Duisburg-Neudorf. In der St.-Anna-Kirche in Duisburg-Neudorf werden gerade moderne Büros. Ein Unternehmen bietet die im Internet an. Was die Bilder versprechen.
Der Innenraum der entweihten Kirche St. Anna in Duisburg-Neudorf könnte bald als Büro genutzt werden. Das Immobilienentwicklungsunternehmen BKI Gruppe bietet das ehemalige Gotteshaus derzeit als „ihr neues außergewöhnliches Bürogebäude in außergewöhnlicher Lage“ auf dem Online-Portal Immobilienscout an. Auf den Bilder ist zu sehen, wie Trennwände aus Glas das Kirchengebäude in einzeln nutzbare Räume unterteilen.
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St. Anna an der Geibelstraße gehörte mit zu den ersten Kirchen, die im Rahmen eines großangelegten Pfarrei-Entwicklungsprozesses geschlossen wurden. Bereits im Februar 2007 fand in dem denkmalgeschützten Gotteshaus, das von Prof. Dr. Schwarz entworfen und gebaut wurde, der letzte Gottesdienst statt. Lediglich 53 Jahre wurde sie von den Katholiken genutzt.
Auch wenn sich die meisten Gläubigen in Neudorf zu St. Ludger oder St. Gabriel orientiert haben, hängen für viele noch Erinnerungen an St. Anna. Anfangs gab es Überlegungen, dass die Universität die Kirche mit nutzen sollte, doch die Pläne zerschlugen sich. Zwischenzeitlich fanden dann in St. Anna Chorkonzerte statt. Bis 2020 nutzte die rumänische Gemeinde immer sonntags das Gebäude, dann zog diese allerdings in den Duisburger Süden.
Katholische Kirche Duisburg hat das Gotteshaus in Neudorf verkauft
„Verkauft wurde das Gebäude erst in diesem Jahr“, heißt es von Seiten der katholischen Kirche. Den Namen des neuen Besitzers möchte die Pfarrei Liebfrauen allerdings nicht nennen. Dem Vernehmen nach soll ein Co-Working-Space entstehen, bei dem sich Nutzer einzelne Schreibtische mieten können. In der Online-Anzeige wirbt die BKI Gruppe: „Die ehemalige St. Anna Kirche wird in ein modernes Bürogebäude mit außergewöhnlichem Charme verwandelt. Unmittelbar neben der Kirche liegt die Universität Duisburg-Essen. Diese direkte Anbindung an den Universitätscampus bietet eine Reihe von Vorteilen wie zum Beispiel bei der Mitarbeiterbeschaffung sowie der Lebens- und Arbeitsqualität rund um den Standort.“
Als weiterer Pluspunkt wird die zentrumsnahe Lage im Stadtteil Neudorf hervorgehoben. „Es besteht eine sehr gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel.“ Die Autobahnauffahrt sei sechs Minuten entfernt. „Die Ausstattung sowie das Einzugsdatum kann mit dem zukünftigen Mieter abgesprochen werden“, heißt es. Die Nutzfläche beträgt nach Angaben des Anbieters 817 Quadratmeter – Preis nach Vereinbarung, Provision fällt nicht an. Die Übergabe soll im Herbst oder Winter erfolgen.
BKI Gruppe firmiert am St. Anna-Weg 7 – und zahlreiche weitere Firmen
Wer vor der Kirche an der Geibelstraße steht, ahnt freilich nicht, was sich drinnen Modernes tun soll. Laut Internetseite firmiert der Anbieter dieser besonderen Immobilie selbst am St. Anna-Weg 7. An der Seite des Gebäudes findet sich ein Briefkasten, beklebt mit Namen von 25 Immobilienfirmen. Neben „Bernd Kolkmann Immobilien“, der „BKI Gruppe“ und „BKI Beteiligungs GmbH“, erreicht man hier postalisch beispielsweise auch die „Delta Immobilienprojekt GmbH“, die „Epsilon Immobilienprojekt GmbH“ und die „Jota Immobilienprojekt GmbH“. Selbige Firmennamen gibt es auch noch mit Lambda, Omega und Omikron, Sigma, Theta und Ypsilon.
