Services | Ilja Höpping

Bis heute ist Haniel ein Familienunternehmen. Aber die Entscheidungen treffen nicht die Besitzer, sondern die Manager. Sie investieren in Unternehmen und erwirtschafteten damit 2021 einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro. Das erledigen 20.700 Mitarbeitende. Sie arbeiten an Lösungen zur Bewachung von Baustellen, Hygiene-Produkten, Bezügen für Matratzen, Maschinen für die Verpackungsindustrie. Chef der Gruppe ist Thomas Schmidt.

In Haniels „Enkelfähig Academy“ sollen sich Mitarbeitende aller Portfoliounternehmen weiterbilden und entwickeln können (Archivbild: 2019).
In Haniels „Enkelfähig Academy“ sollen sich Mitarbeitende aller Portfoliounternehmen weiterbilden und entwickeln können (Archivbild: 2019). © Haniel | Morris Willner

4. ELG: Pionier im Recycling von Rohstoffen

Das Meidericher Unternehmen ELG ist ein Pionier im Recycling von Rohstoffen. Es wurde 2021 von Haniel an den luxemburgischen Stahlkonzern Aperam verkauft. Der Betrieb mit weltweit 1270 Mitarbeitern erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro. ELG zählt zu Duisburgs „Hidden Champions“, die das Forschungszentrums Mittelstand (FZM) in Duisburg identifiziert hat (wir berichteten kürzlich).

5. Xella: Milliarden-Umsatz mit Baustoffen

Zu diesen weniger bekannten Europa- und Weltmarktführern zählt auch Xella (wir berichteten). Das Unternehmen mit Hauptsitz in Huckingen erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. Es entstand aus der Baustoff-Gruppe von Haniel. Die 5400 Mitarbeiter produzieren in 78 Werken und sind in 22 Ländern aktiv.

Der Xella-Sitz an der Düsseldorfer Landstraße in Duisburg-Huckingen.
Der Xella-Sitz an der Düsseldorfer Landstraße in Duisburg-Huckingen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

6. CWS International: Berufsbekleidung und Handtuchspender

Die Duisburger CWS International GmbH verkauft und vermietet Hygieneartikel für Waschräume, vom Desinfektionsreiniger bis zum selbstreinigen Toilettensitz. Schmutzmatten gehören zum Sortiment. Und Berufsbekleidung. Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe mit Sitz in Ruhrort rund 11.000 Mitarbeitende in 15 Ländern. Sie machten 2021 einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Beteiligung von … na klar … Haniel (siehe oben).

Die Geschichte reicht zurück bis 1899, als Bernhard Burmeister eine Wäscheverleih in Hamburg gründete. Er fusionierte wenige Jahre später zu Boco. 1958 gründete Conrad Wolfgang Schnyder die CWS und produzierte Stoffhandtuchspender. Zuerst übernahm Haniel 1981 CWS, dann 1998 Boco. So entstand das heutige Unternehmen. Chef ist der frühere Haniel-Manager Heiko Karschti.

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7. Imperial Logistics gehört zu einem der weltweit größten Hafenbetreiber

Im größten Binnenhafen der Welt ist die Imperial Logistics International B.V. & Co. KG am richtigen Platz. Das Unternehmen in Ruhrort ist für das weltweite Logistikgeschäft seiner südafrikanischen Muttergesellschaft Imperial zuständig. Früher war das Unternehmen die Logistiktochter des Stahlkonzerns Krupp und wurde 1999 im Zuge der Fusion mit Thyssen zu ThyssenKrupp an das südafrikanische Unternehmen verkauft.

Weitere Übernahmen folgten, etwa die von Teilen der Haniel-Reederei oder des Duisburger Logistikunternehmens Lehnkering. Durch den Zukauf eines niederländischen und eines britischen Logistikspezialisten wuchs das Unternehmen weiter. 2020 erwirtschafteten laut DDW 8000 Mitarbeiter einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Seit März 2022 gehört Imperial Logistics zu DP World, einem der weltweit größten Hafenbetreiber mit zahlreichen Terminals und Besitzer der britischen Fähren P&O. Chef von Imperial Logistics ist Mohammed Akoojee.

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8. Stahlhändler Spaeter: Familienunternehmen in fünfter Generation

Die Duisburger Spaeter Gruppe handelt mit Stahl und Aluminium, Dach- und Wandprofilen. Auch Kunststoffe, Rohrleitungen und mineralische Rohstoffe sind im Angebot – und damit vieles von dem, was auf Baustellen gebraucht wird. Laut DDW machen die rund 1500 Mitarbeiter der Gruppe einen Umsatz von einer Milliarde Euro. Spaeter ist ein Familienunternehmen. In der fünften Generation ist Irmhild Spaeter Gesellschafterin.

Der Sitz der Carl Spaeter GmbH am Philosophenweg in Duisburg.
Der Sitz der Carl Spaeter GmbH am Philosophenweg in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gegründet wurde der Eisenhandelskonzern 1875 in Koblenz durch Carl Spaeter. Der „alte Carl“, wie er auf der Webseite genannt wird, machte 1897 eine Niederlassung in Duisburg auf. Leiter war damals Peter Klöckner, Gründer des oben genannten Stahlhändlers Klöckner. Hauptsitz der Spaeter Gruppe ist der Duisburger Innenhafen. In Basel gibt es einen gleichnamigen Händler für Stahl und Baustoffe, die Spaeter AG. Sie bezeichnet sich als Schwesterunternehmen der Duisburger Gruppe.

PCC: Wichtige Grundstoffe, die nur wenige kennen

Die PCC SE in Homberg verdient das meiste Geld mit dem chemischen Grundstoff Polyole. 3300 Mitarbeiter in 17 Ländern erwirtschafteten 2021 einen Umsatz von 980 Millionen Euro. Kern des Geschäfts ist die Produktion von Chemikalien. PCC zählt ebenfalls zu Duisburgs Hidden Champions, den eher unbekannten Welt- oder Europamarktführern (wir berichteten kürzlich).

Die PCC-Zentrale an der Moerser Straße in Homberg.
Die PCC-Zentrale an der Moerser Straße in Homberg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Krohne: High-Tech-Messtechnik für anspruchsvolle Aufgaben

Das Familienunternehmen Ludwig Krohne GmbH & Co. KG mit Sitz in Duissern entwickelt und produziert High-Tech-Messgeräte in weltweit 16 Werken. Und erwirtschaftete damit 2021 einen Umsatz von 650 Millionen Euro. Krohne stellt ebenfalls auf der FZM-Liste der Hidden Champions (wir berichteten kürzlich).

>> Die Deutsche Wirtschaft GmbH (DDW): Datenbank liefert Informationen über und für Unternehmen

  • Das Neusser Unternehmen Die Deutsche Wirtschaft (DDW) betrachtet die „circa 250.000 Gesellschafter und Geschäftsführer der 35.000 größten Unternehmen in Deutschland (ab rund fünf Millionen Euro Umsatz)“ als wichtigste Zielgruppe.
  • Ihnen bietet es auf die-deutsche-wirtschaft.de zahlreiche Rankings und Informationen aus seiner „Master-Datenbank“ für 22.500 Unternehmen für „B2B-Zwecke (Geschäftsbeziehungen zwischen mindestens zwei Unternehmen). Kunden sind neben Firmen auch Beratungsunternehmen, Wirtschaftsprüfer oder öffentliche Einrichtungen.