Duisburg/Niederrhein. Segeln ist auf dem Rhein verboten. Eine Ausnahme gibt’s für die Rheinwoche. Eine Station der Regatta ab Köln: der Hafen des Ruhrorter Yachtclubs.
Blauer Himmel über Ruhrort, weiße Segel auf dem Rhein, dazu sommerliche Temperaturen. Doch was nach einer perfekten Sommeridylle aussah, war für die Teilnehmer der „Rheinwoche“, der längsten Flussregatta Europas, knochenharte Arbeit. Während die Frachtschiffe auf dem Rhein am Pfingstsamstag rheinabwärts Richtung Holland unterwegs waren, bogen immer mehr Segelboote kurz nach der Friedrich-Ebert-Brücke in das Eisenbahnbassin, den alten Eisenbahnhafen, ein. Dort ist der Ruhrorter Yachtclub (RYC) zu Hause.
Der Hafen, von dem im 19. Jahrhundert Eisenbahnwaggons per Fähre auf die andere Rheinseite transportiert wurden, war Ziel der dritten Etappe der von der Regattagemeinschaft Rhein organisierten „Rheinwoche“, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert.
Ruhrorter Yachtclub: Tag der offenen Tür zur 100. Rheinwoche
Wolfgang Schulz, der erste Vorsitzende des Ruhrorter Yachtclubs, hatte mit seinem Team alles bestens vorbereitet. Nach zwei Jahren Pandemiepause wurde an den Bootsstegen seines Vereins endlich wieder festgemacht. Auch wenn es nur für die Mittagspause war, denn am frühen Nachmittag nahmen die knapp 70 Boote bereits die nächste Etappe bis nach Wesel in Angriff.
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Gestartet wurde die diesjährige Regatta im Kölner Stadtteil Porz. Aus Anlass des Jubiläums waren einige Boote, unabhängig von der eigentlichen Regattastrecke, bereits in Walluf im Rheingau gestartet, wo die Idee der „Rheinwoche“ vor 100 Jahren entstand.
Schulz kann zu Recht stolz auf seinen Club sein. Die Ruhrorter haben nicht nur als Gastgeber bei den Seglern einen guten Ruf; wegen der „besonderen Verdienste um die Pflege und Entwicklung des Sports“ wurde der Yachtclub 2021 mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Der Verein hat das Treiben rund um die „Rheinwoche“ genutzt, um seine Anlage mit einem „Tag der offenen Tür“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Das traf sich gut, denn von der Terrasse aus konnte man das Einlaufen der Boote und das Manövrieren im Hafen prima beobachten.
Segeln ist auf dem Rhein normalerweise verboten
Der 2. Vorsitzende, Rolf Köppen, hatte von seiner kleinen Motorjacht „Oskar“ die einlaufenden Boote im Blick. Probleme, allen einen Liegeplatz anbieten zu können, sah er nicht: „Die kriegen wir schon alle unter, die Boote werden im Verbund festgemacht, das haut schon hin.“
Bevor die ersten Segler in den kleinen Hafen einliefen, hatte die „MS Eureka“ bereits an der Spundwand festgemacht. Auf dem Passagierschiff hatte sich die Wettkampfleitung eingerichtet, auch normale Fahrgäste begleiteten auf diese Weise die Regatta und ließen es sich in der Sonne gut gehen. Segelsportler hatten zudem die Möglichkeit, dort zu Mittag zu essen, sofern sie dem Menü auf der „Eureka“ der Grillwurst auf der Terrasse des Yachtclubs den Vorzug gaben.
Köppen stellte klar, dass das Segeln auf dem Rhein normalerweise verboten ist: „Das ist bei dem starken Schiffsverkehr viel zu gefährlich, nur am Oberrhein und in Holland ist das in bestimmten Abschnitten erlaubt.“ Die Regatta zwischen Köln und Arnhem wird aus Sicherheitsgründen von Booten der Wasserschutzpolizei und der DLRG begleitet.
Starke Strömung – wie eine Windstärke extra
Katrin und Jens Priewe liefen mit der H-Jolle „Teketisi“ (aus der Lautschrift des englischen „Take it easy“ abgewandelt) als Erste in das Eisenbahnbassin ein. Beide segeln zwar bereits seit 40 Jahren, sind aber zum ersten Mal bei der „Rheinwoche“ am Start. „Wir haben ein schnelles Boot, mal schauen, wo wir am Ende landen. Das ist schon eine echte Herausforderung, eine schwierige Regatta, die langen Etappen schlauchen ganz schön“, waren sich die Mitglieder des Yacht-Club Wesel einig.
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Jürgen Paffrath aus Ludwigshafen stellte sich bereits zum vierten Mal dieser Herausforderung. Auch er hatte mit seiner dreiköpfigen Crew zu kämpfen, um den Jollenkreuzer „Känguru“ auf Kurs zu halten: „Die starke Strömung wirkt wie eine Windstärke mehr. Zudem hat man durch die Rhein-Schleifen ständig mit wechselnden Winden zu kämpfen. Und bei dem Schiffsverkehr muss man sehr aufpassen.“ Da war der Weg zur Bratwurst einfacher, da brauchte der Pfälzer nur dem Geruch nachgehen.
Wolfgang Kleinwegen ist zwar auch aktiver Segler – sein Verein ist der an der Sechs-Seen-Platte beheimatete Duisburger Yacht-Club –, aber seine bevorzugten Segelreviere sind der Wolfssee und, im Urlaub, die Nordsee vor Norderney. Er versuchte, die beiden bei der Regatta gestarteten Boote seines Clubs, die „Dolphin“ und die „Herzken“, im Pulk der eingelaufenen Boote ausfindig zu machen. Die Tücken des Rheins und seine Strömungsverhältnisse kennt er genau: „Man muss schneller segeln als der Rhein fließt, sonst verliert man die Kontrolle über das Boot.“
>> 100 JAHRE RHEINWOCHE
- Die Rheinwoche ist eine Regattawoche für Binnensegler, die seit 1922 zur Pfingstzeit vom Mittelrhein bis an den Anfang des flachen Niederrheins ausgetragen wird.
- Die erste Rheinwoche wurde vor 100 Jahren ausgetragen und verlief von Andernach bis Emmerich. Damals waren 60 Boote am Start.
- Gestartet wurde die diesjährige Wettfahrt in Köln-Porz. Etappenziele waren die Häfen in Hitdorf, Düsseldorf, Duisburg, Wesel, Rees und Emmerich. Der Zielhafen ist Arnhem in den Niederlanden.