Duisburg. Verkehrsplaner und Fahrrad-Aktivisten sind in Duisburg selten einer Meinung. Diese laufenden und geplanten Bauprojekte kritisiert der ADFC.

Den Duisburger Verkehrsplanern gelingt es nicht, Straßen und Radwege nach dem Geschmack der Fahrrad-Aktivisten zu planen. Am vergangenen Freitag übte der Fahrradclub ADFC bei einer „verkehrspolitischen Radtour“ von der Stadtmitte in den Süden einmal mehr scharfe Kritik an mehreren Bauprojekten. Der Tenor: Bau und Sanierung von Radwegen seien zwar dringend notwendig, Bäume müssten dafür aber nicht gefällt werden.

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Rund 80 Frauen, Männer und Kinder starteten unter Polizeibegleitung am Hauptbahnhof. „Eigentlich wollten wir nur eine Tour durch den Stadtsüden machen“, berichtete Wolfgang Dewald vom ADFC. Ein Ziel sollte dort die Wedauer Straße sein, wo die SPD/CDU-Mehrheit im Rat die Fällung von 26 Platanen zwischen Südende der Regattabahn und Gartenstadt Wedau für den Umbau der Straße beschlossen hat.

ADFC: Für den Bau von Radwegen sollen in Duisburg keine Bäume gefällt werden

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Ein SPD-Mann habe ihn gefragt, warum sich denn der ADFC gegen die Fällung stelle, schaffe sie doch Raum für einen neuen Radweg, so Dewald. Das sei kein Widerspruch, betont der ADFC-Aktivist: „Wir denken nicht an den eigenen kurzfristigen Vorteil, sondern wollen nicht, dass Bäume für den Bau von Radwegen gefällt werden. Im Gegenteil setzen wir uns für Bäume in der Großstadt ein: Sie spenden Radfahrern Schatten.“

Den ersten Halt an der Kreuzung Düsseldorfer-/Karl-Jarres-Straße nutzte ADFC-Sprecher Herbert Fürmann zur Kritik am barrierefreien Ausbau der Straßenbahn-Haltestelle, der gerade begonnen hat. Die vorgesehene Fällung von sieben alten Bäumen (16 neue sollen an anderer Stelle als Ausgleich gepflanzt werden) in Höhe des Akazienhofes hätte vermieden werden können, bemängelt Fürmann.

Fahrradclub: Ausbau der Düsseldorfer Straße nutzt vor allem dem Lkw-Verkehr

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Nicht nachvollziehbar findet er, warum die Stadt nicht bei der ursprünglichen Ausbau-Variante mit einem Mittelbahnsteig nördlich der Kreuzung geblieben sei, der einen Querschnitt von 10,30 Metern für Schiene, Bahnsteige, Fahrstreifen und Radwege erfordert hätte. Der nun vollzogene Ausbau mit Seitenbahnsteigen südlich der Kreuzung müsse hingegen 13,90 Meter, also 3,50 Meter breiter sein.

Kleine und große Radler nahmen bei der Critical Mass Fahrraddemo in Duisburg teil.
Kleine und große Radler nahmen bei der Critical Mass Fahrraddemo in Duisburg teil. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Gänzlich unverständlich, so Fürmann weiter, sei die Verlängerung der Linksabbiegerspur von der Düsseldorfer in die Karl-Jarres-Straße, die ohnehin durch den Schwerverkehr schon stark belastet sei, weil sie von den LKW-Fahrern als innerstädtische Abkürzung zum Rheinhauser Logport und von dort zur A 59-Auffahrt Hochfeld genutzt werde. Fürmann: „Man hätte wesentlich mehr für Radfahrer, Fußgänger und die Straßenbahn-Nutzer tun können. Aber die Hauptsache scheint zu sein, dass der Lkw-Verkehr läuft.“

Radaktivisten: Planung für den Bonifatiusplatz in Hochfeld überdenken

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Ein Dorn im Auge ist dem ADFC auch die Planung für den Umbau des Bonifatiusplatzes vor der gleichnamigen Hochfelder Kirche an der Einmündung Wanheimerstraße/Wörthstraße. „Niemand kennt den Namen des Platzes, weil es eigentlich eine dreieckige Verkehrsinsel ist“, so der Sprecher des Fahrradclubs.

Auch die neue Planung im Zuge der Internationalen Gartenausstellung (IGA 2027) löse das Gewirr von Schienen, Fahrbahnen, Radwegen und Ampeln nicht auf. Der Bau eines kurzen Radweg-Abschnitts an der Ostseite der Wanheimer Straße, auch dafür sollen einige Bäume fallen, sei sinnlos. „Das bringt für die Radfahrer nichts“, sagt Herbert Fürmann. Immerhin: An dieser Stelle bleibt noch Zeit, über eine bessere Lösung nachzudenken.

STICHWORT: CRITICAL MASS

  • Mit der „kritischen Masse“, so die Übersetzung der weltweiten Bewegung, machen Radfahrer durch gemeinsame und scheinbar zufällige Fahrten durch Innenstädte auf das Fahrrad als Form des Individualverkehrs aufmerksam.
  • Während dazu in anderen Revierstädten wie Essen und Dortmund regelmäßig große Gruppen zusammenkommen, tut sich die Aktionsform in Duisburg bislang schwer. Im Gegensatz zu den Themen-Touren des ADFC kommen bislang nur wenige Radler zusammen (Termin: letzter Freitag im Monat, 19 Uhr, Vorplatz Hauptbahnhof). Deshalb hatte der Fahrradclub seine Tour am Freitag auf den Critical-Mass-Termin gelegt.