Duisburg. Am Fahrner Krankenhaus in Duisburg wurde erstmals eine Wach-Operation bei einer Hirntumor-Patientin durchgeführt. So geht es der 84-Jährigen.

Bei der Operation von Hirntumoren ist äußerst präzise Arbeit gefragt, damit das Gehirn des Patienten nicht geschädigt wird. Neurochirurgen des Ev. Klinikums Niederrhein haben deshalb erstmals eine Wach-Operation erfolgreich an einer 84-jährigen Patientin durchgeführt. Zum Einsatz kommt diese Operationstechnik üblicherweise nur an großen Universitätskliniken, deshalb freut sich das Fahrner Krankenhaus über „einen Meilenstein der Klinik für Neurochirurgie“.

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Das Team um den leitenden Oberarzt Dr. Rashad El-Habony macht sich dabei eine besondere Eigenschaft des menschlichen Gehirns zunutze: Es verarbeitet zwar Schmerzen in anderen Körperregionen, das Organ selbst hat aber keine Schmerzrezeptoren. Das erlaubt es den Ärzten, während des Eingriffs mit dem Patienten zu kommunizieren, um Hirnareale exakt von der Tumormasse abzugrenzen.

Öffnung des Schädels erfolgt unter Vollnarkose

Der Neurochirurg Dr. Rashad El-Habony freut sich mit seinem Team und der Patientin über die gelungene Operation.
Der Neurochirurg Dr. Rashad El-Habony freut sich mit seinem Team und der Patientin über die gelungene Operation. © EVKLN | EVKLN

Unter Vollnarkose erfolgt dabei die Öffnung des Schädels, die Kraniotomie. Während der Entfernung des Tumors wurde die Patientin von Assistenzärztin Imane Bouchachia aus der Narkose aufgeweckt für kurze Sprachtests, die beide gemeinsam vor der Operation eingeübt hatten.

„Diese Methode ist bei Tumoren sinnvoll, die in der Nähe des Sprachzentrums oder der motorischen Hirnrinde gelegen sind.“, erklärt Rashad El-Habony, „In diesen Fällen liefert die Wach-Operation sehr präzise Auskünfte darüber, welches Hirngewebe ohne Folgen entfernt werden kann, und welches erhalten werden muss. Einen besseren Weg zu einer kompletten Tumorentfernung gibt es nicht.“

Chefarzt: Wach-Operation eignet sich nicht für alle Patienten

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Nicht immer sei die Wach-OP die Methode der Wahl, erläutert Prof. Dr. Michael Zimmermann, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie: „Die Patienten müssen eine stabile Psyche haben und aktiv mitarbeiten. Sie sind sozusagen die wichtigsten Helfer des Chirurgen während des Eingriffs. Das ist nicht jedem zuzumuten.“

Die Premiere am Ev. Krankenhaus war jedenfalls ein voller Erfolg, berichten die Ärzte. Der Hirntumor der 84-jährigen Patientin wurde vollständig entfernt, wenige Tage später konnte die alte Dame die Klinik verlassen. „Sie ist sogar zu Fuß nach Hause gegangen.“, stellt Dr. Rashad El-Habony freudig fest.