Duisburg. Das Ende von „Deutschland sucht den Superstar“ ist beschlossen. Die Duisburgerin Marie Wegener war die jüngste Siegerin. Das macht sie heute.
Die Zeichen stehen auf (Neu-)Anfang: Die Duisburger Musikerin Marie Wegener, deutschlandweit ein Name seit ihres Deutschland-sucht-den-Superstar-Sieges als jüngste Teilnehmerin überhaupt, krempelt ihre Karriere um. So klingt es zumindest im Livestream des Veranstalters Aspasia Event, in dem Wegener auch auf Zuschauerfragen Rede und Antwort steht – und mit neuen, eigenen Songs und Coverversionen großer Hits zeigt, dass sie mehr als nur das Schlagersternchen ist.
Eine Rolle, das verrät die Sängerin auch, die sie in der Vergangenheit nicht „zu 1000 Prozent“ ausgefüllt hat, zumal sie künstlerisch weit mehr auf dem Kasten habe.
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In einem Studio im hippen Berlin sitzen Marie, wie sie von ihren Fans genannt wird, und Moderatorin Sabrina Perner zusammen. Letztere stellt fest, dass „Duisburg ja nicht so glamourös ist“ – und Marie pflichtet ihr bei, betont jedoch auch den besonderen Charme der Ruhr-Metropole, die mit dem weltgrößten Binnenhafen, Traditionsfirmen und Industriedenkmälern.
„Mit dieser Bodenständigkeit bin ich aufgewachsen, mit der Einstellung, dass man hart arbeiten muss.“ Zu dieser Erkenntnis habe ihr ihre Familie verholfen – und ihre Heimatstadt: „Duisburg ist überraschend anders, wenn man sich drauf einlässt, die Stadt und die Menschen hier kennenzulernen. Im Pott ist es nicht wie in Düsseldorf, da ist alles mehr ,High Society’.“
Duisburger Sängerin Marie Wegener wurde auf deutsche Musik „abgestuft“
Und das sagt Wegener nicht bloß so. Wenn sie ins Plaudern kommt, rutscht ihr hörbar der Pottdialekt über die Zunge, hier ein „wat“, dort ein „dat“ – ungekünstelt gefällt die Sängerin am besten. Von dieser Authentizität dürften Fans und solche, die es noch werden wollen, in Zukunft noch mehr erwarten.
Mit Blick auf das verkündete Ende der Castingshow DSDS sagt sie zwar, dass „DSDS und Dieter Bohlen wichtig für mich waren“, aber genau so auch: „Ich wurde in der Sendung von Pop und Soul abgestuft auf populäre deutsche Musik.“ Damit ist sie hörbar unzufrieden und ergänzt, dass das für sie, damals noch Schülerin am Steinart-Gymnasium, ein toller Start für ihre Karriere war, für den sie dankbar sei – Schritt für Schritt wolle sie nun weitere Kreise ziehen, „raus aus dem reinen Schlagerding und meine eigene Schiene fahren“.
Das bestätigt Marie auch im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich bin mehr als Schlager“, sagt sie, „ich sehe mich als Sängerin, als Musikerin.“
Das Maß scheint voll zu sein für Marie Wegener, sie verfolgt jetzt ihre eigenen musikalischen Visionen. „Auf meinem ersten Album hatte ich keinen Einfluss. Da ging’s während DSDS Schlag auf Schlag. Da ist es noch mal schwieriger, auf dieser erfreulich erfolgreichen und „königlichen“ Basis an Songs sein eigenes Ding zu machen.“ Immer nur als „Schlager- und Balladenqueen“ abgestempelt zu werden, das sei jetzt vorbei. „Ich geh da raus und mach vor allem live mein eigenes Ding.“
Der Redaktion gegenüber erklärt sie: „Das war nicht 1000 Prozent Marie. Das ist im Schlager normal, das war nicht gefaked, aber in englischen Coversongs bin ich zum Beispiel noch mehr aufgegangen.“
Oft habe sie gehört, sie müsse Schlagersängerin sein, „aber es war immer noch so viel mehr in mir, dass ich wusste, dass ich nicht in dem Genre bleibe, zeigen möchte, dass es rechts und links davon noch viel zu entdecken gibt. Egal ob im HipHop, R’n’B, im Musical und in den internationalen Pop-Charts.“ Es sei ihr stets bewusst gewesen: Entweder sie mache ihr Ding, oder sie höre auf mit der Musik. „Ich bis es leid, dass die Leute sagen ,Du bist Schlager’. Ich stelle mich damit nicht gegen den Schlager. Schlager ist heute auch nicht mehr wie vor 20 Jahren.“
Weg vom Schlager, hin zu Pop und Soul
Ihrer Plattenfirma hat sie deswegen Adieu gesagt, sie habe nun einen guten Veranstalter an ihrer Seite, will bald wieder – auch mit Eigenproduktionen – viel live spielen und ist oft im Studio. Dort nehme sie mit „richtig krassen Leuten“ auf, zu denen sie aktuell allerdings noch nichts sagen dürfe. Tief blicken lassen ihre musikalischen Vorbilder. Wo sie früher einmal Helene Fischer nannte, erzählt sie im Interview von US-Superstar Ariana Grande und Dua Lipa – ein weiterer Fingerzeig in die Richtung, in die sich die Sängerin künftig entwickeln will.
Und selbst wenn diese Andeutungen noch nicht überzeugt haben sollten, dass Marie Wegener mit ihrer musikalischen Kehrtwende ernst macht: spätestens bei ihrem Mini-Konzert nach dem Interview sollte auch der letzte Zweifler überzeugt sein. Es geht los mit einer Coverversion von Adeles „Someone like you“, damals wie heute haben es große Stimmen der Duisburgerin offensichtlich angetan.
>>So klingt die neue Marie Wegener
Der größte Paukenschlag ist dann aber eine von zwei Demos eigener Songs, die Marie an diesem Abend vorstellt. Der Song „Spiegelbild“ mag von seinem Titel her wie die Quintessenz des üblichen Schlagerallerleis klingen – ist er aber nicht. Wegener bewegt sich hörbar in Richtung Pop und Soul, das Lied ist grooveorientiert, mit sanftem Gesang, vor allem aber weit entfernt von der überproduzierten Plastikwelt des Schlagers.
Genau so wie der zweite Song, „Duft im Wind“, eine Ballade. Balladen hat Wegener auch früher schon gesungen, aber eben nicht so. Dezent untermalt von Gitarrenklängen, mehr auf Musik als auf Show bedacht. Besonders bemerkenswert ist hier der Text, der von Liebe und all ihren Hürden handelt. An sich also auch nicht anders als im Schlagerbusiness, doch die besungene Liebe wirkt reifer, erwachsener. Sie hat nichts mehr mit der jugendfreien Kindergartenliebe zu tun, die dem Schlagerpublikum die Tränchen in die Äuglein treibt. Marie Wegener erklärt: „Man ist 21, man mach seine Erfahrungen.“