Duisburg. Türkische und bulgarische Medien berichten über den Todesfall bei Thyssenkrupp in Duisburg. Ein Youtuber verbreitet schwerwiegende Fake News.

Über eine Woche ist der Tod eines 26 Jahre alten Arbeiters auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp-Steel (TKS) in Duisburg-Bruckhausen nun her. Gerade nach dem großen Trauermarsch am Sonntag (wir berichteten) sind auch zahlreiche Medien aus der Türkei und Bulgarien in die Berichterstattung eingestiegen.

Sie berichten in bulgarischer und türkischer Sprache über den Duisburger Fall, denn in Bulgarien leben viele türkischsprachige Menschen.

Ihre Informationen beziehen die Berichterstatter aus Schilderungen der Angehörigen des toten Refat Süleyman. Während das Onlineportal filibeliler.com aus Süleymans Heimatstadt Plowdiw kritisch, aber größtenteils faktenbasiert berichtet, schüren andere Veröffentlichungen weitere Zweifel an den Darstellungen der deutschen Polizei und des Unternehmens Thyssenkrupp-Steel, wonach der 26-Jährige bei einem Unfall in eine Schlackegrube fiel und dort erstickte.

Das Misstrauen in der bulgarischen Community im Duisburger Norden gegenüber den Ermittlungsbehörden, gegenüber dem Staat und dem Konzern war bereits am Sonntag auf dem Protestmarsch von der Wohnung des Toten zum Werk deutlich zu spüren. Sie sprachen von „Mord“ und „Vertuschung“.

Auch Youtuber nimmt Stimmung in Duisburg-Bruckhausen auf

Von dieser Veranstaltung mit offiziell 650 Teilnehmern berichtete auch der Youtuber Ben Yüksel. Rund 60.000 Abonnenten hat er auf der Plattform, 17.200 sahen sich sein Video aus Bruckhausen an. In dem 16-minütigen Beitrag interviewt er Freunde und Angehörige des Todesopfers. Er stellt aber auch die Behauptung auf, dass insgesamt drei Arbeiter in dem Werk gestorben wären. Eine Information, die in Ermittlerkreisen als „Fake-News“, also falsche Nachricht, für Unverständnis sorgt.

Auch andere Online-Berichte greifen die Stimmung in der Community auf. Atik-Online, die Internetseite der „Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Europa“, setzt den Begriff „Arbeitsunfall“ in Anführungszeichen.

Anders als im Journalismus üblich, bekommt die Duisburger Polizeibehörde in den Berichterstattungen nicht die Möglichkeit, auf die Vorwürfe zu antworten. Anfragen an die Polizei von türkischen und bulgarischen Medien gab es nach Informationen dieser Redaktion nicht.

Polizei und Thyssenkrupp gehen von Unfall aus

Der 26-Jährige verschwand am Freitagmorgen, 14. Oktober, nach seiner Pause. Er war zu diesem Zeitpunkt erst den vierten Tag für eine Fremdfirma im Einsatz, die auf dem Werksgelände mit Reinigungsarbeiten beauftragt war. Drei Tage später wurde er in dem metertiefen Becken entdeckt. Auch nach der Obduktion und umfangreichen Ermittlungen fand das Kriminalkommissariat 11 nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Fremdeinwirkung, geht weiter von einem Unfall aus.

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Überprüfungen durch das Amt für Arbeitsschutz der Bezirksregierung laufen noch. Thyssenkrupp erklärte Anfang der Woche auf Nachfrage: „Grundsätzlich gelten für alle auf unserem Werksgelände tätigen Personen einheitlich hohe Sicherheitsstandards. Wir differenzieren nicht zwischen eigenen Beschäftigten, Partnerfirmen oder Besuchern.“

Auf dem riesigen Industrieareal suchten Polizei und Werkschutz drei Tage nach dem Arbeiter.
Auf dem riesigen Industrieareal suchten Polizei und Werkschutz drei Tage nach dem Arbeiter. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND