Duisburg. Die Autoposer-Szene in Duisburg ist ein nächtliches Ärgernis. Polizei und Stadt Duisburg schauen wegen deutlich höherer Strafen nach Düsseldorf.

Sie sind laut, hinterlassen Dreck und agieren teilweise lebensgefährlich – auch für Unbeteiligte: Die Autoposer- und Tuningszene in Duisburg sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Die Duisburger Polizei und die Stadtverwaltung schauen derzeit genau nach Düsseldorf. Denn dort will man die Fahrer der aufgemotzten Boliden mit neuen Mitteln ausbremsen. Bei Erfolg müssen sich auch die Tuner in Duisburg warm anziehen.

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Autoposer, die sich mit ihren tiefergelegten und getunten Karren von BMW bis Maserati in Düsseldorf an der Kö oder am Rheinufer bewundern lassen wollen, müssen tief in die Tasche greifen, wenn sie dafür ihren Motor laut aufheulen lassen oder auf kurzen Strecken besonders schnell beschleunigen und dabei erwischt werden. Für Wiederholungstäter kostet das seit April bis zu 5000 Euro, bei Gefährdung Dritter sogar 10.000 Euro.

Übliche Bußgelder schrecken die Autoposer-Szene nicht wirksam ab

Bei Erstvergehen wird das hohe Zwangsgeld angedroht und gilt dann für drei Jahre, erklärt die Stadt Düsseldorf, die glaubt, dass Autoposer mit den üblichen Bußgeldern nicht wirksam abgeschreckt werden. In Essen hat sich der Polizeichef bereits an die Stadt gewandt, um das System zu kopieren. Wie sieht es in Duisburg aus?

Auch hier wird das System genau beobachtet, sagt Polizeipressesprecher Jonas Tepe. Wenn es erfolgreich sei, könne man es aus Polizeisicht auch in Duisburg einführen, entscheiden müsse dies aber die Stadt.

Den Umgang mit der Autoposer- und Tuningszene in Düsseldorf will die Duisburger Behörde beobachten, sagt Pressesprecher Jonas Tepe.
Den Umgang mit der Autoposer- und Tuningszene in Düsseldorf will die Duisburger Behörde beobachten, sagt Pressesprecher Jonas Tepe. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Die Stadtverwaltung will die Erfahrungen der Nachbarstadt ebenfalls auswerten. „Neben der Lärm- und Umweltbelästigung soll auch in Duisburg die Verkehrssicherheit der Bürgerinnen und Bürger erhöht werden“, erklärt Stadtsprecher Maximilian Böttner. Es solle den „Auto-Posern“ bewusst werden, dass gefährliche Aktionen auf öffentlichen Straßen und Plätzen gegen Gesetze verstoßen und sie deswegen mit entsprechender Sanktionierung rechnen müssen.

Unterschiedliche Szenen: In Duisburg müssen sich manche ein Auto zum Protzen ausleihen

Vergleichbar seien die Szenen allerdings nicht, sagt Jonas Tepe, der in Düsseldorf ein anderes Publikum verortet: „In Duisburg muss sich mancher einen Wagen leihen, um damit am Wochenende protzen zu können.“ Dieser Klientel tun auch 80 Euro weh, glaubt der Polizist. Nach Absprachen über soziale Netzwerke seien bei den Treffen in Hamborn oder am Walsumer Fähranleger laut Verkehrsdienst zwischen 100 und 200 Fahrzeuge vor Ort, bei einem Treffen am Landschaftspark waren es auch schon mal 300.

Können hohe Strafen auch zu einem Verdrängungseffekt führen, zu noch mehr Posern in Duisburg? Ob Düsseldorfer Fahrer ihre Treffen nach Duisburg verlegen, hält Tepe für fraglich, es werde aber auch nicht geduldet. Seit einer Novelle des Bußgeldkatalogs im Herbst gelten bereits höhere Bußgelder im Straßenverkehr. Das unnütze Hin- und Herfahren in geschlossenen Ortschaften kostet seither bis zu 100 Euro.

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Schwerpunktaktionen von Polizei und Stadt gegen Autoposer

Im vergangenen Jahr hat es nach Angaben der Polizei 54 Schwerpunktaktionen gegeben, dabei wurden Geschwindigkeitsverstöße im dreistelligen Bereich festgestellt. Zuletzt waren Polizei und Ordnungsamt am Car-Freitag vor Ostern vor Ort. Kleinere Einsätze gebe es regelmäßig an den Wochenenden, berichtet der Polizeisprecher.

Bei den gemeinsamen Einsätzen gegen illegales Tuning, gegen Raser und Poser werden verschiedenste Verstöße geahndet: „Angefangen beim Gurtverstoß reicht die Palette über das Fahren ohne Fahrerlaubnis bis zur Sicherstellung von Autos. Diese Fahrzeuge sind so umgebaut worden, dass sie nicht mehr verkehrssicher sind und deswegen aus dem Verkehr gezogen werden müssen“, sagt Tepe.

Die Folge sind Straf- oder Ordnungswidrigkeitenanzeigen, deren Strafe nicht vor Ort gezahlt wird. Hier sieht Tepe auch bei den höheren Bußgeldern ein Problem: „Keiner zahlt 5000 Euro einfach so, da werden Anwälte eingeschaltet, es gibt Klageverfahren, das dauert.“

Grundsätzlich habe die Polizei Verständnis für das Bedürfnis, mit dem Auto gesehen zu werden. „Die Tuningszene ist nicht schlecht“, betont Tepe, „solange sie sich an die Regeln hält“. Die Treffs an der Mühlenweide etwa seien völlig in Ordnung – „bis es zu laut wird“.

>>PRÄVENTIONSARBEIT DER POLIZEI

  • Landesweit kommt die Polizei NRW mit dem Verkehrsunfallprogramm „Crash-Kurs“ in Schulen. Mit Bildern von echten Unfällen sollen junge Erwachsene sensibilisiert werden.
  • In Duisburg wurde mit einer Plakat- und Flyeraktion aufgeklärt. Sprüche wie „Breiter, tiefer, lauter, … pleite!“ sollen auf die Bußgelder aufmerksam machen, die auch schon fällig werden, wenn man einfach nur sinnfrei hin und her fährt.