Duisburg. Nach einem Eklat beim Duisburger Musikprojekt Euro Rock reisen zwei der vier Bands vorzeitig ab, zerstören damit das Konzept. Das ist der Grund.
Plötzlich waren es nur noch zwei. Angereist zum Musikprojekt „Euro Rock“ waren vor gut einer Woche vier europäische Bands. Narran (Duisburg), Outahead (Nijmegen), Fire Wheel (Calais) und Tas aus Vilnius wollten im Meidericher „Parkhaus“ in neu zusammengesetzten Formationen neue Songs schreiben und sie unter anderem auf einem Abschlusskonzert präsentieren. Doch bei einem Auftritt gab es einen Eklat mit der Band aus Vilnius. Die Folgen: Tas reiste ab und auch die Niederländer fühlten sich mit der Situation unwohl und hörten auf. Das hatte Konsequenzen für die weitere Zusammenarbeit und natürlich auch für das geplante Finale im Parkhaus.
Was genau am Mittwochabend beim Konzert in der Ruhrorter Kneipe „Hübi“ zu den Misstönen unter den Musikern geführt hatte, mochte Euro-Rock-Dozent Micki Meuser im Interesse aller Beteiligten nicht sagen. Der Musiker und erfolgreiche Komponist von Filmmusiken sprach von atmosphärischen Störungen und unsolidarischem Verhalten der Litauer.
Eklat bei Euro Rock: Zwei Bands reisen vorm Abschlusskonzert ab
Euro Rock- Einblicke in die geheime Welt der MusikindustrieMit der Abreise von Tas und Outahead war natürlich auch das ursprüngliche Konzept des Abschlusskonzertes im Parkhaus hinfällig. Stattdessen spielten Narran und Fire Wheel jeweils einen Teil ihres Repertoires und als Intermezzo gab es als deutsch-französische Koproduktion immerhin einen Song, der beim Euro Rock 2022 entstanden war.
Mit Begriffen wie rockig, rotzig und lakonisch kann man sich dem Stil der fünf Jungs von Narran nähern. Zwei Gitarren und die kratzige Stimme von Justus Rembarz prägen die meisten Songs. Dazwischen blitzen bisweilen poppige Melodien auf, oft gestützt durch selbstbewusste Einwürfe des Keyboarders.
Da klangen auch im Parkhaus Sounds der 80er Jahre an oder Melodiefetzen, die vom Folk Rock inspiriert schienen. Dem Publikum vor der Bühne gefiel die Band, die sich kaum um die Gepflogenheiten des Mainstreams kümmerte.
Neuer Song zeigt dem Publikum den speziellen Reiz des Duisburger Musikprojekts
Was den speziellen Reiz des Euro-Rock-Projektes ausmachen kann, erlebte man bei dem einzigen Song des Abends, der in Meiderich entstanden war. Im Mittelpunkt stand Robin Lepêtre von Fire Wheel aus Calais. Der Bassist machte seinen Fünfsaiter zum tragenden Instrument und lenkte den subtilen Spannungsaufbau des suggestiven Stücks. Justus Rembarz steuerte kühle Gitarrenklänge bei und Francois Dodart, ebenfalls von Fire Wheel, druckvolle Drums.
Hatte man schon bei diesem Stück den Eindruck, dass die Wurzeln der Franzosen im Metal-Genre liegen, wurde man beim abschließenden Auftritt bestätigt. Fire Wheel ließ das Parkhaus in seinen Grundmauern erbeben. Das lag nicht nur an der Lautstärke, sondern vor allem an der Energie und der Perfektion, mit der sich das Quartett in den Auftritt stürzte.
Gemessenen Schrittes, mit weißen Bademänteln und schwarzen Sonnenbrillen, betraten sie die Bühne, um dann ein wahres Inferno zu entfachen. Es donnerten die Toms, die verzerrten Gitarren kreischten und die tiefen Töne des Sängers signalisierten absolute Finsternis. Fire Wheel demonstrierte eine Virtuosität, die nicht filigran, sondern laut, schnell und absolut präzise daherkommt. Das merkte man vor allem an den zahlreichen raffinierten Rhythmus- und Tempowechseln. Die vier Musiker aus Calais bewegen sich auf einem professionellen Niveau. Sie wissen, wie sie klingen wollen und wie sie ihre Ideen umsetzen müssen. Chapeau!
>> MUSIKER PETER BURSCH ERFAND DAS EURO-ROCK-PROJEKT 1993
- „Euro Rock ist kein Musikunterricht“, beschreibt Dozent Micki Meuser dieses europäische Bandprojekt. Entwickelt wurde die Idee ab 1993 von dem Duisburger Musiker und Autor von Gitarrenlehrbüchern Peter Bursch.
- Bands aus mehreren europäischen Städten kommen nach Duisburg, um in neu gemischten internationalen Bands Songs zu schreiben und auch auf der Bühne zu präsentieren. Euro Rock ist damit ein musikalisches Kommunikationsprojekt, das ebenso Ländergrenzen wie stilistische Grenzen überschreiten will.