Duisburg. Das Theaterstück „Die Roboterinnen“ in Duisburg führen Maschinen ganz ohne Menschen auf. Was die Zuschauer bei den Aufführungen erwartet.
Etwas verstörend mutet es an, wenn die Roboterinnen näherkommen. Zuschauerinnen und Zuschauer am Rand der Bühne blicken aus kurzer Distanz in leblose Augen, darunter blinkende, fahrbare Untersätze. Schrille elektronische Klänge geben die Figuren von sich und Worte, deren Zusammenhang sich nicht sofort erschließt. Das Theaterstück „Die Roboterinnen“ wird ausschließlich von Maschinen aufgeführt. Am Freitagabend ist es in der Kulturkirche St. Joseph im Duisburger Dellviertel zu sehen.
Beim Besuch der Probe ist die Atmosphäre nicht ganz so eindrucksvoll, wie sie es am Abend der Uraufführung sein soll. Die Proben finden tagsüber statt; in St. Joseph ist es dann sehr hell. Die Lichteffekte entfalten so noch nicht ihre volle Wirkung. Die Startzeit am Freitag – 23 Uhr – garantiert dafür ein Höchstmaß an Dunkelheit.
Tradition des Maschinen- und Puppentheaters wird in Duisburg fortgeführt
Nicht zum ersten Mal arbeitet Künstler Frank Niehusmann mit Robotern. An dem Stück „Superposition“ im Jahr 2021 waren jedoch auch noch menschliche Darsteller beteiligt. Auf die verzichtet er dieses Mal ganz. „Roboter vergessen den Text nicht“, sagt der Sound-Spezialist augenzwinkernd, wenngleich es bei den Maschinen durchaus zu Programmabstürzen komme.
Die Programme, die sie in sich tragen, seien nur rudimentär. Die Choreographie musste deshalb ganz klassisch mit dem Team „eingeübt“ werden. Und das besteht dann doch aus weiteren Menschen: Bei der Probe sitzen und stehen Niehusmann sowie die Künstlerinnen Mira-Alina Schmidt, Anna-Luise Binder und Gabriele Hammelmann mit Tablets und Laptops am Rand, geben von dort den Roboterinnen Befehle.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
So neu, wie es zunächst klingt, sei das Konzept überhaupt nicht, erklärt der Komponist: „Es ist im Prinzip der avancierte Arm des Puppentheaters. Das hat eine lange Tradition, die schon in der Antike beginnt.“ Damals habe man Figuren über Seilwinden gesteuert. Frank Niehusmann erinnert auch an historische Automatenwesen, wie die mechanische Ente von Jaques de Vaucanson, die sogar Nahrung aufnehmen, verdauen und ausscheiden konnte.
Roboter-Theater in Duisburg: Es geht um die Rettung der Welt
Die Figuren hat Mira-Alina Schmidt gestaltet. Bei der Protagonistin mit dem Kopf eines Plüschpandas zum Beispiel habe sie sich an Pflegerobotern orientiert. Die werden bereits in Asien eingesetzt und haben ebenfalls ein bärchenartiges Gesicht. Die Figur mit dem Kopf einer blonden Puppe sei dagegen abgeleitet von historischen Roboterdarstellungen – oben ein menschenähnlicher Kopf, darunter viele Kabel. Das Quartett komplettiert eine Discokugel sowie ein mit Pflanzen bewachsener Roboter. „Wir haben in allen Figuren Aspekte des Textes aufgegriffen“, sagt Schmidt.
Und was bewegt die digitalen Seelen? „Im Text geht es um die Rettung der Welt“, erklärt Niehusmann. „Die Roboterinnen wollen gerne weiterhin auf unserem Planeten leben. Das Problem dabei ist aber der Mensch.“ Die Protagonistinnen wissen um die Zweifelhaftigkeit der menschlichen Intelligenz; pflanzliche Intelligenz finden sie dagegen gut. Im Grunde „erzählen wir eine Geschichte über die Menschen“, und: „Es steckt alles voller Zweideutigkeit.“
>>URAUFFÜHRUNG AM ERSTEN ABEND DES PLATZHIRSCH-FESTIVALS
- „Die Roboterinnen“ kommt am Freitag, 26. August, um 23 Uhr in der Kirche St. Joseph am Dellplatz zur Uraufführung – kostenlos, im Rahmen des Platzhirsch-Festivals. Weitere Vorstellungen sind am 8. Oktober in Dortmund (Dott.Werk) sowie am 11. November in Bochum (Rottstr5-Kunsthallen) geplant.
- Frank Niehusmann hat die Musik und weiteren Sounds komponiert, Anna-Luise Binder die Texte geschrieben. Roboterinnen, Choreographie und Bühne hat Mira-Alina Schmidt gestaltet. Und die Dramaturgie hat Gabriele Hammelmann verantwortet.