Duisburg. Bei der Polizei Duisburg soll ein Team potenzielle Amokläufer frühzeitig identifizieren. Welche weiteren Schritte das Konzept dann vorsieht.

Ein Amoklauf am Don-Bosco-Gymnasium in Essen konnte noch im letzten Moment verhindert werden. In Kopenhagen kamen die Einsatzkräfte am 5. Juli zu spät: Ein Amokläufer erschoss drei Menschen in einem Einkaufszentrum. Bei der Duisburger Polizei soll nun ein Team installiert werden, das potenzielle Amokläufer frühzeitig identifizieren und so die schlimmen Taten verhindern soll.

Allerdings: Das Konzept mit dem komplizierten Namen „PeRiskoP“ zur Früherkennung und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial ist keine Duisburger Erfindung. Es geht auf eine Initiative des NRW-Innenministers Herbert Reul (CDU) nach den Amokfahrten in Münster, Volkmarsen und Trier zurück.

Im März 2021 haben zunächst die Polizeibehörden Münster, Bielefeld und Kleve das Programm getestet. Während dieser Probephase seien 66 Prüffälle bearbeitet worden. Darunter war auch ein junger Mann, der wiederholt Bücher zum Thema Amok ausgeliehen hatte. Im Internet hatte er zudem Amok-Taten angedroht. Im Zuge von „PeRiskoP“ kombinierte die Polizei dann weitere Informationen über ihn, so dass er schließlich mit Hilfe einer psychologischen Behandlung stabilisiert werden konnte.

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Nach den Erkenntnissen aus den Pilotbehörden beschloss das NRW-Innenministerium das Projekt auf alle 47 Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen auszuweiten. „Das Konzept hat sich mehr als bewährt. Aus einem Versuch wird deshalb jetzt ein landesweiter Standard bei der Früherkennung und im Umgang mit Personen mit Risikopotenzial. Davon profitieren wir alle“, kündigte Reul an.

Vorbereitungen bei der Duisburger Polizei laufen

In Duisburg laufen die Vorbereitungen für den Start von „PeRiskoP“. Das Team soll aus einem Regierungsbeschäftigten und zwei Polizeibeamten bestehen, in der neuen Wache in Ruhrort sitzen und an die Abteilung Kriminalprävention/Opferschutz angedockt werden. „Eine genaue Besetzung wird mit der Kräfteverteilung Anfang September feststehen“, erklärte Polizeisprecher Stefan Hausch.

Die neue Polizeiwache in Ruhrort soll der Arbeitsplatz des Teams werden.
Die neue Polizeiwache in Ruhrort soll der Arbeitsplatz des Teams werden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Und wie wird die Arbeit in dem neuen Konzept aussehen? Die Experten sollen bei der Risikobewertung anhand eines Kriterienkatalogs vorgehen. Zeigt sich eine Person gewaltbereit oder waffenaffin in Verbindung mit psychisch auffälligem Verhalten, soll eingegriffen werden. Der nächste Schritt: In gemeinsamen Fallkonferenzen beraten Polizei und weitere Behörden wie zum Beispiel Schulen, Gesundheitsämter oder psychiatrische Einrichtungen über das jeweilige Risikopotenzial und besprechen das weitere Vorgehen.

Das Konzept soll losgelöst von politischen und religiösen Motiven angewandt werden. Innenminister Reul ordnet ein: „In der Regel machen Amokläufer bereits vor der Tat Andeutungen – manchmal mündlich, manchmal schriftlich. PeRiskoP nimmt aber nicht einfach Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Auffälligkeiten ins Visier. Neben Risikofaktoren werden deshalb bei der Bewertung auch Schutzfaktoren und stabilisierende Aspekte berücksichtigt. Eine Stigmatisierung wollen wir so ausschließen.“

>>AUSTAUSCH IM RAHMEN DER GESETZLICHEN VORGABEN

  • Der Austausch zwischen den Beteiligten erfolgt nach Angaben aus dem NRW-Innenministerium im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben – insbesondere des Datenschutzes.
  • Die Polizei darf erst eingreifen, sobald eine Person straffällig wird. Aber: Andere Institutionen können noch vor einer Straftat reagieren – etwa durch Familienberatung oder psychosoziale Unterstützung.