Duisburg. Mit offenen Fenstern und viel Hoffnung starten die Duisburger Schulen am Mittwoch. So wollen es Gymnasien, Grund- und Förderschulen halten.
Jens-Uwe Hoffmann ist vor dem Schulstart entspannt. Dabei hätte der Schulformsprecher für die Grundschulen in Duisburg allen Grund, genervt zu sein, weil er in den Sommerferien trotz dreifacher Impfung schon seine zweite Corona-Infektion überstehen musste.
Aber er und die anderen Duisburger Schulformsprecher sind einfach nur froh über die endlich mal rechtzeitige Information der Landesregierung für den Schulbetrieb ab dem 10. August. Danach folgen allerdings wieder Einschränkungen, nicht zuletzt wegen der drohenden Herbstwelle.
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Grundschulen setzen auf Eigenverantwortung in den Familien
Wie vom Land vorgegeben, will Hoffmann die Corona-Kontrollen in die Eigenverantwortung der Familien geben. „Wie gut das klappen wird, hängt vom Standort ab“, vermutet Hoffmann. Da die Bestätigung eines negativen Testergebnisses nur noch formlos durch die Eltern erfolge, ist das für den Leiter der Fährmannschule in Beeck und seine Kollegen ohnehin kaum überprüfbar.
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Es werde an der Schule aber weder flächendeckend Tests geben, noch werden alle gleichermaßen eine Maske tragen. „Wir halten uns an die Hygienepläne wie vor den Ferien und werden weiter fleißig lüften“, beschreibt Hoffmann, fragt sich aber schon jetzt, wie das bei den angekündigten heißen Temperaturen Ende der Woche funktionieren wird.
Die Einschulungsfeiern sollen im Jahr 3 nach Corona endlich wieder wie früher ablaufen – ohne Teilnehmer-Begrenzung, gemeinsam mit den 55 Schülerinnen und Schülern der beiden ersten Klassen und den Angehörigen. Und mit Abstand und Lüften, ergänzt er.
Gesamtschulen: Fenster auf
Bernd Beckmann, Schulformsprecher der Gesamtschulen, findet es vernünftig, wenn sich zum Schulbeginn alle Schülerinnen und Schüler testen. Insbesondere bei den vielen Urlaubsrückkehrern könnten Multiplikatoren frühzeitig herausgefischt werden.
Der Schulleiter der Gesamtschule Meiderich beobachtet, dass in der Öffentlichkeit nun wieder mehr Maske getragen werde. Er wolle aber, solange es keine entsprechenden Vorgaben gibt, nicht dazu auffordern, sich und andere mit einer Maske zu schützen. Da, wo es aufgrund besonderer Vorerkrankungen nötig sei, setzt er auf gegenseitige Rücksichtnahme. Ansonsten „ist es noch Sommer und die Fenster sind auf.“
So planen die Gymnasien
Dr. Wibke Harnischmacher, die Schulformsprecherin der Gymnasien, berichtet aus der Direktorenkonferenz, dass alle überrascht gewesen seien, dass es nicht mal bei großen Veranstaltungen Maskenpflicht oder Teilnahmebeschränkungen geben soll.
Das Kollegium am Mercator werde überwiegend einen Mund-Nasenschutz tragen, „schon wegen der Vorbildfunktion“, betont die Schulleiterin. Bei den Elternabenden und anderen schulischen Veranstaltungen werde sie darum bitten, eine Maske zu tragen. Es sei für alle schwer, wenn Kolleginnen und Kollegen krankheitsbedingt ausfallen und ihre Aufgaben übernommen werden müssen. „Je mehr Unterricht in Präsenz stattfinden kann, umso besser kann Schule gelingen.“
Bei den Selbsttests setzt sie auf die Einsichtsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Formal sei es fortan aber so, dass man sie selbst als Hotspot nicht vorschreiben dürfe. Stoff für Diskussionen könnte womöglich auch die Formulierung bringen, dass man „möglichst“ symptomfrei zur Schule kommen solle und manch einer hinterfragt, ob eine laufende Nase Grund genug ist, daheimzubleiben. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das pragmatisch lösen werden“, sagt Harnischmacher. Grundsätzlich betont das Ministerium, dass man bei leichten Symptomen nicht in die Schule kommen sollte, ohne vorher einen Test gemacht zu haben.
„Insgesamt läuft es im dritten Corona-Sommer gut“, sagt Harnischmacher, sie geht aber davon aus, dass spätestens im Oktober und mit Blick auf den Corona-Herbst neue Regeln gelten werden.
Skepsis bei den Förderschulen
Die Schulleiter der Förderschulen in Duisburg schauen skeptisch auf die neuen Regelungen zum Schulstart. Schulformsprecher Torsten Marienfeld berichtet von den Zweifeln in seinem Kollegium, dass Selbsttests, die man den Kindern in die Hand drückt, überhaupt zu Hause ankommen. „Manche kommen ohne Tasche in die Schule, andere haben daheim keinen Schreibtisch“, sagt er, manche Kinder würden in eher chaotischen Zuständen leben.
Sein Team der Alfred-Adler-Schule in Walsum setzt daher auf gemeinsame Tests in den Klassen. Nur jene, die sich verweigern, würden Coronatests für daheim bekommen. Grundsätzlich begrüßen die Schulleiter das starke Eintreten der neuen Landesregierung für den Präsenzunterricht. „Alle halten es für richtig, Schulschließungen zu vermeiden.“
Zum Schutz werden viele Lehrer Maske tragen, vor allem die älteren, die einen schweren Krankheitsverlauf fürchten“, sagt Marienfeld. Bei den Schülern würden wegen der sommerlichen Temperaturen nur wenige Maske tragen, vermutet er. Deshalb setzt die Schule auf viel Lüften, auf Abstände. Und die Einschulungsfeier soll möglichst draußen zelebriert werden.
„Wir fahren auf Sicht und mit Handbremse“, beschreibt es der Schulformsprecher. Spätestens im Herbst, wenn zugleich aus hygienischen Gründen die Fenster zum Lüften offenbleiben sollen, die Heizungen jedoch heruntergefahren werden, sieht er den nächsten Konflikt auf sich zukommen.
Weitere Infos zum Schulbetrieb gibt es auf der Webseite des Schulministeriums.
SCHNELLTESTS AN DEN SCHULEN
- Mit Schnelltests wurden die meisten Schulen in Duisburg noch nicht beliefert.
- Am Mercator-Gymnasium gebe es noch einen Vorrat, mit dem man über die ersten Tage kommen werde, sagt Wibke Harnischmacher.
- Auch an der Alfred-Adler-Förderschule war am Montag noch keine Lieferung angekommen. „Die Vorräte werden für den Einstieg reichen“, sagt Torsten Marienfeld.
- Jens-Uwe Hoffmann wurde eine „Expresslieferung binnen 48 Stunden“ versprochen. Solange übt er sich in Geduld.