Duisburg. Die U79 fährt in Duisburg zu den Stoßzeiten nur noch im 15-Minuten-Takt. So voll sind die Bahnen am ersten Tag. Das sagen die Pendler.

Die Bahnen der U79-Linie fahren seit Montag, 7. November und bis auf Weiteres in Duisburg zu den Stoßzeiten nicht mehr im Zehn-Minuten-Takt, sondern im 15-Minuten-Takt. Die DVG begründet diese Entscheidung mit fehlenden Fahrzeugen. Viele Pendler sind betroffen und hatten sich vor vollen Bahnen gefürchtet. Doch wie lief der erste Morgen mit ausgedünntem U79-Takt? Wir haben uns an den Haltestellen und in den Bahnen umgeschaut – und umgehört.

6.30 Uhr: Noch ist es ruhig am Duisburger U-Bahnhof. Rund zehn Menschen warten auf ihre Bahn, die Köpfe in den Kapuzen versteckt. Wer seine Kopfhörer aus den Ohren nimmt, hört nur das gleichmäßige Klackern der Rolltreppe. Keine Gespräche, keine lauten Geräusche. Dann fährt die U79 ein. Die Bremsen quietschen, zehn Fahrgäste steigen aus, zehn steigen ein. Jeder bekommt einen Sitzplatz. Die Ruhe vor dem Sturm.

U79 in Duisburg: Wie Pendler auf den ausgedünnten Takt reagieren

An der Haltestelle Platanenhof im Dellviertel fast das gleiche Spiel. Die U79 kommt von Düsseldorf aus, hält an, zwei Gäste steigen aus, fünf steigen ein. Und wieder Stille. Der ausgedünnte Takt der Bahnlinie wird erst deutlich, als die Abfahrtzeit an der Anzeigetafel umspringt: „U79 – Meiderich Bf – 14 Minuten“. Auf dem gedruckten Fahrplan steht noch die alte Zeit, als die Bahn morgens noch alle zehn Minuten fuhr.

Wer um 7 Uhr mit der U79 in Duisburg fährt, bekommt in der Regel noch einen Sitzplatz. Eine halbe Stunde später sieht es schon anders aus.
Wer um 7 Uhr mit der U79 in Duisburg fährt, bekommt in der Regel noch einen Sitzplatz. Eine halbe Stunde später sieht es schon anders aus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Eline Reger (28) bemerkt die geänderten Fahrtzeiten, weil sie am Platanenhof länger wartet als sonst: „Ich wohne direkt gegenüber. Normalerweise gehe ich einfach zur Haltestelle und sitze ein paar Minuten später in der Bahn. Jetzt warte ich schon seit über zehn Minuten“, sagt sie. Die 28-Jährige studiert Nano-Engineering an der Uni Duisburg-Essen und fährt fast jeden Tag mit der Bahn zum Duisburger Campus.

Ihr Vorteil: Sie ist nicht auf die U79 angewiesen. Auch mit der Linie 903 kommt sie zum Hauptbahnhof und von dort aus zur Uni. „Aber für Leute, die nur mit der U79 fahren, könnte der neue Takt echt zum Problem werden“, meint sie. Sie habe schon oft erlebt, dass Bahnen ausfallen. „Wenn in zehn Minuten die nächste Bahn kommt, ist das bestimmt kein Problem. Aber bei 15 Minuten könnte es vielleicht schon knapp werden.“

Bahnhof Meiderich: Volle Bahn, viele Gäste stehen

7.30 Uhr: Jetzt wird es langsam voll. Am Meidericher U-Bahnhof warten rund 30 Menschen auf die U79. Als die Bahn losfährt, sind schon fast alle Sitzplätze belegt. Viele Fahrgäste stehen. Dazu gehört auch der 18-jährige Josua, der mit der U79 zum Hauptbahnhof möchte, um von dort aus nach Karlsruhe weiterzufahren. Er muss sich mit seinem großen Koffer hinter die Tür quetschen. „Bisher war die Linie immer recht leer. Heute ist es voller. Ich hoffe, dass das nicht so bleibt“, sagt er.

Benedikt Lux (18) hat einen der begehrten Sitzplätze bekommen. Er fährt jeden Morgen mit der U79 zur Schule, also von Meiderich bis zur Steinschen Gasse. Der Schüler ist vom ausgedünnten Takt verärgert: „In anderen Städten wie Köln fährt die U-Bahn alle zwei Minuten. Davon könnte sich Duisburg eine Scheibe abschneiden.“ Seine Sorge: „Wenn jetzt eine Bahn ausfällt und erst in 15 Minuten die nächste kommt, komme ich zu spät.“

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8.15 Uhr: Als die U79 Richtung Düsseldorf am Duisburger Hauptbahnhof einfährt, dürfte es manchen Wartenden mulmig werden. Nicht mehr nur Sitzplätze sind begehrt, sondern viele sind froh, wenn sie überhaupt noch einen Platz in der Bahn bekommen. Vor allem an den Stationen rund um den Hauptbahnhof gleicht die Bahn einem Stehblock in einem ausverkauften Bundesliga-Stadion: Die Fahrgäste stehen Schulter an Schulter und stützen sich gegenseitig.

Mit der U79 nach Düsseldorf: Was ändert sich nun?

Ronja (22) und Priscilla (21) stehen mitten drin. Sie studieren Hebammenkunde in Düsseldorf, kommen aus Essen und steigen am Duisburger Hauptbahnhof in die U79 ein, um zur Uni zu fahren. „Wir sind eh fünf Stunden am Tag mit der Bahn unterwegs. Die U79 macht da nur ein Teilstück aus“, sagt Ronja gelassen. Von der langen Fahrt fühlt sie sich oft gestresst. Deswegen fahre sie häufig mit dem Auto.

Priscilla hat zu den veränderten Fahrtzeiten zur Hauptstoßzeit eine gespaltene Meinung: „Natürlich ist es nicht schön, so lange zu warten. Dann ist auch das Risiko größer, den Anschluss zu verpassen.“ Außerdem befürchtet sie, dass die Bahnen nun deutlich voller werden. „Das ist vor allem unangenehm, wenn man so eine lange Strecke bis nach Düsseldorf fährt“, sagt sie. Andererseits erhofft sie sich, dass die Bahn nun zuverlässig kommt, wenn sie schon seltener fährt: „Vielleicht kann man dann mit der U79 besser planen.“

>> VERÄNDERTER TAKT DER U79 IN DUISBURG: DAS STECKT DAHINTER

  • Ursprünglich fuhr die U79 in Duisburg zu Stoßzeiten im Zehn-Minuten-Takt, also in der Woche zwischen 6 und 9.30 Uhr sowie zwischen 16 und 20 Uhr.
  • Nur noch alle 15 Minuten fährt die Bahn seit Montag, 7. November. Außerhalb der Hauptverkehrszeit bleibt der Fahrplan unverändert.
  • Zuverlässige Fahrten, bessere Planbarkeit – das war der Gedanke hinter der Umstellung bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) und Düsseldorfer Rheinbahn.