Duisburg. Ausfälle und überfüllte Bahnen in Duisburg: Der Ärger über die DVG-Linien 903 und 901 ist groß. Was die Situation 2023 noch verschärfen kann.

„Nicht mehr hinnehmbar!“ „Grenzwertig!“ „Fahrlässig!“ Markus Zgorzalewicz hat die Nase voll vom Ärger auf der Linie 903 in Duisburg. Er pendelt mit der Straßenbahn zur Arbeit. Neulich morgens habe er versucht, von der Haltestelle „Hamborn Feuerwache“ zum Duisburger Hauptbahnhof zu kommen. Es sei chaotisch gewesen. Zgorzalewicz berichtet von gestrichenen Verbindungen und Bahnen, die teilweise so überfüllt gewesen seien, dass kein Fahrgast mehr habe zusteigen können. Auch etliche Schüler seien betroffen gewesen.

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Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) verweist auf Fahrzeugstörungen. Außerdem gebe es nach wie vor krankheitsbedingte Ausfälle, aber auch unvorhergesehene Ereignisse, die zusätzlich zu Problemen führen. So habe es am vergangenen Samstag zum Beispiel einen Brand auf der Strecke der 903 gegeben. Die Feuerwehr war im Bereich „Auf dem Damm“ in Meiderich im Einsatz.

DVG-Linie 903 ist ein Dauerärgernis in Duisburg

Diese laut DVG-Sprecherin Kathrin Naß „nicht kalkulierbaren Ausfälle“ können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Linie 903 ein Dauerärgernis für ÖPNV-Nutzer in Duisburg ist. Kein Wunder also, dass sie beim großen DVG-Linien-Check dieser Redaktion insgesamt am schlechtesten abgeschnitten hat. Die Schulnote zur „Gesamtbewertung“: 4,9 („mangelhaft“). Nur unwesentlich besser – Note 4,7 – wurde bei der Umfrage in dieser Kategorie die Linie 901 bewertet.

Die DVG hat nicht nur alte, marode und damit störanfällige Straßenbahnen, sondern auch zu wenige. Und 2023 könnte sich die Situation auf den Linien 903 und 901 sogar noch verschärfen. Wie Naß auf Anfrage bestätigt, müssen dann turnusgemäß „viele Straßenbahnen“ zur Hauptuntersuchung (HU), die „in der Regel pro Fahrzeug zwei Wochen“ dauere.

Viele Straßenbahnen müssen 2023 zur Hauptuntersuchung (HU)

Die DVG will die HU so durchführen, dass die Bahnen dazu nach und nach in die Werkstatt kommen, aber sie werden dann eben definitiv für diese Zeit nicht zur Verfügung stehen. Das Verkehrsunternehmen arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, die Verfügbarkeit der Fahrzeugflotte zu verbessern und setzt zudem darauf, dass 2023 schon neue Straßenbahnen im Fahrgastbetrieb sind.

Wann es konkret soweit ist, steht allerdings noch nicht fest. Aufgrund von Lieferproblemen beim Hersteller Alstom, ehemals Bombardier, hat die DVG von insgesamt 49 neuen versprochenen Bahnen bisher neben den beiden Prototypen auch nur vier Serienfahrzeuge erhalten. Immerhin sind dem Verkehrsunternehmen zuletzt alle Zulassungsunterlagen zur Prüfung übermittelt worden. „Sobald die neuen Bahnen die Zulassung haben und mit Fahrgästen in den Einsatz gehen, entlastet das auch die geplanten Hauptuntersuchungen bei den Straßenbahnen“, sagt Naß.

Viele Straßenbahnen müssen 2023 in die Werkstatt zur Hauptuntersuchung, die pro Fahrzeug „in der Regel“ zwei Wochen dauere, sagt Kathrin Naß, Sprecherin der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG).
Viele Straßenbahnen müssen 2023 in die Werkstatt zur Hauptuntersuchung, die pro Fahrzeug „in der Regel“ zwei Wochen dauere, sagt Kathrin Naß, Sprecherin der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). © Daniel Tomczak / DVV

Bei der letzten HU 2015 hatte es für die DVG ein böses Erwachen gegeben. Einige Fahrzeuge waren irreparabel. „Und so musste man sich damals plötzlich schon viel früher mit neuen Bahnen auseinandersetzen. Das war eigentlich erst ab 2025 geplant“, ordnete Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn unlängst den Ausgangspunkt für das heutige Dilemma noch einmal ein.

>> ERGEBNISSE DES DVG-LINIEN-CHECKS IN DUISBURG

  • Die Redaktion hat damit begonnen, die Ergebnisse ihres DVG-Linien-Checks zu veröffentlichen.
  • Über 5500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben zwischen dem 8. Mai und dem 18. Juli bei der großen Umfrage zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Duisburg mitgemacht.
  • Sie haben 15 von der Redaktion ausgewählte, stark genutzte DVG-Linien in zehn Kategorien mit Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewertet.
  • Die seit dem 1. März 2022 komplett mit Elektrobussen betriebene Linie 934 hat in der Frage der „Gesamtbewertung“ mit einer Durchschnittsnote von 2,8 am besten abgeschnitten und am schlechtesten die Linie 903 (4,9), die unter anderem auch in der Kategorie „Sicherheit“ ganz hinten liegt.