Duisburg. Gefahrgut ist auch eine Frage der Menge: Die Spedition Mäuler verdoppelt in Duisburg ihre Kapazitäten. Was sie am Standort für die Sicherheit tut.
Hinterlandbebauung in XXL: Vorbei am Schmierstoffwerk Duisburg, zwischen van Leeuwen und Total gelegen, hat die Spedition Mäuler als Experte für Gefahrstoff-Logistik ihre Kapazitäten verdoppelt:
In drei 14 Meter hohen und über 80 Meter langen Hallen lagern nun gewässergefährdende oder ätzende Stoffe, überwiegend Farben, Lacke, aber auch Füllmaterialien, die wie Mehl aussehen und für verschiedene Produkte gebraucht werden. Auf den Gebinden kleben Warnschilder, die vor ätzenden Flüssigkeiten warnen oder mit einem toten Fisch und einem Baumgerippe vor Umweltschäden.
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Spedition Mäuler in Duisburg lagert Gefahrstoffe in 1000-Liter-Gebinden
Geschäftsführer Reiner Kammels betont, dass die Produkte selbst jeder im Haushalt hat, etwa in Form von Reinigern. Zur Gefahr werden sie durch die schiere Menge, die hier lagert.
Unfallfreie Erfahrungen als Störfallbetrieb hat die Spedition am Gründungsstandort Remscheid seit Anfang der 90er Jahre. Die größte Herausforderung sei jetzt durch neue Produktgrößen entstanden. Farben werden heute nicht mehr in 25-Liter-Kanistern abgefüllt, sondern in 1000-Liter-IBCs transportiert. IBC bedeutet Intermediate Bulk Container, das sind quaderförmige Plastik-Behälter, oft mit einem schützenden Gitter drumherum. Wenn das anfängt zu brennen, reichen klassische Löschmethoden wie Sprinkleranlagen nicht, erklärt Kammels.
Mit CO² kann ein Feuer schnell erstickt werden
Er führt über eine Außentreppe zum Herzstück der neuen Hallen: Dem CO2-Lager. „Wir nennen es U-Boot.“ Die riesige silberne Tonne fasst 80.000 Kilo Kohlenstoffdioxid, das im Notfall mit minus 45 Grad in die Hallen strömt, ihnen den Sauerstoff entzieht und somit jedem Feuer die Nahrung nimmt. Es kann manuell gesteuert werden, damit man auch ohne Strom handlungsfähig ist.
Die neuen Hallen sind in eine Wanne gebaut, die verhindern soll, dass auslaufende Stoffe ins Erdreich sickern. Außerdem gibt es eine gigantische Lüftung sowie eine Gaswarnanlage, die alle paar Meter mit einem „Schnüffler“ überprüft, ob entzündliche Gase in der Atmosphäre sind. Die Mitarbeiter können von jedem Standort aus binnen 30 Sekunden durch eine Vielzahl von Notausgängen ins Freie, berichtet Kammels.
Automobilindustrie setzt auf Lagerhaltung, um unabhängiger von Importen zu werden
Noch ist der Betrieb nicht vollends angelaufen, letzte Abnahmen stehen noch an, aber bis September sollen alle Regale voll sein. Dafür werden manche Kunden ihre eigenen Lager auflösen und in die Hochsicherheitshallen verlegen. Überhaupt werde gerade massiv auf Selbst-Bevorratung gesetzt, beobachtet der „Herzblut-Logistiker“, wie sich Kammels selbst nennt. Der Krieg gegen die Ukraine verändere das Denken, die Automobilindustrie etwa wolle unabhängiger von Importen werden. Selbst Düngemittel, die sonst waggonweise transportiert werden, werden derzeit auch in Säcken gehortet, staunt der Spediteur.
Um die Sicherheit auch während des Transports zu gewährleisten mit möglichst wenig Umschlägen, setzt Mäuler „auf speziell geschulte Frachtführer und Spediteure, die die Ware zu 95 Prozent direkt zum Kunden bringen“.
Spedition liegt gleich neben einem Störfallbetrieb
Am Standort Kaßlerfeld hat die Spedition ihre Hallen neben dem denkbar größten Störfallbetrieb bezogen: Zig Tanks mit jeweils 15.000 Kubikmetern Heizöl und dem warnenden Aufdruck „hochentzündlich“ stehen auf dem Total-Gelände.
Das Genehmigungsverfahren sei sehr aufwendig gewesen, berichtet Kammels, man merke den Duisburger Behörden an, dass Katastrophen wie die Loveparade sensibel gemacht haben. Im Vergleich seien die maximal 5000 Tonnen, die bei Mäuler lagern können, „harmlos“, zitiert Kammels die Experten. Die benachbarten Unternehmen haben ihre Sicherheitsmaßnahmen aufeinander abgestimmt, auch um unbefugte Dritte vom Gelände fernzuhalten.
>> DIE SPEDITION MÄULER
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- Die Spedition wurde 1934 von Lkw-Fahrer Gustav Mäuler als Ein-Mann-Unternehmen in Remscheid gegründet.
- Heute hat sie auch Standorte in Stuttgart und Wülfrath.
- 2015 wird die Duisburger Niederlassung eröffnet, zu dem Zeitpunkt mit dem Schwerpunkt Chemie- und Handelsgüter, wofür 13.000 Quadratmeter Paletten-Stellplätze zur Verfügung stehen.
- 270 Mitarbeiter hat die Unternehmensgruppe, davon 25 in Duisburg.