Duisburg. Der „Spieltrieb“ im Theater hat die Reihe „Juni der Figuren“ eröffnet und sich auf Neuland begeben – obendrein mit einem unerfahrenen Ensemble.

Wenn der Kleiderschrank zu bersten scheint oder das Bücherregal überquillt, muss man sich von Dingen trennen. Doch was ist überflüssig und was wird noch gebraucht? Die Antwort fällt schwer. Noch schwieriger ist es, wenn sich eine Gesellschaft fragt, was sie von den angehäuften Dingen für die Zukunft noch braucht. Der „Spieltrieb“, der Jugendclub im Theater Duisburg, hat sich in dem Stück „Das Institut der Dinge“ genau diese Frage gestellt. Mit der Premiere eröffnete das junge, weibliche Ensemble die Reihe „Der Juni der Figuren“.

Für den „Spieltrieb“ war diese Produktion Neuland. Zum ersten Mal wagte er sich an das Genre des Objekttheaters – und das mit Akteurinnen, die zum Teil noch nie auf einer Bühne gestanden haben. Als Regisseurin hatte das Theater die professionelle Puppenspielerin Sophie Bartels gewonnen, die auch das Stück entwickelt hat.

Theater Duisburg eröffnet „Juni der Figuren“ mit „Das Institut der Dinge“

Die Handlung führt uns in die nahe Zukunft. Im Jahr 2050 sind nicht nur die Meere überschwemmt vom Kunststoff. Es ist klar: Die Erde muss vom Ballast des Überflusses befreit werden. Ein „Institut der Dinge“ soll entscheiden, was verschwinden soll und was bleiben darf. Hund oder Reh, Piano oder Ukulele, Zollstock, Madonna oder Staubwedel – so lauten die Fragen, denen sich das Team des Instituts zu stellen hat. Ein „Shredder“ entsorgt dann gleich die als überflüssig bewerteten Gegenstände weltweit.

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Sebastian Ellrich (Bühne und Kostüme) hat die acht jungen Frauen in eine bewegungsfreundliche Kluft in Einheitsgrau gesteckt und ihnen mit weißen Hemden oder Umhängen einen Hauch von Laborpersonal verliehen. Autorin und Regisseurin Sophie Bartels setzt in ihrer Inszenierung auf eine Mischung aus Sprechtheater mit knappen Aussagen, fast tänzerisch anmutenden Bewegungen und auf ein lustvolles Spiel mit Objekten:

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Klar, mit einem Zollstock misst man. Aber man kann auch ein Haus damit darstellen oder ein Fenster, aus dem man sich genussvoll lehnt. Überdimensionale Plastikhandschuhe signalisieren Hygiene, aber sie können auch als Rhythmusinstrumente verblüffen. Und ein Plastik-Kriechtunnel für Kinder kann die Illusion von Meereswellen vermitteln, im nächsten Moment wie eine kalte Maschine oder ein gefräßiger Drachen wirken. Entscheidend sind die Bewegungen der Akteurinnen und die Beziehungen, die sie zu den Dingen entwickeln.

Das spielfreudige junge Ensemble in „Das Institut der Dinge“.
Das spielfreudige junge Ensemble in „Das Institut der Dinge“. © Sascha Kreklau

Lust am Spiel mit den Dingen und Spaß am Experiment

Sophie Bartels hat es geschafft, bei den jungen Frauen eine wahre Lust am Spiel mit den Dingen zu wecken und mit ihnen komische, traurige oder ganz pragmatische Beziehungen zu ihren Objekten zu entwickeln. Diese spielerische Leichtigkeit ist auch jederzeit in der Interaktion im Ensemble zu spüren.

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Das „Institut der Dinge“ ist sicher nicht mit einer hochprofessionellen Inszenierung zu vergleichen. Aber es packt sein Publikum durch die leichthändige Bearbeitung ökologischer Fragen. Vor allem aber schaut man dem Ensemble bei seinem Spaß am Experiment und seiner Spielfreude gerne zu.

Am Ende richtet sich der „Shredder“ gegen die Menschen selbst. Dieser Gedanke liegt zwar völlig in der Konsequenz des Stücks, kommt aber in der Inszenierung ein bisschen zu plötzlich. Das stört aber einen anrührenden Abend nicht, der zu Recht vor allem vom jungen Publikum gefeiert wurde.

Weitere Aufführungen im Foyer III des Theaters Duisburg am 8., 13., 20., 21. und 22. Juni jeweils um 19:30 Uhr.

>> JUNI DER FIGUREN

  • Das Spiel mit Figuren, Objekten und Masken zählt zu den ältesten Formen des Theaters und ist gerade heute wieder innovativ. Marionetten und Puppen erzählen eben auch Geschichten für Erwachsene.
  • Das Theater Duisburg rückt im „Juni der Figuren“ diese Theaterformen in den Mittelpunkt und präsentiert insgesamt vier Premieren. Darunter ist auch das neue Stück „Hokuspokus“ der in Duisburg bestens bekannten „Familie Flöz“.
  • Unter den insgesamt sechs Produktionen ist mit „Die Schuhe der Meerjungfrau“ von Sophie Bartels auch eine, die sich vor allem an Kinder wendet.
  • Das gesamte Programm findet man unter www.theater-duisburg.de.