Duisburg. Die Deutsche Oper am Rhein ist als eines der führenden Opernhäuser des Landes auch ein Sprungbrett für Karrieren. Wir sprechen mit Intendanten.

Die Deutsche Oper am Rhein ist mit ihren Standorten Düsseldorf und Duisburg als eines der führenden Opernhäuser des Landes auch ein Sprungbrett für Spitzenpositionen. Wir sprechen mit Intendanten, die ihre Karrieren als Regieassistent, Dramaturg oder Sänger an der Rheinoper begonnen haben und jetzt ein eigenes Theater leiten. Den Anfang macht Dr. Bernhard Loges, seit 2018 und noch bis 2023 Intendant des Coburger Theaters.

Wie kamen Sie an die Deutsche Oper am Rhein?

Bernhard Loges: Meine ersten Kontakte reichen bis in meine Studienzeiten zurück: Mein Vater war ein Schulfreund von Manfred Jung, dem großen Heldentenor der Rheinoper in den 70er und 80er Jahren. Ich hatte bei Jung privaten Gesangsunterricht und habe als Zuschauer auch einige Repertoire-Klassiker wie die „Freischütz“-Inszenierung von Otto Schenk gesehen. Während des Studiums der Theaterwissenschaften an der Bochumer Ruhruniversität habe ich Regie- und Dramaturgie-Hospitanzen gemacht, habe Werner Schroeters „Norma“ zugearbeitet und war Dramaturg von Michael Leinerts „Hamlet“-Inszenierung.

Und wurden dann schnell engagiert?

Direkt nach meinem Studienabschluss wurde ich 2009 von Christoph Meyer zum Beginn seiner Intendanz als Dramaturg engagiert. Besonders spannend war es, wenn ich mit den Regieteams an der Entwicklung der Konzeption arbeiten konnte, so bei Guy Joostens „Don Carlos“ oder dem „Ring des Nibelungen“ in der Regie von Dietrich Hilsdorf.

Was waren Ihre weiteren Aufgaben?

Sehr wichtig war mir die Junge Oper am Rhein. Da war es spannend, die richtigen Teams zusammen zu bringen. Librettist Martin Baltscheit habe ich mit Komponist Felix Marius Lange für „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ zusammengebracht. Die Arbeit mit Librettist Holger Potocki für den Text von „Ronja Räubertochter“ und Komponist Jörn Arnecke, die 2015 in Duisburg uraufgeführt wurde und kürzlich erst noch einmal zu sehen war, war ebenfalls ein Highlight.

Was hat Sie dann bewogen, 2018 in Coburg Generalintendant zu werden?

Ich bin gefragt worden, ob ich mich bewerben möchte und habe dann erstmal eine Nacht darüber geschlafen. Weil mir klar war, dass ich langfristig in die Intendanz wollte, bin ich diesen Schritt dann tatsächlich gegangen.

Als Ersatzspielstätte für die Sanierung des historischen Theatergebäudes und als dauerhafter multifunktionaler Ort wird im bayerischen Coburg zur Zeit ein Globe-Theater errichtet.
Als Ersatzspielstätte für die Sanierung des historischen Theatergebäudes und als dauerhafter multifunktionaler Ort wird im bayerischen Coburg zur Zeit ein Globe-Theater errichtet. © dpa | Nicolas Armer

Was haben Sie an der DOR für ihren jetzigen Posten gelernt?

Man braucht ein gutes Auge dafür, welche Art von Theater und welche Ästhetik in der Stadt funktioniert, einen guten Instinkt bei der Auswahl der Regieteams, muss aber auch mal etwas riskieren.

Haben Sie auch Künstler eingeladen, die Sie schon aus Duisburg und Düsseldorf kannten?

Ja, da gibt es viele Beispiele. Tibor Torell, der tragischerweise im Dezember 2021 verstorben ist, habe ich noch als Spielleiter an der Rheinoper kennengelernt, wo er „What next?“ inszeniert hat. Er hat in Coburg Rossinis „Cenerentola“, Hindemiths „Neues vom Tage“ und den Ravel-Doppelabend „L’Heure Espagnole / L’Enfant et les Sortilèges“ inszeniert. Eigentlich sollte er im April 2020 Martinus’ „Griechische Passion“ inszenieren, aber das ist an Corona gescheitert.

Wen haben Sie noch geholt?

Phillip Westerbarkei, den man in Duisburg durch seine „La Bohème“ und „Romeo et Juliette“ kennt, hat in Coburg „Die Zauberflöte“ herausgebracht. Und Ilaria Lanzino, die an der Rheinoper „Meister Pedros Puppenspiel“ und „Der Kaiser von Atlantis“ herausgebracht hat, hat in Coburg Anno Schreiers „Wunderland“ und die Uraufführung der Kinderoper „Die Prinzessin auf dem Kürbis“ inszeniert.

Mit Wagners „Ring des Nibelungen“ stemmen Sie gerade die größte Herausforderung, die es im Musiktheater gibt.

Inszeniert wird der „Ring“ von Alexander Müller-Elmau. Der Zyklus ist in Coburg seit 100 Jahren nicht mehr gespielt worden. Dabei gibt es eine enge Verbindung zu den Bayreuther Festspielen, denn die Bühnenbilder für die Ring-Uraufführung stammen von den Coburger Brüdern Max und Gotthold Brückner. Außerdem gibt es eine reduzierte Orchesterfassung des „Rings“, die speziell für das kleine Coburger Theater entstanden ist. Wir sind jetzt bis zur „Walküre“ gelangt, und Wagner klingt in unserem Theater wirklich toll.

Was ist Ihre größte Herausforderung in Coburg?

Es war schon lange Zeit klar, dass das Coburger Theatergebäude saniert werden muss und dass diese Phase in meine Intendanz fällt. Die Ersatzspielstätte, die zurzeit auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs gebaut wird, sollte zum Beginn der nächsten Saison fertig sein. Weil dies aber nicht der Fall ist, wird die Betriebsgenehmigung des alten Theatergebäudes aus dem Jahr 1838, das zuletzt 1970 renoviert wurde, um ein Jahr verlängert. Solche Terminverschiebungen und Unsicherheiten haben es oft schwierig gemacht, einen Spielplan zu entwerfen.