Duisburg. Das RS-Virus und die Influenza grassieren. Krankenhauseinweisungen und Wartezeiten: Kinderärzte in Duisburg sagen, wie sich die Lage zuspitzt.
Das RS-Virus grassiert, dazu kommen zahlreiche Influenza-Fälle – die Kinderkliniken sind am Limit (wir berichteten), aber auch die Kinderärzte. Die Sprechzimmer sind zum Bersten voll, die Infektwelle sei enorm und auch das Praxispersonal betroffen, sagt etwa Christoph Fangmann. Der stellvertretende Obmann der Duisburger Kinder- und Jugendärzte mit Praxis in Marxloh nennt eine Zahl, die verdeutlicht, wie sehr sich die Situation zuspitzt.
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Pro Tag müsse er derzeit ein Kleinkind ins Krankenhaus einweisen lassen muss. Dies liege in allererster Linie an den RS-Viren, die gerade bei den jüngsten Patienten, auch Säuglingen, für schwere Verläufe sorgen können. „Wir sprechen hier von einer Bronchiolitis“, so Fangmann. „Die kleinsten Atemwege in den Lungen entzünden, verkleistern und verstopfen sich. Zum Glück hatte ich zumindest noch keine Todesfälle zu beklagen.“
RS-Viren und Influenza: Enorme Wartezeiten bei Kinderärzten in Duisburg
Die Wartezeiten in seiner Praxis seien aktuell enorm. „Die Eltern sitzen da mit ihren Kindern zwei bis drei Stunden“, so der Kinderarzt. „In der Notaufnahme an den Wochenenden sind wir aber mittlerweile bei bis zu sieben Stunden, habe ich mir sagen lassen.“
Dabei seien die aktuell vorherrschenden Infektionen nicht schwerwiegender als sonst. „Es sind einfach viel mehr Kinder betroffen“, sagt Fangmann. „Durch die Corona-Schutzmaßnahmen, die Masken und Lockdowns in der Vergangenheit gibt es eine große Menge an Kleinkindern, die noch nie Infekte hatten und das alles jetzt geballt nachholen.“
Corona spielt derzeit nur eine untergeordnete Rolle
Apropos Corona: Das Virus spiele aktuell eine eher untergeordnete Rolle – sowohl, was die Häufigkeit als auch die Schwere der Fälle betrifft, sagt Markus Schäfer vom U18-Kinderarztzentrum in Rheinhausen. Dies sei bei den RS-Viren und der Influenza, gegen die der Obmann der Kinder- und Jugendärzte in Duisburg Impfungen empfiehlt, ganz anders.
Die Gesamtsituation verschärfe sich laut Schäfer und Fangmann zudem durch Kinder, die nur wegen Schulattesten in den Wartezimmern sitzen. Dies sei aus mehreren Gründen unsinnig.
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„Erst einmal sieht das Schulgesetz vor, dass Eltern in der Regel ihre erkrankten Kinder bei der Schule entschuldigen“, so Fangmann. „Und trotzdem verlangen viele Lehrer ärztliche Atteste. So werden Kinder einer unnötigen weiteren Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Viele kommen aktuell mit fast überstandenem RS-Virus in meine Praxis und gehen mit Influenza.“
Markus Schäfer hatte als Obmann mitgeteilt, dass der Kinder- und Jugendärzte in Duisburg ab sofort nur noch in begründeten Einzelfällen Schulatteste ausstellen (wir berichteten).