Duisburg. Der Zoo Duisburg freut sich über die Ankunft neuer Bewohner – die bislang nicht in NRW und nur in einem Tierpark in Deutschland gehalten werden.

Mehrere Monate hat sich der Zoo Duisburg auf zwei besondere Neuzugänge vorbereitet, nun war der langersehnte Tag der Ankunft gekommen: Ab sofort zählt der Kaiserberg auch Seekühe zum Tierbestand – ein Alleinstellungsmerkmal für NRW und einzig der Nürnberger Zoo hält bislang Seekühe in Deutschland.

Manfred (5 Jahre alt) und Pablo (3) reisten aus Dänemark ins Ruhrgebiet. Im Zoo Odense geboren, wird von nun an das 650.000 Liter fassende Wasserareal der Tropenhalle Rio Negro das Zuhause der Manatis, wie Rundschwanzseekühe auch genannt werden. Die 669 Kilometer lange Reise sollen die Tiere laut Auskunft des Zoos wohlbehalten überstanden haben.

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Seekühe im Zoo Duisburg: aufwendiger Transport

In zwei beheizbaren Lastkraftwagen traten die Brüder bereits am vergangenen Mittwoch ihren Weg an. Lange Zeit war die Ankunft der Tiere ein Geheimnis und stets in Abhängigkeit von den komplexen Vorbereitungen am Kaiserberg.

Das ist Pablo, einer der Neuzugänge im Zoo Duisburg. Das Foto entstand vor dem Transport und noch in Dänemark.
Das ist Pablo, einer der Neuzugänge im Zoo Duisburg. Das Foto entstand vor dem Transport und noch in Dänemark. © Zoo Odense

Eine auf Großtiertransporte spezialisierte Firma brachte die Tiere in zwei speziellen Kisten mit einem Leergewicht von über 900 Kilogramm, die während des Transportes mit Wasser gefüllt waren, an den Kaiserberg. Die Verladung der Tiere in Odense sowie den Transport begleitete Zootierärztin Dr. Kerstin Ternes: „In regelmäßigen Abständen haben wir nach den Tieren geschaut und die Wassertemperatur gemessen. Dabei wirkten sie entspannt und unaufgeregt.“

Ankunft der Seekühe: 20 Mitarbeiter waren im Einsatz

Am Mittwochabend um 22.05 Uhr rollten die Lkw auf das Zoogelände. Mehr als 20 Mitarbeitende des Tierparks standen bereit, um die Seekühe in Empfang zu nehmen und den Weg der Tiere in die Tropenhalle zu begleiten. Mit viel Fingerspitzengefühl und Hilfe eines Gabelstaplers wurden die Kisten nacheinander auf ein eigens angefertigtes Schwerlast-Rollbrett gehoben.

Mit einem Gabelstapler wurden die Kisten nacheinander auf ein eigens angefertigtes Schwerlast-Rollbrett gehoben.
Mit einem Gabelstapler wurden die Kisten nacheinander auf ein eigens angefertigtes Schwerlast-Rollbrett gehoben. © Zoo Duisburg

Zehn Tierpfleger waren nötig, um jeweils eine der wassergefüllten Kisten samt Seekuh zum Rand des Wasserareals zu schieben. Dann ging alles schnell: Mit Hilfe eines vor Wochen installierten Schwenkkrans wurde zuerst Seekuh Manfred ins Wasser gelassen, ihm folgte sein Bruder Pablo.

Die neuen Publikumsmagneten: So sind Manfred und Pablo

Zuvor platzierten die Tierpfleger einen sogenannten ‚Stretcher‘ unterhalb der Seekuh. „Der Stretcher ist flexibel und passt sich der Seekuh optimal an. Er ist wie eine Hängematte und ermöglicht das schonende Einsetzen“, so Kuratorin Sandra Dollhäupl, die federführend für den Transport verantwortlich war.

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Wochenlang plante die Biologin die Anreise der Seekühe, stand im stetigen Austausch mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) in Nürnberg und besuchte die Tiere vor Ort in Odense. „Manfred und Pablo sind neugierig, aufgeschlossen und verspielt“, sagt die Kuratorin.

Langsam werden die Tiere mit einem Schwenkkran aus den Transportkisten und ins Wasser in der Tropenhalle gehoben.
Langsam werden die Tiere mit einem Schwenkkran aus den Transportkisten und ins Wasser in der Tropenhalle gehoben. © Zoo Duisburg | A. Dörendahl

Im Vergleich sind sie noch Leichtgewichte

Mit einem Alter von drei und fünf Jahren zählen die Brüder noch zu den Teenagern und sind im Seekuh-Vergleich absolute Leichtgewichte. So bringt Pablo gerade einmal 90 Kilogramm auf die Waage, Artgenosse Manfred immerhin schon 190 Kilogramm. Ausgewachsene Tiere können bis zu 800 Kilogramm schwer und vier Meter lang werden.

Bis die Besucher und Besucherinnen die gemächlichen Schwimmer, die zum Luft holen etwa alle fünf Minuten an die Wasseroberfläche kommen, beobachten können, wird es noch etwas dauern. Zuerst werden Manfred und Pablo schrittweise in ihren neuen Lebensraum eingewöhnt, den der Zoo Duisburg mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse in den vergangenen Wochen intensiv umgestaltet hat.

Zoodirektorin: „Wir wollen Emotionen wecken“

Neue Filterelemente zur Aufbereitung des Wassers wurden eingebaut, bestehende modernisiert. Für Amazonas-Flussdelphin „Baby“, der das Becken in der Tropenhalle bewohnt hat und 46 Jahre zu den beliebtesten Tieren am Kaiserberg zählte, war zuvor so eine komplexe Aufbereitung des Wassers nicht notwendig.

Direktorin Astrid Stewin betont die Bedeutung der Haltung von Seekühen für den Artenschutz: „Wir wollen Emotionen wecken und für die Tiere wie den Lebensraum Regenwald begeistern“, so Stewin zur neuen Flaggschiffart im Zoo Duisburg. Seekühe gelten als gefährdete Tierart und werden auf der sogenannten „Roten Liste“ geführt