Duisburg. Der elfjährige Alexander Eldesouki will Balletttänzer werden. Seit 2016 trainiert er dafür bei seiner Mutter in der Duisburger Ballettschule.
Was muss zusammenkommen, wenn ein elfjähriger Junge schon auf den Weg zu einem großen Tänzer ist? Bei Alexander Eldesouki gehören sicher die Eltern dazu, aber auch sein Körper und sein Wille, den harten Weg zum Balletttänzer einzuschlagen.
In der Duisburger Ballettschule im Dachgeschoss des Stadttheaters, die Alexanders Mutter Marina Dzhigauri 2016 von der in Duisburg verehrten und beliebten Ballettpädagogin Rotraud Hantke übernommen hat, probt an diesem Vormittag der begabte Sohn einer Tänzerin und eines Tänzers. Seine Eltern haben in Kairo zueinander gefunden.
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Weltweit geht es in Tanzcompagnien international zu. Marina Dzhigauri stammt aus Georgien. In der Hauptstadt Tiflis absolvierte sie ihre Ballettausbildung, 1993 begann sie ihre Solotänzerin-Karriere am dortigen Staatstheater und die führte sie über verschiedene Compagnien in Moskau schließlich ans Opernhaus in Kairo. Dort lernte sie ihren Mann Nour Eldesouki kennen, dem sie nach Beendigung ihrer Tanzkarriere 2008 mit ihrem ersten Sohn nach Deutschland folgte.
In Deutschland war der in Kairo geborene Nour Eldesouki zunächst an der Dresdner Semperoper, dann ab 2005 in München am Bayerischen Staatsballett engagiert, wo er 2008 zum Solotänzer avancierte. 2010 wurde er ans Aalto Ballett in Essen verpflichtet, tanzte dort alle großen Rollen des klassischen Fachs, arbeitete aber auch mit zeitgenössischen Choreographen. Seit 2016 ist Nour Eldesouki festes Mitglied des Lehrerkollegiums am Gymnasium Essen-Werden, dem einzigen Gymnasium in Deutschland, das ein Tanz-Abitur anbietet.
Den ersten Unterricht in Duisburg bekam Alexander mit fünf
Ballett-Eltern – da ist es kein Wunder, dass auch Alexanders 17-jähriger Bruder und seine 13-jährige Schwester mal getanzt haben. Aber: „Es war ihnen zu schwer, die Leidenschaft muss da sein, tanzen ist körperlich und mental anstrengend“, sagt Nour Eldesouki. Diese Voraussetzungen habe Alexander, der schon als kleines Kind zu Hause ständig in Bewegung gewesen sei. Zudem bringe er eine gute Koordination mit – und den Willen, diesen anstrengenden Weg zu gehen. „Wenn was nicht klappt, bin ich sofort sauer, und dann klappt es erst recht nicht“, sagt der ehrgeizige Alexander.
Schon den Fünfjährigen hat seine Mutter einmal pro Woche unterrichtet, 2019 hat er bei der Gala ihrer Ballettschule auf der Bühne der Rheinhausenhalle mitgewirkt. Dann wurde das Pensum regelmäßig gesteigert bis hin zum täglichen Training für seinen ersten Wettbewerb. Dafür wäre er schon als Achtjähriger so weit gewesen, sagt seine Mutter, aber dann kam Corona. Im September 2021 war es für den zehnjährige Alexander so weit. Bei den German Open, die die Austrian Show Dance Union in verschiedenen Ländern veranstaltet, holte Alexander einen ersten Platz. „Ich war aufgeregt“, gesteht er.
Im Jahr 2022 regnete es Preise
Gleich vier weitere Preise folgten in diesem Jahr, darunter ein erster Platz im März beim Prix Arabesque im belgischen Charleroi, sofort darauf wieder Erster bei den German Open, dazu die Auszeichnung als „Future Talent“, und gerade im Mai ein erster Platz bei der Young Dancers Competition in Belgien, dazu die Auszeichnung „Best Boy“.
Inzwischen trainiert Alexander viermal pro Woche eineinhalb Stunden in der Ballettschule. „Aber ich tanze auch an den Wochenenden“, sagt der Elfjährige, dem das Sitzen sichtlich schwer fällt. Noch in der Grundschule sei er ausgelacht worden: Jungs tanzen nicht! Aber jetzt an der Realschule sei es besser geworden. Natürlich ist er der beste im Sportunterricht. „Und die anderen sehen, dass er Wettbewerbe gewinnt, das verschafft ihm Respekt“, sagt sein Vater.
Der nächste Wettbewerb ist ein internationaler in Berlin
Nour Eldesouki trainiert mit Alexander die männliche Technik fürs klassische Ballett. Gerade den Saut de Basque, ein Sprung, bei dem der Tänzer oder die Tänzerin nach einer Drehung auf einem Bein landen. Am liebsten übt Alexander zur Zeit das romantische Ballett „Paquita“, in dem viel auf Spitze getanzt wird. Aber das bleibt den Tänzerinnen vorbehalten, die Tänzer glänzen mit klassischen Sprüngen und kraftvollen Hebungen.
Alexanders nächste Station ist der Tanzolymp, ein jährlicher internationaler Wettbewerb für Tänzer im Alter von zehn bis 21 Jahren in Berlin. Pokale, Medaillen und Geldpreise hat sich Alexander bei den bisherigen Wettbewerben ertanzt. „Die 660 Euro spare ich“, sagt Alexander. Darüber hinaus hat er Trainingswochen in einer Tanzschule in Berlin, in England und Italien gewonnen. Mutter Marina möchte Alexander aber noch nicht gehen lassen, „vielleicht in zwei Jahren“. Sein Vater ist sicher: „Er wird ein bekannter Tänzer.“