Duisburg. Seit drei Jahren operieren Chirurgen an der St. Johannes-Klinik in Duisburg mit dem DaVinci-System. Deshalb schwärmt der Chefarzt vom OP-Roboter.
Vor drei Jahren zog der Roboter-Kollege in die Helios St. Johannes-Klinik ein. Das Hamborner Krankenhaus war das erste in Duisburg, in dem mit dem DaVinci-System operiert wurde. Längst ist der Einsatz des Geräts Standard im Operationssaal. „Die Vorteile sind so dramatisch, dass wir versuchen, es jedem Patienten anzubieten“, sagt Dr. Norbert Hennes, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Auch interessant
Allein macht das vom US-amerikanischen Hersteller Intuitive Surgical vor 25 Jahren entwickelte System dabei nichts. Mehrere Hülsen werden über kleine Schnitte in den Körper geführt, durch sie werden Instrumente und Kamera zum Einsatzort geführt. Die fünf Arme des rund zwei Millionen Euro teuren DaVinci-Systems ersetzen die Hände und Arme des Chirurgen. Der sitzt wenige Meter entfernt an einer Bildschirm-Konsole und bewegt über zwei Steuergriffe die Roboterarme mit den Instrumenten an ihren Enden. Ein Fußpedal steuert die Kamera, ein weiteres löst Stromstöße an den Spitzen der Instrumente aus, die Gewebe schneiden, Blutgefäße durchtrennen und gleich veröden. „So wird der Blutverlust deutlich reduziert“, erklärt Hennes.
Dreimonatige Trainingsphase für die Chirurgen führt zum „Konsolen-Schein“
Der Umgang mit dem Roboter will gelernt sein. In einer dreimonatigen Trainingsphase üben die Chirurgen die Handhabung, es folgt ein „Nass-Training“ an Tierkadavern und Leichen sowie Beobachtungen von Operationen in anderen Kliniken, ehe die Ärzte den „Konsolen-Schein“ bekommen. Fünf Chirurgen haben diese Lizenz zur Operation im St. Johannes, je ein weiterer aus der Urologie, Gynäkologie und Thorax-Chirurgie, die ebenfalls auf den Roboter setzen.
Schnitte sind deutlich präziser als bei klassischen minimalinvasiven Eingriffen
Auch interessant
Die Vorteile von DaVinci: Die Mechanik der Arme ist beweglicher als die Hand des Chirurgen, kann in Winkeln schneiden und nähen, die ansonsten schwer erreichbar wären. Die Bewegungen sind extrem präzise, das Zittern der Hand gleicht die Technik aus. Eine zehnfache Vergrößerung des Operationsfeldes erleichtert die Orientierung, nach einem Instrumentenwechsel manövriert der Arm erneut an die exakt gleiche Stelle. Gesundes und erkranktes Gewebe grenzen die Chirurgen durch die Injektion von ICG (Indocyangrün) ab – die Verteilung des fluoreszierenden Farbstoffs in den Blutgefäßen macht etwa nichtdurchblutete Bereiche sichtbar.
Helios-Chefarzt: Roboter-Einsatz ist ein „Quantensprung“ in der Chirurgie
Auch interessant
„Der Einsatz des Roboters bedeutet einen Quantensprung in der Chirurgie“, schwärmt der Helios-Chefarzt, „viele Operationen werden sicherlich schon bald nur noch mit dem DaVinci gemacht“. Dafür spricht auch eine deutlich kürzere Erholungszeit der Patienten, die mittlerweile klar belegbar ist. „Warum das so ist, wissen wir noch nicht genau“, erklärt Dr. Norbert Hennes, „ein Grund ist wohl, dass Patienten während der Operation nicht mehr bewegt werden müssen. Das reduziert die Belastung und beschleunigt die Erholung.“ Das sei ein großer Vorteil für Krebspatienten und Menschen mit schweren Vorerkrankungen.
Sie sind es, die vor allem von der Technik profitieren. Bei Tumoren an Darm, Bauchspeicheldrüse, Magen und Leber setzen die Helios-Chirurgen auf den Roboter, um bei kleinteiligen Gewebeentfernungen an schwerzugänglichen Stellen möglichst präzise arbeiten zu können. Für die Ärzte ist der Sitz an der Konsole bei den oft mehrstündigen Operationen deutlich entspannter als die gebeugte Haltung über dem OP-Tisch.
Patienten: Keine Skepsis gegenüber der ferngesteuerten Operation
Nach mehreren hundert Operationen sei der Roboter-Einsatz im St. Johannes „nicht mehr wegzudenken“, sagt der Chefarzt. „Er ist fester Bestandteil unserer Arbeit geworden.“ Gibt es Technik-Skepsis bei den Patienten, die immer über den DaVinci-Einsatz aufgeklärt werden? „Nein“, versichert Dr. Norbert Hennes, „es gab bisher niemanden, der es abgelehnt hat.“