Duisburg/Berlin. Bärbel Bas ist aktuell die prominenteste politische Vertreterin Duisburgs. Ihre Heimat will sie nicht verstecken. Das will sie erreichen.
Bärbel Bas ist aktuell die prominenteste politische Vertreterin Duisburgs. Im vergangenen Oktober ist die Sozialdemokratin zur Bundestagspräsidentin gewählt worden und ist damit die zweithöchste Repräsentantin Deutschlands. In ihrer Funktion will die begeisterte MSV-Anhängerin bei ihren Auftritten auch Werbung für ihre Heimat machen. „Das Ruhrgebiet und Duisburg werden unterschätzt“, sagt sie und lobt die geradlinige Sprache und die Menschen, die echte Macher seien.
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Wenn Bärbel Bas an ihrem Schreibtisch im Berliner Reichstag sitzt, hat sie Duisburg sowieso immer im Blick: Hatte ihr Vorgänger Wolfgang Schäuble noch ein „recht düsteres“ Bild von Immendorff an der Wand hängen, tauschte sie das Gemälde nach Amtsantritt gegen ein großformatiges Foto aus. Es zeigt den Garten der Erinnerung am Innenhafen, gestaltet von Dani Karavan. Der Künstler hat nicht nur in Duisburg seine Spuren hinterlassen, sondern auch die ersten 19 Grundgesetz-Artikel in der Fassung von 1949 neben dem Reichstag installiert.
Bild von Dani Karavan schafft Verbindung von Duisburg nach Berlin
„Das ist eine schöne Verbindung und man kommt gleich ins Gespräch, weil so ein anderer Eindruck von der Stadt entsteht“, erklärt sie. Nachdem sie in ihrer Antrittsrede betont hatte, wo sie herkommt, „gab es auf einmal ganz viele, die sich geoutet haben und mir erzählten, welchen Bezug sie zum Ruhrpott oder Duisburg haben.“ Und für alle, die sich noch immer nicht mit ihren positiven Erzählungen zufrieden geben wollen, steht im Regal „Duisburg für Klugscheißer“. Meist gelten die mitleidigen Blicke aber ohnehin eher der Tatsache, dass sie MSV-Fan ist.
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Ein Regalboden darunter liegt eine Ausgabe der Zeitung „Das Parlament“ vom 16. Dezember 1972. Der Titel von damals lautete „Der zweite Mann im Staat ist eine Frau“ – gemeint war die Wahl von Annemarie Renger zur ersten Bundestagspräsidentin der Republik. Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber Bärbel Bas ist dennoch erst die dritte Frau auf diesem Posten, und hat ihn auch deshalb bekommen, weil das SPD-Spitzenpersonal nicht nur aus Männer bestehen sollte. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nach drei, vier Jahren gerne neue Aufgaben übernehme“, erklärt sie. Anfangs war sie dennoch ein bisschen aufgeregt, ob der Verantwortung. „Ich leite ja nicht nur die Sitzungen, sondern bin auch Chefin der ganzen Bundestagsverwaltung. Doch das Feedback war bisher positiv. Vor allem die Frauen haben sich gefreut, dass jetzt mal eine Frau an der Spitze steht.“
Keine Tipps von Wolfgang Schäuble: „Er hat mir gesagt, dass jeder seinen eigenen Stil finden müsse“
Mit ihrem Vorgänger Wolfgang Schäuble gab es nur ein kurzes „Übergabe-Gespräch“. „Er hat mir keine Tipps mit auf den Weg gegeben. Er hat mir gesagt, dass jeder seinen eigenen Stil finden müsse.“ Ihr Redenschreiber-Team in Berlin hat jedenfalls schnell gemerkt, worauf es der neuen „Präsidentin“ ankommt: Klare Sprache, ein, zwei Botschaften pro Rede, gerne einmal „Duisburg“ unterbringen. „Ich habe mir vorgenommen, überall, wo ich bin, zu sagen, wo ich herkomme, damit die Leute nicht immer nur an Mafia, Schießereien und Marxloh denken“, erzählt sie und lächelt. Bisher hat die Strategie funktioniert.
Als neulich eine Besuchergruppe aus Duisburg bei ihr in Berlin zu Besuch war, nahm sich Bärbel Bas wie eh und je Zeit, auch für das eine oder andere Selfie. Sascha Roncevic, SPD-Mitglied und einer der Besucher, beschreibt: „Ich kenn’ Bärbel ja schon total lange. Sie ist immer noch bodenständig und überhaupt nicht abgehoben. Typisch Duisburg eben.“