Duisburg. Warnstreik in Duisburg vor der 3. Verhandlungsrunde über einen Stahl-Tarifvertrag: Das fordert die IG Metall, das antworten Arbeitgeber.
Im Tarifkonflikt der Eisen- und Stahlindustrie stellt die Gewerkschaft die Zeichen auf Arbeitskampf. Darauf stimmten der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, und der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Thyssenkrupp Steel (TKS), Tekin Nasikkol, rund 3000 Beschäftigte der Duisburger Betriebe am Donnerstag beim Warnstreik vor der TKS-Hauptverwaltung in Bruckhausen ein.
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Die Verhandlungsführer der Gewerkschaft bekamen vor der dritten Verhandlungsrunde am Freitag aus den Belegschaften das gewünschte deutliche Zeichen des Rückhalts für die Forderung nach einer Erhöhung von 8,2 Prozent der Löhne und Gehälter. Diese Ziffern formierten die Stahlkocher zum Start der Kundgebung auf der Wiese zwischen alter und neuer Hauptverwaltung.
IG Metall will einer Einmalzahlung „niemals zustimmen“
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„Wir haben eine klare Forderung“, rief Hofmann den Beschäftigten zu. „Wenn die Arbeitgeber nicht wollen, müssen wir unsere Gangart deutlich verschärfen.“ Im Klartext formulierte das TKS-Vertrauenskörperleiter Klaus Wittig: „Warnstreiks in allen Betrieben gleichzeitig ab dem kommenden Montag, die dritte Welle ab dem 21. Juni, wenn keine Vernunft einzieht.“
Der bislang von den Arbeitgebern angebotenen Einmalzahlung in Höhe von 2100 Euro für zwölf Monate werde die IG Metall „niemals zustimmen“, betont Hofmann: „Wenn kein Angebot kommt, kann es nur heißen, dass wir zum Arbeitskampf in der Stahlindustrie aufrufen.“
Arbeitgeber: Gewerkschaft muss sich von der hohen Forderung verabschieden
Auf eine schnelle Einigung stehen die Zeichen vor der Verhandlungsrunde am Freitag noch nicht, am Dienstag, 21. Juni ist eine weitere Gelegenheit, einen Durchbruch zu erzielen.
Zwar räumen die Arbeitgeber ein, dass mit dem Stahl derzeit gutes Geld verdient wird, sie verweisen allerdings auf die „erheblichen Risiken“ für die nähere Zukunft, etwa durch steigende Energiepreise. Die Einmalzahlung sei deshalb kein schlechtes Angebot, sagt etwa Dr. Gerhard Erdmann. „Das ist nicht wenig Geld“, so der kaufmännische Geschäftsführer der HKM, der für den Arbeitgeberverband Stahl mit am Verhandlungstisch in Düsseldorf sitzt. „Die Gewerkschaft muss von dieser hohen Forderung herunter. Aber das wird nicht einfach.“
TKS-Betriebsratschef: Zeit der Zurückhaltung ist vorbei
Es müsse auf jeden Fall eine „tabellenwirksame Erhöhung“ der Bezüge geben, betonte auch Tekin Nasikkol. Er verweist auf die beiden vorherigen Tarifrunden. Dort habe sich die IG Metall zurückgehalten, in der Corona-Krise und der schwachen Stahlkonjunktur auf Beschäftigungssicherung gesetzt. „Die Zeit der Zurückhaltung ist jetzt vorbei“, so der Betriebsratsvorsitzende.
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An den „historisch hohen Gewinnen“ in der Stahlindustrie müssten nun auch die Beschäftigten beteiligt werden, fordert die Gewerkschaft. Sie könnten im Gegensatz zu den Unternehmen ihre stark steigenden Lebenshaltungskosten nicht an ihre Kunden weitergeben. Tekin Nasikkol: „Die Forderung nach 8,2 Prozent ist berechtigt. Es geht auch um die Kaufkraft im Ruhrgebiet. Autos kaufen keine Autos.“
IG Metall-Chef Hofmann: Auch die Politik muss für eine Entlastung sorgen
Eine „faire Beteiligung“ der Belegschaften an den „historisch höchsten Stahlpreisen“ fordere die IG Metall auch als Zeichen des Respekts von den Arbeitgebern. Das sei mehr als angemessen angesichts der Kooperation der Gewerkschaften auf dem Weg der Transformation der Branche für die klimaneutrale Stahlproduktion. In die Pflicht nimmt der Gewerkschaftsführer allerdings nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Politik: Angesichts der anhaltend hohen Inflationsraten bedürfe es „einer weiteren Entlastung für die Haushalte“.
>> STAATSSEKRETÄR ÖZDEMIR: BEINBRUCH GEGEN DIE SCHWEIZ
- Neben den beiden SPD-Landtagsabgeordneten Frank Börner und Benedikt Falszewski war auch der Duisburger Bundesabgeordnete Mahmut Özdemir Gast der Kundgebung bei TKS. Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium war trotz Handicap nach Bruckhausen gekommen.
- Bei einem Vierländer-Turnier der Parlamentsteams in Finnland – da hatte er als Kapitän der Bundestagsmannschaft mit seinen Mannschaftskameraden den Titel geholt – brach sich der 34-Jährige im Spiel gegen die Schweiz das Wadenbein und zog sich auch noch einen Bänderriss zu.
- TKS-Betriebsratschef Tekin Nasikkol beschriftete als Erster den Gipsverband – mit der Lohnforderung 8,2 Prozent.