Duisburg. Sanierung, Erweiterung und Neubau von Schulen in Duisburg sind eine Mammutaufgabe. So sollen die neuen Schulen aussehen, die nun geplant werden.
Vor sechs Jahren begann die Stadt, Klassencontainer aufzustellen, um den eklatanten Mangel an Schulraum in Duisburg zu lindern. Trotz millionenschwerer Förderprogramme lassen die dringend erwarteten Erweiterungen und Neubauten weiter auf sich warten. Zu Schulen, Toiletten und künftigen Projekten äußern sich Thomas Krützberg, Sprecher der Geschäftsführung des städtischen Immobilienmanagements (IMD) sowie der Schulbaugesellschaft Duisburg (SD) und Robin Eckardt, technischer Geschäftsführer der SD.
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Das Förderprogramm „Gute Schule 2020“ wurde in Duisburg als „Toiletten-Sanierungsprogramm“ verspottet. Wie viele WC-Sanierungen stehen noch aus?
Thomas Krützberg: Das ist ein dauerhafter Prozess. Der wurde zu langsam angegangen. Die richtigen Arbeiten wurden erst 2020 begonnen. Weil Handwerksbetriebe kaum zu bekommen waren, greifen wir nun auf die Stadtwerke-Tochter Octeo zurück. Bis 2024 werden nun für 17 Mio Euro WC-Sanierungen umgesetzt, weitere erfolgen für ebenfalls 17 Mio Euro aus dem Paket „Gute Schule 2020“. Insgesamt sind das 64 Maßnahmen. Erledigt sind bisher 35 von insgesamt 160. Als ehemaliger Bildungsdezernent weiß ich: Eine gute WC-Anlage ist eine „pädagogische Unterstützung“. Deshalb ist es wichtig, dass die Sanierungen jetzt Fahrt aufgenommen haben.
„Wir brauchen Klassencontainer, bis die Erweiterungen fertiggestellt sind“
Wie lange bleiben die Klassencontainer noch?
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Krützberg: Wir brauchen kurzfristig zusätzlichen Raum, weil die Zahl der Schüler in Duisburg – auch durch Geflüchtete – weiter steigt. Deshalb brauchen wir weitere Container. Benötigt werden die mobilen Klassen, bis die projektierten Erweiterungen fertiggestellt sind.
Robin Eckardt: Durch die Pandemie sind weniger Schüler versetzt worden. Auch dadurch entsteht höherer Raumbedarf. Auch für die Überbrückung von Sanierungszeiten werden wir die Container benötigen. Dabei: Sie sehen deutlich besser aus als manche Schule von innen.
„Die Schulbaugesellschaft ist mit vier Projekten gestartet, jetzt sind es 17“
Die Aufgaben für die Schulbau-Gesellschaft wachsen. Wann kommt die Umsetzung?
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Eckardt: Stimmt. Bei der Gründung 2020 sind wir mit vier Projekten gestartet, mittlerweile sind wir bei 17.
Krützberg: Eine Schule baut sich nicht von selbst. Bebauungspläne müssen geändert, Planungsvorlagen erstellt werden. Wir gehen davon aus, dass wir zeitnah beginnen können mit dem Neubau der Gesamtschule in Röttgersbach. Im Oktober wollen wir den Bauantrag stellen.
Die Schulbaugesellschaft kann den Auftrag komplett an einen Generalunternehmer vergeben. Wir groß ist das Interesse?
Eckardt: Wichtig ist, dass wir mit dem Markt im Gespräch sind, gute Ausschreibungsunterlagen liefern. Die Mühe, die man dort investiert, spiegelt sich in der Zahl der Angebote. Was wir in Duisburg gestartet haben, findet Beachtung. Für die Gesamtschule Mitte/Süd auf dem Didier-Gelände in Wanheimerort hat das „Who-is-Who“ der deutschen Planer angeboten. Im Norden ist die RKW aus Düsseldorf als Generalplaner im Boot, sie hat viel Erfahrung im Schulbau. Auch wer bauen will, muss derartige Projekte schon erfolgreich abgewickelt haben.
„Mit neuen Schulen fällt es leichter, Lehrer für Duisburg zu begeistern“
Wie werden die neuen Schulen aussehen?
