Duisburg. Die Reihe „Juni der Figuren“ bringt Charlie Chaplins Film auf Duisburgs Theaterbühne. Die Darsteller sind grandios, dennoch bleiben Kritikpunkte.

Ein blasses, ausdrucksloses Gesicht und ein Schnurrbart, dazu Melone, Stöckchen und übergroße Schuhe. Schon auf den ersten Blick weiß jeder: Hier steht die Figur des melancholischen Tramps vor uns, wie Charlie Chaplin sie erschaffen hat. Das Rheinische Landestheater Neuss hat einen von Chaplins bekanntesten Filmen „Lichter der Großstadt“ für die Bühne adaptiert. Zu sehen war dieses „Schauspiel ohne Worte“ in der Reihe „Der Juni der Figuren“ des Theaters Duisburg.

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Kalt und einsam ist diese Großstadt. Kunstschnee bedeckt die schräge Spielfläche, eine windschiefe Laterne funzelt vor sich hin. Über die schiefe Ebene schlingert und schlittert Johannes Bauer in der Rolle des Tramps, dass es eine Freude ist.

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Bei seinen komischen Verrenkungen stürzt er in den Spagat und zieht sich daraus wieder in die Senkrechte. In dieser unwirtlichen Welt verliebt er sich in das arme, blinde Blumenmädchen (Anna Lisa Grebe). Der mittellose Mann will ihr eine Augen-Operation finanzieren und stürzt sich bei seinen Versuchen, an Geld zu kommen, mitten hinein in den Dschungel der kalten, gefährlichen Großstadt.

Kampfsportler schlüpfen in die Rollen bedrohlicher Schergen

Die Inszenierung ist eine Mischform aus Schauspiel, Pantomime, Objekt- und Maskentheater. Gegenstände wie Melone und Stöckchen sind mehr als nur Requisiten. Sie scheinen eher ein Eigenleben zu entwickeln und auch die Laterne ist mehr als nur atmosphärische Dekoration. Vor allem Johannes Bauer, aber auch Anna Lisa Grebe sowie Antonia Schirmeister als betrunkener Millionär und Winterkönig beherrschen den Kampf mit der Tücke der Objekte bestens.

Die Schergen des Winterkönigs bedrohen im Duisburger Theater den Tramp – unglaublich gut gespielt von Johannes Bauer.
Die Schergen des Winterkönigs bedrohen im Duisburger Theater den Tramp – unglaublich gut gespielt von Johannes Bauer. © Schauspiel Duisburg | Marco Piecuch

Wohl um die bedrohliche Atmosphäre der Großstadt spürbarer zu machen, haben die Regisseurinnen die Figur des Winterkönigs eingeführt. Er beherrscht mit seinen „Schergen“ die Stadt. Sie tragen riesige graue Köpfe und können allein in ihrer Körpersprache sehr bedrohlich wirken. Kein Wunder, handelt es sich doch um die Neusser Kampfsportlerinnen und Kampfsportler von „Fightholics Amarit“.

Spiel der Darstellerinnen und Darsteller ist grandios mit der Musik verschränkt

Grandios verschränkt ist das Spiel der Darstellerinnen und Darsteller mit der Musik. Manchmal folgt selbst die kleinste Handbewegung dem Fluss von Piano und Geige.

Dennoch entwickelt der Abend nicht immer die emotionale Dichte, die man bei solch grandiosen Zutaten erwarten könnte. Zum einen, will man Chaplins Film schon ein bisschen kennen muss, um die Handlung immer zu verstehen. Zum anderen, weil die Inszenierung dem Film zwar folgt, aber selten auf eigene Perspektiven setzt.

Auf jeden Fall war es großer Abend für die Akteure und Musiker. Viel Beifall und ein paar Bravos – vor allem für den unglaublichen Johannes Bauer.