Duisburg. In Krisenzeiten hat das Familienunternehmen eine halbe Million Euro in ihr Einrichtungshaus investiert. Was sich die Chefs von Duisburg wünschen.
Die Firma Blennemann ist ein Einrichtungshaus mit Tradition. Seit 43 Jahren gibt es den Familienbetrieb in Duisburg, gegründet wurde er 1886 in Bochum. Generationen von Familien haben sich hier schon neue Sessel, Tische, Betten oder Wohn-Accessoires ausgesucht, deutsche oder italienische Design-Klassiker zumeist. „Wir verkaufen nicht nur Möbel, sondern Komplett-Einrichtungen. Ein Lebensgefühl“, erklärt Sebastian Blennemann, der künftig in fünfter Generation den Familienbetrieb führen wird. Das Besondere an dem Fachgeschäft ist zudem die Lage – es liegt nicht etwa auf der grünen Wiese wie andere Möbelgeschäfte, sondern vis-à-vis vom Rathaus. Obwohl das durchaus Probleme mit sich bringt, steht Blennemann zum Standort und hat kurz vor der Corona-Krise eine halbe Million Euro in den Umbau der Geschäftsräume investiert.
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Wenn Norbert Birtner seine Kunden berät, sitzt er bei ihnen, manchmal eher im übertragenen Sinne, mit im Wohnzimmer. Seit 43 Jahren arbeitet Birtner für das Einrichtungshaus Blennemann, zehn davon nun in Duisburg. Damit gehört der langjährige Mitarbeiter fast zur Familie. „Wir sind vier Blennemänner und Norbert. Der heißt nur anders“, sagt Peter Blennemann lächelnd. Als 70-Jähriger gehört er zur vierten Generation. 1980 hat er das Geschäft in Duisburg mit eröffnet und aufgebaut. Um in der Stadt an Rhein und Ruhr Fuß zu fassen, übernahm Blennemann seinerzeit das Möbelgeschäft Ziemer.
1980 wurde der Blennemann-Standort in Duisburg gegründet
Bereits 1912 hatten sich zahlreiche inhabergeführte Einrichtungshäuser zusammengeschlossen und die Marke „WK Wohnen“ gegründet. Ziel war es, bei den Deutschen das Verständnis für moderne, qualitativ hochwertige Möbelstücke zu fördern. Pro Stadt gab es ein Geschäft, in dem die „WK“-Möbel verkauft wurden. In Bochum bei Blennemann, in Duisburg bei Ziemer an der Tonhallenstraße.
Doch dieses Geschäft war recht klein. Bei einem Termin im Rathaus entdeckte die Familie dann das heutige Ladenlokal an der Poststraße, das damals noch von einem anderen Händler genutzt wurde. „Ich hab zu dieser Zeit noch in München gewohnt. Aber wie der Zufall es wollte, habe ich kurze Zeit später die FAZ aufgeschlagen und gesehen, dass für genau dieses Ladenlokal in Duisburg ein neuer Mieter gesucht wurde“, erinnert sich Peter Blennemann. Er setzte sich kurzerhand ins Auto, schaffte die Strecke München-Ruhrgebiet in viereinhalb Stunden. Es dauerte nicht mehr lange, dann unterschrieb die Familie den Mietvertrag.
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Damals wie heute führt das Unternehmen klassische Möbel-Marken wie Vitra, Rolf Benz oder Interlübke. Hinzu kommen einige italienische Designer oder Vertreter für junges Wohnen. Stil und Design haben ihren Preis. „Mein Vater hat immer gesagt: ,Wir sind zu arm, um billig zu kaufen’“, relativiert Peter Blennemann. „Natürlich gibt es bei uns keinen Stuhl, der 150 Euro kostet. Aber wir sprechen mit unseren Kunden meistens ein Budget ab und vielleicht kann man ein Wohnkonzept nach und nach realisieren“, erklärt Norbert Birtner. Ein Fehlkauf, der nach kurzer Zeit ersetzt werden müsse, weil er nicht mehr gefalle, sei auf lange Sicht teurer als Liebhaberstücke, auf die einige mehrere Jahre sparen. „Und viel nachhaltiger ist es auch, nicht ständig neue Möbel zu kaufen“, betont Sebastian Blennemann.
Viele Stammkunden – Unternehmen richtet Häuser in ganz Deutschland ein
„Viele Kunden begleiten wir seit Jahren. Wenn sie sich nach zehn Jahren etwas Neues anschaffen, wissen wir, was gefällt“, so Birtner. Überhaupt sei es oft eine persönliche Beziehung, die sie pflegen. Kein Wunder, sagt der Fachmann: „Man lässt ja nicht jeden in sein Zuhause oder sogar in sein Schlafzimmer.“
Die Käufer kommen nicht nur aus Duisburg, sondern mittlerweile aus ganz Deutschland. Und die Häuser, in die die Möbel einziehen, stehen manchmal auch auf Sylt oder Mallorca. Damit sich die Kunden besser vorstellen können, wie Tisch, Bett und Co. zu Hause wirken, sind sie auf 2000 Quadratmetern in Nischen zu Wohnbeispielen gruppiert. Außerdem gibt es Mitarbeiter, die in einer 3D-Grafik den Raum und sein künftiges Mobiliar visualisieren. „Das sieht richtig echt aus. Da kann man zum Beispiel die Laufwege abschätzen. Viele lassen sich die Zimmer dann genau so gestalten“, weiß Sebastian Blennemann. Bei Bedarf werden auch die passenden Gläser zur neuen Vitrine von den Einrichtungsexperten ausgesucht.
Norbert Birtner: „Viele Kunden klagen, dass man hier nicht vernünftig parken kann“
Gegenüber des Einrichtungshauses entsteht in den nächsten Jahren das Mercatorviertel. Auch in der Altstadt oder am Dellplatz sind neue Wohnungen geplant. Vielleicht ziehen dort ja künftige Blennemann-Kunden hin. Peter Blennemann hat jedenfalls in der kommenden Woche einen Termin beim Oberbürgermeister. „Das dauert ja schon Jahre, dass dort gebaut wird. Wir stehen zu Duisburg, aber wir müssen auch wissen, wie sich die Stadt entwickeln will und ob sie weiterhin auf Einzelhändler wie uns setzt.“ Als Duisburg beispielsweise die Ansiedlung von „Multi Casa“ favorisierte, sprach sich Peter Blennemann eindeutig dagegen aus. Ein weiteres Problem: „Viele Kunden, die zu uns kommen, klagen, dass man hier nicht vernünftig parken kann“, so Norbert Birtner. Und auch die Lieferwagen könnten oft nur in zweiter Reihe halten.
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Dass demnächst die Pavillons am Kuhtor abgerissen werden sollen, befürwortet Blennemann hingegen. Er verfolgt die Stadtentwicklung seit dem Fosterplan interessiert mit. Die Familie möchte ihrerseits jedenfalls weiter dazu beitragen, dass Kunden nach Duisburg kommen. „In Bochum bieten wir auch Küchen an. Wir denken darüber nach, ob wir künftig hier auch eine Abteilung schaffen“, schaut Peter Blennemann voraus.