Duisburg. . Weil es weniger Gläubige gibt, müssen Kirchen geschlossen werden. Protestanten und Katholiken sind kreativ, wenn es um eine neue Nutzung geht.

+++ Eine Auswahl von zehn ehemaligen Duisburger Kirchen, ihre heutige Nutzung und die Geschichte dahinter finden Sie am Ende des Artikels +++

Weihnachten, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, sind die Gotteshäuser voll. Doch das kann nicht über den Rückgang der Mitgliederzahlen hinwegtäuschen. Katholische und evangelische Kirche verlieren kontinuierlich Gläubige. Aktuell zählen die Protestanten in Duisburg 110 909 Mitglieder, bei den Katholiken waren es im vergangenen Jahr 139 299. Zum Vergleich: Vor sieben Jahren waren es bei den Evangelen noch 16 000 Menschen mehr, bei den Katholiken rund 11 000. Die Entwicklung setzt die Kirchen unter Druck, Strukturen werden reformiert. In den meisten Fällen heißt das: Gemeinden werden größer, Gotteshäuser geschlossen.

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13 katholische Kirchen wurden seit 2006 in Duisburg entweiht, profaniert nennen das Fachleute. Christian Breuer vom Bistum Münster beschreibt den Vorgang: „Die Reliquien werden aus dem Altar entnommen und alle liturgischen Gegenstände müssen aus dem Gebäude entfernt werden. Dazu zählen zum Beispiel Altar, Tabernakel und Taufstein. Sie werden an einem würdigen Ort aufbewahrt oder finden in einer anderen Kirche liturgische Verwendung.“

Viele Siedler gaben Darlehen, damit die Kirche gekauft werden konnte.
Viele Siedler gaben Darlehen, damit die Kirche gekauft werden konnte. © Lars Fröhlich

Statuten regeln weitere Verwendung

Bei den zurückgelassenen Gemeindemitgliedern im Stadtteil, lösen solche Prozesse dennoch oft Wut und Trauer aus. „Viele haben hier geheiratet oder wurden getauft. Aber das spielte dann kaum noch eine Rolle“, erinnert sich Wolfgang Stahl, Vorsitzender der Werthacker-Siedler, die gemeinsam die St. Martinus-Kapelle gekauft und gerettet haben.

In Fahrn sind die Menschen den Pfadfindern regelrecht dankbar, weil sie wieder Leben nach St. Georg gebracht haben. Die jungen Erwachsenen wollen aus dem denkmalgeschützten Gebäude einen Treffpunkt für Jugendliche machen. Da die Kirche nicht entweiht wurde, wären hier künftig auch wieder Gottesdienste oder Taufen möglich.

Interessenten und Ideen gibt’s genug

Ideen und Interessenten gibt’s für Kirchen genug. Rolf Schotsch, Sprecher des Kirchenkreises Duisburg, erinnert sich: „Für die Kirche in Bissingheim interessierten sich die Musikschule Wedau oder auch Privatpersonen. Der eine wollte ein Segelschiff davor stellen, ein anderer die Kirche als Flughalle für Modellflugzeuge nutzen. In das heutige Kolumbarium an der Wintgens-straße wollte außerdem mal eine Zahnarztpraxis einziehen.“ Dabei hat die Ev. Kirche im Rheinland Statuten erlassen, die bei einer Neunutzung zu beachten sind. Darin heißt es etwa, dass „die historische Bedeutung des Gebäudes sowie die Identifikation der Bevölkerung mit dem Gebäude besonders zu berücksichtigen sind.“

Die der kath. Kirche formuliert es so: „Es gibt bestimmte Nutzungen, die sich für profanierte Kirchen anbieten, etwa Begegnungsräume oder eine kulturelle Verwendung. Diskotheken, Moscheen oder Einkaufszentren verbieten sich.“