Duisburg-Altstadt. Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg erneuern am Calaisplatz in der Altstadt die Kanäle. Vorher sind aber Archäologen auf der Baustelle gefragt.
Die Stadt Duisburg will den Calaisplatz in der Altstadt umbauen und aufwerten, damit es eine attraktivere Verbindung zwischen Münzstraße und Innenhafen gibt. Aktuell wird bereits gebuddelt, allerdings handelt es sich um Vorarbeiten der Wirtschaftsbetriebe, die an dieser Stelle die Kanalisation erneuern. „Bei der Neugestaltung sollen die alten Bäume erhalten werden. Daher ist es notwendig, die Kanalisation zu verlegen, weil sie durch die Baumwurzeln so stark beschädigt wurde, dass eine Sanierung im Bestand nicht möglich ist“, erläutert Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
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Bei den Grabungen für die neuen Schachtbauwerke gehen die Bauarbeiter vorsichtig zu Werke. Die Untere Denkmalbehörde vermutete nämlich, dass sich unter dem alten Parkplatz einige stadtgeschichtlich interessante Funde machen ließen. Und in der Tat sind Mitarbeiter der beauftragten Fachfirma „Archäologen Linnemann, Quenders und Partner“ (LQ Archäologen) dort auf alte Mauerreste gestoßen, Thorsten Quenders spricht lieber von „baulichen Hinterlassenschaften“.
Calaisplatz in der Duisburger Altstadt war früher ein wichtiger „Hot-Spot“
„Das ist eigentlich nicht verwunderlich. Der Calaisplatz war früher ein Hot-Spot, hier haben sich wichtige Routen gekreuzt“, erklärt Timo Perschewski und nennt neben Rhein und Ruhr zum Beispiel den Hellweg. „Duisburg hat eine sehr lange Geschichte. Das vergessen die meisten nur, weil die Industriegeschichte viel bekannter ist.“ Die LQ-Archäologen waren schon an verschiedenen Stellen in Duisburg im Einsatz, zum Beispiel entlang des Innenhafens an der Unterstraße.
In rund drei Metern Tiefe liegen am Calaisplatz nun einige Mauerreste frei. Ein Kollege von Perschewski säubert gerade die Steine. Eine Schicht stammt aus dem 19. Jahrhundert, andere datieren etwa auf das 16./ 17. Jahrhundert. Für die Experten sind zum Beispiel Straßenpflaster und frühere „Laufhorizonte“ erkennbar. „Im Bereich des Calaisplatzes hat es früher Wohnbebauung gegeben. Diese Steine stammen von einem Haus, das an die Stadtmauer angebaut war“, erläutert Dr. Eicke Granser und zeigt auf einen anderen Bereich.
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Stadtsprecher Hiedels ordnet den Fund so ein: „Das jüngere Gebäude mit Natursteinen in den untersten Lagen des Fundaments zählt zu den frühen Mauerhäusern der Stadtmauer und ist bereits im Urkataster 1823 mit weiteren Befestigungsbauten dargestellt. Das zweite Gebäude wurde aus einem Mischmauerwerk von großformatigen, mittelalterlichen Backsteinen und Natursteinen errichtet. Dieses Gebäude ist auf dem Corputiusplan von 1566 nicht dargestellt, seine Entstehung und Nutzung ist in die Zeit davor, in die Epoche des Hoch- bis Spätmittelalter zu stellen.“
Vermessungen, Zeichnungen und Orthomosaike dokumentieren die Funde
Ein Stück den Calaisplatz hinauf findet sich eine weitere Jahrhunderte alte Steinreihe, zudem eine mittelalterliche Scherbe. „Zerscherbte Gefäße haben wir an ganz vielen Stellen gefunden“, so Quenders. Er und seine Kollegen dokumentieren die Fundstücke anhand von Zeichnungen, mit Hilfe von Vermessungen und sogenannten Orthomosaiken. So bezeichnet man eine Fotodatei, die aus vielen Fotos zusammengesetzt wird und eine Draufsicht auf den Bereich oder ein Objekt bietet. Alle Methoden helfen, das Wissen über das Bodendenkmal für die nächsten Generationen zu sichern.
In diesem Fall kann wohl ein Teil der Fundstücke erhalten bleiben. „Unter kleiner Veränderung der Schachtgrube ist es nun möglich, die Mauern des älteren Gebäudes ganz und die des jüngeren zum großen Teil zu erhalten“, betont Hiedels. Es konnte neben der historischen Bebauung auch das alte Geländeniveau am Hafen nachgewiesen werden. Der Calaisplatz sei Teil des Bodendenkmals mittelalterliche Stadt. Im Bereich der Altstadt komme es regelmäßig zu – von der Unteren Denkmalbehörden angeordneten – archäologischen Untersuchungen im Rahmen von Bauarbeiten.
Stadtgeschichte wird besonders anschaulich
Noch haben Perschewski, Granser und die Kollegen noch einiges zu tun. Die Kälte macht ihnen nichts, „aber wenn es schneien oder stark regnen würde, wäre das schlecht“, wissen sie. Unter den Duisburgern scheint sich inzwischen herumgesprochen zu haben, dass es in der Altstadt etwas zu gucken gibt. Dann und wann bleiben ein paar Passanten stehen und schauen den Archäologen zu. Hier wird Stadtgeschichte schließlich besonders anschaulich.