Eckardt: Es sind die ersten Gebäude, die nach neuer Schulbaurichtlinie gebaut werden. Es wird offene Bereiche, verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten geben mit der Möglichkeit, andere pädagogische Konzepte umzusetzen. Damit wird es auch leichter, Lehrer für Duisburg zu begeistern.
Krützberg: Wir bauen für die Zukunft, etwas Bedeutendes für die Bildungslandschaft. Duisburg macht da einen gewaltigen Schritt.
Darauf wartet auch die Theodor-König-Gesamtschule. Was ist schief gelaufen?
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Krützberg: Jede Baumaßnahme, die in der Vergangenheit dort begonnen wurde, führte entweder zu Fehlern oder neuen Erkenntnissen. Wir schauen jetzt gemeinsam nach vorn. Es gibt drei Baustränge: normale Sanierung durch das IMD, die Umsetzung durch das Sonderinvestitionsprogramm, ebenfalls durch das IMD und die Erweiterung durch die Schulbaugesellschaft. Wir wollen die Türme am Ende des Schuljahres so weit haben, dass die Comenius-Schule wie zugesagt als Drittstandort aufgegeben werden kann. Die Erweiterung planen wir mit der Schulgemeinde.
Eckardt: Es ist uns klar, dass diese Situation die Schule zerreißt. Wir haben den Ablauf bis 2026 klar mit der Schulgemeinde kommuniziert. Ein Ende dieses Horrorstreifens ist nun zumindest absehbar.
„An der Hitzestraße darf es keine Bastellösung geben. Dafür würde ich mich schämen“
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An der Hitzestraße soll eine Förderschule entstehen. Wie geht’s dort weiter?
Eckardt: Wir suchen nun nach Planungsbüros, machen mit den Schulen eine Bedarfsplanung mit dem Amt für schulische Bildung. Die Substanz des Altbaus ist gut, Abriss war deshalb kein Thema. Ob es dabei bleibt, muss eine Wirtschaftlichkeitsprüfung noch ergeben. Auch funktional muss es aufgehen. Es darf keine Bastellösung werden. Dafür würde ich mich schämen.
Langfristig haltbare Kalkulationen sind derzeit kaum möglich. Ist seriöse Planung aktuell überhaupt möglich?
Krützberg: Die Preise explodieren, das ist nicht neu. Es geht darum, mit den Unternehmen kluge Lösungen zu finden, damit wir zu marktgerechten Preisen einkaufen und das Risiko verteilen können. Wir erleben gerade, dass private Projekte zurückgestellt werden. Ich spüre größeres Interesse an Projekten der öffentlichen Hand, weil man vermutet, dass sie weiter umgesetzt werden müssen. Im Zweifelsfall müssen wir manche Maßnahme etwas schieben, um uns nicht zu vergaloppieren.
Strebt die Schulbau-Gesellschaft verlässliche Partnerschaften mit Planern und Bauunternehmen an?
Eckardt: Dem steht das Ausschreibungsrecht entgegen. Aber wenn es eine erfolgreiche Zusammenarbeit gibt, und man weiß, wie der andere tickt, spricht nichts gegen ein zweites gemeinsames Projekt. Wir sind interessiert an Partnern, die Kumulativ-Leistungen erbringen, also uns etwa eine Planung aus einem Guss liefern. So können wir mit wenig guten Leuten viel bewegen.
Sie haben 2020 als „Einzelkämpfer“ begonnen. ...
Eckardt: Zum 1. April 2021 sind zwei Kollegen eingestiegen, zwei weitere beginnen am 1. Oktober, perspektivisch sollen weitere Kollegen folgen.
„Wir wollen uns als Sanierungstruppe mit Schwerpunkt Schulen neu erfinden“
Ihr Vorgänger hat den Sanierungsbedarf der Schulgebäude auf 500 Millionen Euro beziffert. Korrekt?