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Fragen, warum sich das Unternehmen in Duisburg-Neudorf engagiert, wie weit die Umbauarbeiten sind und ob es schon erste Interessenten gibt, wurden trotz mehrfacher Nachfrage unserer Redaktion nicht beantwortet.
Auf seiner Internetseite informiert das Unternehmen: „Die BKI Gruppe ist ein bundesweit tätiges Immobilienprojektentwicklungsunternehmen, das seit mehr als zehn Jahren erfolgreich expandiert. In dieser Zeit hat es innovativen und lebendigen Wohn-, Arbeits- und Lebensraum für Jung und Alt zu bezahlbaren Preisen realisiert. Unsere wegweisenden Konzepte sind so vielfältig wie unsere Nutzer.“
Zu den umgesetzten Projekten gehören unter anderem die „Modernisierung und Erweiterung eines bestehenden Gesundheitsstandortes zu einem Gesundheitscampus“ mit einer Größe von 25.000 Quadratmetern. Zudem auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern die Entwicklung von „hochwertigen und gleichzeitig bezahlbarem Eigentums- und Mietwohnungen.“ Zudem habe man ein Gemeindehaus in ein Ausbildungszentrum der Jugendberufshilfe umgewandelt. Was auffällt: In welchen Städten genau die Projekte umgesetzt wurden, wird auf der Internetseite nicht ersichtlich.
>> Kirche im Wandel: So werden ehemalige Kirchen heute genutzt
Die Zahl der katholischen Gläubigen ist in den vergangenen Jahren immer weiter zurück gegangen – Tendenz fallend. So sind dort nach Angaben des Bistums Essen im rechtsrheinischen Bereich im vergangenen Jahr 866 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten, 2020 waren es 542. Walsum und der Duisburger Westen gehören zum Bistum Münster. Weil es weniger Gläubige gibt, müssen Kirchen geschlossen werden. Zwölf katholische Kirchen wurden seit 2006 in Duisburg entweiht, profanier sagen Fachleute. Ein Gotteshaus ist zur Profanierung vorgesehen. 14 Kirchen wurden vom Bistum Essen in Duisburg bereits verkauft.
Sozialzentrum wurde 2013 in Hochfeld eröffnet
Beispiele, wie Gotteshäuser weiter genutzt werden, gibt es einige in Duisburg. So ist in die ehemalige Kirche an der Brückenstraße das Sozialzentrum St. Peter eingezogen – es ist ein Ort der Begegnung für die Einwohner in Hochfeld und weit darüber hinaus. „Es gibt Leute, die aus Walsum kommen, weil sie hier eine Heimat gefunden haben“, sagt Schwester Martina Paul. Sie ist eine der Verantwortlichen vor Ort. Als die Entscheidung fiel, die Kirche aus den 1960er Jahren nicht mehr weiter zu betreiben, wurde das Gebäude entkernt und Räume im Raum geschaffen. Bischof Overbeck erklärte 2013 bei der Wiederöffnung mit Blick auf die Architektur: „Das Zelt gibt Obdach für Leib und Seele.“
St. Clemens in Kaßlerfeld: Abriss für ein Altersheim
Nicht alle Kirchen, die außer Dienst gestellt wurden, sind auch erhalten geblieben. So wurde beispielsweise „St. Clemens“ in Kaßlerfeld abgerissen. Auf dem Gelände steht nun ein Altenheim, betrieben von der Caritas. Viele alte Gemeindemitglieder verdrückten ein paar Tränen, als die Kirche dem Erdboden gleich gemacht wurde.
Liebfrauen in der Innenstadt wird als Kulturkirche genutzt
„Liebfrauen“ ist die Kulturkirche in der Duisburger Innenstadt. Das 1961 eingeweihte Gotteshaus wurde von Dr. Toni Hermanns entworfen und im Stil des Brutalismus gebaut. Der Altar, Glasfenster und andere Gegenstände stammen übrigens aus dem „Vatikan“-Pavillon der Weltausstellung 1958. Im Jahr 2007 gründete sich die Stiftung „Brennender Dornbusch“, deren Namen sich auf das Hauptmotiv an der Eingangsfassade bezieht. Seitdem finden hier etwa Ausstellungen und Theateraufführungen statt. Es ist die erste Stiftung im Bistum Essen, die zum Erhalt einer Kirche gegründet wurde.