Duisburg. Die Bürgerstiftung Duisburg zieht Bilanz, stellt neue Projekte vor und blickt auf die Probleme bei der Umsetzung des Mercatorhauses zurück.

Jörg Löbe und Klaus Becker vom Vorstand der Duisburger Bürgerstiftung haben bei einer Bilanzpressekonferenz nicht nur Auskunft über Ausgaben und Einnahmen gegeben. Sie stellten am Mittwoch auch die aktuell laufenden Projekte der gemeinnützigen Institution vor, die sich auf vielen Ebenen für ein besseres Duisburg einsetzt. Die auf ehrenamtlicher Basis arbeitende Stiftung engagiert sich vornehmlich in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Natur. Ein wichtiges Anliegen ist auch, den Dialog in der Stadtgesellschaft zu fördern.

Der Vorsitzende Jörg Löbe war mit der Finanzentwicklung der Bürgerstiftung durchaus zufrieden. Das Vermögen stieg von 414.000 Euro im Jahr 2019 auf aktuell 491.000 Euro: „Es geht aufwärts, wir sind auf einem guten Weg.“ 2021 wurden 285.000 Euro eingenommen, dem standen Ausgaben von 270.000 Euro gegenüber. Gewinne darf die gemeinnützige Aktiengesellschaft nicht machen – die Einnahmen fließen komplett in die aktuellen Projekte.

Bürgerstiftung zum Mercatorhaus: Zeitverzögerung führte zu Kostensteigerungen

Und davon gibt es derzeit genug. Vorstandsmitglied Klaus Becker nutzte den Pressetermin, um den Stand der Dinge seines Lieblingsprojektes zu erläutern. Das ist der Bau des Mercatorhauses auf dem Gelände des geplanten und baulich endlich in Angriff genommenen Mercatorquartiers. Das Gebäude soll auf historischem Boden entstehen, genau dort, wo der in seiner Heimat aus religiösen Gründen verfolgte Universalgelehrte ab dem Jahr 1552 lebte und arbeitete.

Becker schilderte die Schwierigkeiten, die das 2013 aus der Taufe gehobene Projekt begleiteten: Als nicht gerade günstig erwies sich die extrem lange Wartezeit nach der Gründungsversammlung. Es sei kritisch geworden, so Becker, als die Stadt Duisburg und ihre Tochtergesellschaft Gebag als Projektentwickler ihre ursprünglich gemachte Zusage zur Übertragung des Grundstückes an die Bürgerstiftung zurücknahmen. „Die Wirtschaftlichkeit des Projektes wurde plötzlich infrage gestellt“, erklärt Becker, der mit viel Herzblut den Bau des Mercatorhauses bis heute begleitet. An der Entscheidung von Stadt und Gebag habe auch eine Kreditzusage der Sparkasse nichts geändert.

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Becker und seine Mitstreiter sind dennoch froh, dass nach der Übernahme des Grundstücks Anfang 2022 die Gebag Investor ist (wir berichteten) und die Errichtung des Mercatorhauses auf dem zweckgebundenen Areal gegenüber vom Rathaus sichergestellt sei. Allerdings hat die durch verschiedene Umstände verursachte erhebliche Zeitverzögerung zu einer rapiden Erhöhung der Baukosten geführt. Klaus Becker: „Die veranschlagten Kosten sind innerhalb von drei Jahren von 4,5 auf rund neun Millionen Euro gestiegen.“

Die Gebag entwickelt nun nach eigenen Angaben ein finanzierbares Konzept für einen historisierenden Neubau (wir berichteten). Becker hat nach allen Widrigkeiten die Zuversicht zurückgewonnen, die Eröffnung des nach alten Plänen historisch nachgebildeten Heims Gerhard Mercators noch miterleben zu können: „Dort möchte ich meinen 90. Geburtstag feiern, nachdem das zum 85. ja nicht geklappt hat.“

Heimat-Graffitis ergeben Freiluft-Galerie unter der A 59

Hochinteressant ist das Projekt „Heimat-Graffiti“, das ein echter Hingucker zu werden verspricht. Dem Bürgerstiftungsvorsitzenden Jörg Löbe ist die Begeisterung geradezu anzumerken, wenn er darüber spricht, wie die Idee „Duisburg bunter zu gestalten“ umgesetzt wird. Farbe in das oftmals zu grau empfundene Stadtbild sollen zehn Graffiti-Künstler bringen. Alles begann mit der Frage „Was ist für euch Heimat?“

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Viele Bürger beteiligten sich an dieser Umfrage, brachten zahlreiche Themen ein, die von einer Jury ausgewertet wurden. 30 Vorschläge kamen in die engere Auswahl. Aus den Überschriften wie „Duisburg – Tor zur Welt“, „Meine Kindheit“, „Mein Verein“ oder auch „Stahl in Duisburg“ entwickeln international renommierte Künstler nun ihre Graffiti.

Bemalt werden 60 Säulen der A 59 an sieben unterschiedlichen Standorten. Eine der Freiluft-Galerien befindet sich am Ende des Innenhafens. „Mit dem Künstler Loomit konnten wir den Gottvater der europäischen Sprayer gewinnen“, berichtet Löbe stolz. Zum laufenden Projekt werden ein Buch sowie ein Dokumentarfilm erscheinen. Erläuterungen zu den Kunstwerken wird es per QR-Code geben. Erste Graffiti kann man am Innenhafen bereits bestaunen.

>> NEU: BETREUUNG UKRAINISCHER KINDER

  • Zu den weiteren laufenden Projekten der Bürgerstiftung zählen Bildungsangebote wie die Schreibwerkstatt für junge Menschen, die Förderung der Jazz-Musik, die Auswahl von Stadtteil-Historikern und die Fortführung der Mercator-Matinéen.
  • Neu ist die Betreuung von ukrainischen Kindern – während deren Mütter am Sprachunterricht teilnehmen.
  • Die Bürgerstiftung finanziert sich zum überwiegenden Teil durch Spenden. Das Spendenkonto: Sparkasse Duisburg, IBAN: DE08 3505 0000 0203 040506