Duisburg. Beim letzten Konzert des „Eigenzeit“-Festivals der Duisburger Philharmoniker wird in der Gebläsehalle ein Werk von Hanna Eimermacher uraufgeführt.

Inspirationen für aktuelle Musik können Industriehallen, ein Jahrmarkt oder die Tafelfreuden sein. Sie kann auf herkömmliche Instrumente verzichten und trotzdem sinnlich sein. Das bewies das Konzert „kunterbunt“ mit Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker im Landschaftspark.

Es war das letzte Konzert des Festivals „Eigenzeit“, das am Sonntag noch einen Nachklang mit einem „Klangspielplatz“ im Foyer der Mercatorhalle finden sollte. In das Konzert am Samstag in der Gebläsehalle ging das Publikum förmlich hinein. Das erste Stück des Abends war die Uraufführung von „Blumen der Zeit“ der in Duisburg geborenen Komponistin Hanna Eimermacher.

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Vier Schlagwerker, jeweils zwei Klarinetten, Posaunen und Bässe sowie eine E-Gitarre sind im Raum verteilt. Mittendrin gibt als Herzschlag und Dirigent der Perkussionist und Festival-Kurator Johannes Fischer den Puls vor. Sirrende und flirrende Klänge scheinen zu atmen, dann schweben Geräusche, die an Maschinen oder Loks erinnern, durch den Raum.

Elektronik und ungewöhnliche Instrumente gehörten zu fast allen Konzerten der „Eigenzeit“, dem Festival für neue Kammermusik der Duisburger Philharmoniker.
Elektronik und ungewöhnliche Instrumente gehörten zu fast allen Konzerten der „Eigenzeit“, dem Festival für neue Kammermusik der Duisburger Philharmoniker. © Duisburger Philharmoniker | Marie Laforge

Die Töne sind allerdings vieldeutig, die Bilder entstehen im Kopf der Zuhörer. Sie wirken wie ein ferner Widerhall von Geräuschen und Erinnerungen. Vor allem aber bringen sie den Raum auf eine magische Weise zum Klingen.

Virtuosität jenseits klassischer Instrumente

Mit zwei Tiefton-Lautsprechern und alltäglichen Gegenständen wie Ketten, Papier oder Glocken und seinen Handflächen verwirklicht Ross Karre die Arbeit „Shiver Lung 2“ von Ashley Fure. Die praktisch unhörbaren, nur selten modulierten Frequenzen der Lautsprecher bekommen erst durch den Kontakt mit den Gegenständen faszinierende Klänge und Rhythmen. Karre demonstriert hier Virtuosität jenseits eines klassischen Instruments.

In sechs Sätzen greift Unsuk Chin den Sound einer chinesischen Vorstadt auf. Die Koreanerin hat sich für ihr Werk „Gougalon“ von traditionellen Gauklern inspirieren lassen. Da wandert eine romantische Klagemelodie von der Bratsche zur Oboe oder es kracht, zirpt und scheppert, als zertrample ein Elefant allerlei Glas. Bassgebrummel und wirbelnde Schläge verdichten sich zu einem furiosen Finale.

Ein „elektrisierter“ Barock-Komponist

Am Ende stand mit „music for electrified table and strings – a dining experience with Telemann“ das süffigste Stück. Johannes Fischer unterlegte und kommentierte Bruchstücke der „Tafelmusik“ des Barock-Komponisten, gespielt von Streichern und Cembalo, mit Samples, einem Toy Piano und „handgemachter“ Perkussion. Auf einer mit Kontaktmikrofonen versehen Tischplatte wurden Becher, Schalen und andere Gegenstände zu Rhythmus-Instrumenten.

So unterschiedlich die Ansätze waren, verband sie doch eine lustvolle Spiel- und Entdeckerfreude sowie ein immer wieder aufblitzender Humor. Die „Philharmoniker“ und ihre Gäste haben sich ernsthaft, präzise und mit Spielfreude darauf eingelassen. Herzlicher Beifall.