Krützberg: Es ist die untere Grenze. Wir haben Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert, es ist, wie in fast allen Kommunen, auch hier auf Verschleiß gefahren worden. Das IMD hatte weder Geld noch Personal, sollte aber alles machen. Wir wollen uns als Sanierungstruppe mit dem Schwerpunkt auf Schulen neu erfinden. Für Neubauten haben wir die Schulbau-Gesellschaft und die Infrastruktur-Gesellschaft, auch Kitas bauen wir nicht mehr. Aber dennoch gibt es für das IMD immer neue Sonderprojekte. Jetzt müssen mit Hochdruck an allen öffentlichen Gebäuden die Vorgaben aus den Energiesparpaketen umgesetzt werden.
Holen die Versäumnisse der Vergangenheit Duisburg bei den Energiekosten ein?
Krützberg: Wir haben langfristige Verträge für die Belieferung. Aber die Umlage wird auf uns zukommen, wenngleich wir sie auf die Mieter umlegen können.
Was liegt außerdem an?
Krützberg: Das Theater, die Arbeit am Zentrum für Erinnerungskultur.
Das Stadttheater muss dringend saniert werden. Ein Fall für die DIG?
Krützberg: Das sollte man Unternehmen überlassen, die mit der Sanierung von Theatern und denkmalgeschützten Gebäuden Erfahrung haben. Es ist wohl keine originäre Hafen-Kompetenz, aber auch wir würden es nicht selbst machen. Wir haben unsere Planung für die Sanierung abgearbeitet. Damit wird sich nun die Politik beschäftigen. Bis Ende des Jahres soll es einen Vorschlag geben.
Im Tagesgeschäft scheint es besser zu laufen zwischen dem IMD und den Nutzern der Gebäude.
Krützberg: Es ist ruhiger, weil wir reagieren. Der größte Fehler der Vergangenheit war, auf Beschwerden nicht zu reagieren. Auf eine E-Mail gibt es nun am gleichen oder folgenden Tag eine Rückmeldung, binnen zwei bis drei Wochen die Antwort, was passiert. Es gibt natürlich bei 1449 städtischen Immobilien weiter Beschwerden. Aber viele registrieren, dass sie ankommen und dass wir reagieren.
Wie läuft’s mit dem digitalen Kataster für die Gebäude?
Ein schwieriges Thema. Wir müssen das neue Building Information Modeling (BIM) mit unserem System übereinbringen. Anbieter sind gefunden, jetzt wird ausgeschrieben. Obwohl wir erst wenige Gebäude erfasst haben, sind wir aber auf dem Weg zum digitalen Betrieb von städtischen Immobilien bundesweit vorn. Deshalb können wir aber leider nicht auf Erfahrungen anderer Kommunen zurückgreifen.
>>IMD: 40 NEUE MITARBEITENDE
- Die personelle Unterbesetzung war lange Zeit ein großes Problem des städtischen Immobilienmanagements. Zuletzt füllten sich die Büros des IMD am Burgacker (425 Planstellen). „Seit Jahresbeginn gab es 40 Neueinstellungen“, berichtet Geschäftsführer Thomas Krützberg. „Schwer bleibt es allerdings, Statiker, Ingenieure und Architekten zu gewinnen. Da arbeiten wir mit Headhuntern.“
- Leichter falle die Rekrutierung, seit nicht mehr das städtische Personalamt, sondern das IMD selbst die Ausschreibungen mit einer eigenen Personalabteilung übernimmt. Krützberg: „Wir können unsere Aufgaben besser beschreiben und Nachfragen von Bewerbern besser beantworten.“ Werbung in eigener Sache hat die städtische Immobilien-Tochter auch an den Hochschulen gemacht.
- Mit übertariflichen Bezahlungen kann das IMD nicht locken, um mit der freien Wirtschaft zu konkurrieren. „Dann müssten wir auch die langjährig Beschäftigten besser bezahlen“, so Krützberg. Außerdem sei bei der Umsetzung von Förderprogrammen die Einhaltung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD) vorgeschrieben. Geprüft werde aber die Zahlung von Fachkräfte-Zulagen, etwa für Techniker – allerdings für alle, nicht nur für frisch eingestellte.
- Das IMD versuche deshalb, mit Homeoffice-Möglichkeiten und einem Dienstwagen-Pool sowie mit einem sicheren Arbeitsplatz und guten Fortbildungsangeboten zu punkten. „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber.“