Duisburg. Immer mehr Kneipen boykottieren die Fußball-WM 2022 in Katar. Auch in Duisburg? Ob „Finkenkrug“ oder „Zum Hocker“ – wir haben nachgefragt.

#BoykottQatar2022 – unter diesem Hashtag schließen sich deutschlandweit Fußballfans und Gastwirte, aber auch Städte und Brauereien zusammen, um ein Zeichen gegen die Fußball-WM in Katar zu setzen. Gemeinsam wollen sie deutlich machen, dass die Entscheidung der FIFA für das Gastgeberland Katar „die Gebote von Humanität und sportlicher Fairness verletzt“.

Schon seit Monaten führen Kritiker eine erbitterte Debatte über den Boykott der WM. Denn die findet dieses Mal nicht nur im Winter statt, sondern auch in einem politisch höchst umstrittenen Land, in dem es bereits Hunderte Todesfälle bei den Bauarbeiten gab, ein Land, in dem generell menschenunwürdige Arbeitsbedingungen gelten.

Fußball-WM 2022 in Katar: Welche Kneipen in Duisburg die Spiele boykottieren – und welche nicht

Seit Jahren sieht sich Katar international mit dem Vorwurf der Missachtung von Menschenrechten konfrontiert. Im Soziokulturellen Zentrum Stapeltor in der Stadtmitte werden deshalb keine WM-Spiele gezeigt. „Wir halten eh grundsätzlich nichts vom Fußball-Nationalismus und laden stattdessen am 23. November ab 18 Uhr zum Kicker-Turnier ein – für alle, die Fußball lieben, aber keine Lust auf Ausbeutung haben“, sagt Christian Wagemann.

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Im „Finkenkrug“ in Neudorf ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Man sei sich noch unsicher, sagt Thekenchefin Anika Otter. Einerseits müsste man die WM „wegen der Vorkommnisse in Katar“ boykottieren. Andererseits habe die Gastronomie in den vergangenen Wochen und Monaten schon sehr gelitten und man wolle „niemanden vor den Kopf stoßen“.

Im „Finkenkrug“ in Neudorf ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Man sei sich noch unsicher, sagt Thekenchefin Anika Otter.
Im „Finkenkrug“ in Neudorf ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Man sei sich noch unsicher, sagt Thekenchefin Anika Otter. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Die Kneipe „Zum Hocker“ in Bissingheim zeigt alle Deutschland-Spiele – und die, die zeitlich passen. Kneipenwirt und Comedian Markus Krebs: „Wer die Spiele nicht schauen will, der schaut sie halt nicht. Politisch gesehen hätte man viele Veranstaltungen in der Vergangenheit dann auch boykottieren müssen. Was in Katar passiert ist, muss aufgeklärt werden – und das wird es, da bin ich mir sicher. Aber Sportler, das komplette Team dahinter und viele Fans freuen sich auf die WM. In diesen Zeiten eine Abwechslung, die auch viele mal gebrauchen können.“

MSV plant keine Boykott-Aktionen

Auch im „Gleis Drei“ in Duisburg-Großenbaum sollen die Spiele zu sehen sein. „Wir planen definitiv, die WM auf unseren Leinwänden und den Fernsehern im Restaurant zu zeigen, und hoffen sehr, dass es unter den dann geltenden Corona-Regeln möglich sein wird“, sagt Yasmin Kristic-Özge. Man habe bisher jede WM und jede EM ausgestrahlt. „Auch in diesem Jahr möchten wir diese Tradition weiterführen“, so Kristic-Özge.

Beim MSV Duisburg sind keine Boykott-Aktionen geplant. Die Vergabe nach Katar sieht man grundsätzlich kritisch: „Eine WM in ein Land zu vergeben, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, ist auch viele Jahre nach der Entscheidung nicht nachzuvollziehen“, sagt MSV-Pressesprecher Martin Haltermann. „Beschämend“ sei, dass sich die Situation im Land trotz klarer Hinweise auf Tote und Menschenrechtsverletzungen nicht gebessert und die FIFA nicht mit deutlichen Signalen reagiert habe.

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Auf der anderen Seite zeigt Haltermann Verständnis für die Sportler. „Sie haben ihr sportliches Leben lang darauf hingearbeitet, an einem solchen Turnier dabei zu sein, aber sie sind nicht verantwortlich dafür, dass die WM nach Katar vergeben worden ist.“

Ob DFB, Fans oder Medien die WM boykottieren würden oder nicht, darüber stehe dem MSV kein Urteil zu. „Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich abwägen muss. Unsere Verantwortung als ein Club in einer Stadt mit vielen verschiedenen Kulturen ist aber sicher, mit unseren Mitgliedern weiter für Toleranz, für Respekt, für soziale Integration und für ein Miteinander einzustehen“, so Haltermann.

Zentrale Public-Viewing-Veranstaltungen sind in Duisburg – wie schon bei den letzten Welt- und Europameisterschaften – nicht geplant. Von Duisburg Kontor und der Stadt beziehungsweise Duisburg Sport seien keine entsprechenden Events in Planung. Auch lägen keine Anfragen von externen Veranstaltern vor, erklärt ein Sprecher der Stadt.

>> BOYKOTT-AKTION GEPLANT? DANN BITTE MELDEN!

  • Diese Liste mit Duisburger Kneipen, die Fußball-WM-Spiele in Katar zeigen, und mit Gastronomen, die das Sport-Event boykottieren, wird fortlaufend aktualisiert.
  • Wenn Sie uns von einer Boykott-Aktion berichten oder uns erzählen möchten, warum Sie sich als Gastwirt bewusst dazu entschieden haben, die WM zu zeigen, melden Sie sich gerne per Mail an redaktion.duisburg@waz.de

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