Duisburg. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas beantwortet Fragen zu ihrer Amtseinführung und berichtet von berührenden Glückwünschen und vielen Veränderungen.

Typisch Bärbel Bas, möchte man meinen: In sozialen Netzwerken hatten hunderte Duisburgerinnen und Duisburger stolz ältere Fotos von sich und ihrer Volksvertreterin verbreitet, nachdem die SPD die gebürtige Walsumerin als Bundestagspräsidentin vorgeschlagen hatte. Tausende gratulierten allein sichtbar online. Und die Frau, mit der sich so viele in ihrer Heimat freuen, postete in der wohl aufregendsten Woche ihrer Karriere – gar nichts mehr auf Facebook, Instagram oder Twitter. Für viele Polit-Profis ist sowas inzwischen undenkbar.

Die uneitle 53-Jährige aber meldete sich in den sozialen Medien erst am Tag nach ihrer Amtseinführung mit Fotos von dieser zu Wort. Sicher, Bas ist auch seit Tagen rund um die Uhr beschäftigt. Am Mittwoch hat sich die neue Bundestagspräsidentin dennoch kurz Zeit genommen, einige schnelle Fragen unserer Duisburger Lokalredaktion schriftlich zu beantworten.

Wie ist Ihre Gefühlslage?

Bärbel Bas: Ich bin dankbar, dass mir so viele Kolleginnen und Kollegen, darunter auch viele, die mich noch gar nicht gut kennen, mit ihrer Stimme ihr Vertrauen geschenkt haben. Und dass wir ein starkes Präsidium gewählt haben. Dass so viele gute Frauen zum Zuge kamen, freut mich besonders.

Wie haben Sie die Tage, seit die SPD-Fraktion Sie vorgeschlagen hat, erlebt?

Die Tage waren ziemlich voll, ich hatte Termine mit den Medien, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – und vor allem mit den Fraktionen, um mich vorzustellen. Natürlich habe ich mir als Kandidatin für das zweithöchste Amt im Staat überlegt, was ich politisch will und wie ich das erreichen kann.

Wie viele Nachrichten und Glückwünsche haben Sie erreicht?

Sehr viele – was mich freut und mir zeigt, wie hoch die Erwartung der Bevölkerung ist. Eine der ersten Gratulantinnen war übrigens die Enkelin von Annemarie Renger. Das hat mich sehr berührt. Denn tatsächlich hat sie mir vor allem deshalb gratuliert, weil nun zum dritten Mal eine Frau an der Spitze des Parlaments steht!

Was ändert sich nun für Sie in Berlin und Duisburg?

Es wird sich eine ganze Menge ändern – das beginnt schon damit, dass ich die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die meine Arbeit im Bundestag unterstützen, kennenlernen werde. Was auf jeden Fall bleibt, ist meine Verbundenheit mit meinem Wahlkreis.

Können Sie als Bundestagspräsidentin auch Botschafterin Duisburgs sein, wie nun viele hier hoffen?

Meine Stadt werde ich nicht aus dem Blick verlieren und als Bundestagspräsidentin eine starke Stimme Duisburgs in Berlin bleiben, das versteht sich von selbst.

Wie verbringen Sie die ersten Tage im Amt?

So wie alle, die in Spitzenämtern Verantwortung tragen: mit einem Terminkalender, der mich fordern wird. Es beginnt mit Mitarbeiter- und Fachgesprächen, Präsidiumssitzung, ersten Protokollterminen und Interviews. Ich bin sicher, es werden gute und lange Tage!

Was haben Sie sich vorgenommen für Ihre Arbeit als Bundestagspräsidentin?

Zuallererst verstehe ich mich als die Präsidentin aller Abgeordneten. Mir geht es um ein lebendiges Verhältnis zwischen den Abgeordneten und den Bürgerinnen und Bürgern. Ich möchte den Menschen in unserem Land die Arbeit des Parlaments näherbringen. Und den Abgeordneten ins Bewusstsein rufen, dass der Bundestag Vorbild für die gesellschaftliche Debatte ist – dafür, wie wir in unserem Land miteinander umgehen! Mein Ziel ist, mehr politische Teilhabe möglich zu machen und auch jene zu erreichen, die sich von der Politik bisher kaum angesprochen fühlen. Und ich werde sehr darauf achten, dass die Fraktionen endlich eine echte Wahlrechtsreform zustande bringen.

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Spiegel-Autorin Christiane Hoffmannschreibt: „Bärbel Bas macht das, was man als ihre Defizite sehen kann – gewählt nur als Frau, zu wenig intellektuelles Profil – von Anfang an offensiv zum Programm. Bas zeigt Gefühle. In ihrer Ansprache trauert sie offen um Thomas Oppermann, den vor einem Jahr plötzlich verstorbenen SPD-Fraktionsvorsitzenden: »Er fehlt.« Sie lacht, auch über sich selbst, als am Anfang alles noch holprig läuft. Sie lässt durchblicken, wie stolz sie ist, als »erstes Kind« ihrer Heimatstadt Duisburg in ein so hohes Staatsamt gewählt zu werden. »Das musste ich mal loswerden.«“

■ Im Gespräch mit Tagesthemen-Moderator Ingo Antonio Zamperoni bekräftigte Bärbel Bas am Abend nach ihrer Amtseinführung, warum sie eine Wahlrechtsreform für nötig halte: „Es kann einfach nicht sein, dass dieses Parlament mit jeder Legislaturperiode immer größer wird. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass wir zu einer Arbeitsgröße kommen, die angemessen ist für unser Land. Jetzt sind es 736 Abgeordnete, wir sind arbeitsfähig, das wollen wir auch zeigen. Dennoch ist es richtig, dass wir eine Wahlrechtsreform beschließen.“