Duisburg. Das Tanklager Tanquid gehört zu den „Störfallbetrieben“ im Duisburger Hafen. Deshalb gelten hier seit jeher besondere Sicherheitsauflagen.

Der Duisburger Hafen ist die logistische Drehscheibe schlechthin. Von hier aus wird alles Denkbare per Schiff, Zug oder Laster verteilt, auch gefährliche Sachen. Einer der sogenannten „Störfallbetriebe“, der mit gefährlichen Stoffen hantiert, ist das Unternehmen Tanquid. In den 119 Stahltanks lagern 119 verschiedene, vor allem petrochemische Stoffe wie Aceton, in den vier neuesten Edelstahltanks auch Produkte aus der Lebensmittelbranche, Zitronenaroma beispielsweise.

Die bis zu 24 Meter hohen Tanks sind so was wie das Kellerregal der Industrie. Unternehmen können hier ihre Produkte zwischenlagern, bis sie sie benötigen. Bis zu einer Million Liter passen hinein - und wieder heraus. Vom Zug ins Schiff, vom Kesselwagen in den Tank, aus dem Lastwagen rein - oder raus. Dieser Logistikstandort ist die pure Bewegung.

Zwei Mitarbeiter mit Atemschutzgeräten / Atemmasken schließen Schläuche zur Beladung eines Kesselwagens an. Gefahrguttransporte am Duisburger Hafen - Besuch bei der Firma TanQuid in Düsseldorf am Dienstag den 13.06.2017. Die Firma TanQuid hat sich auf die Lagerung und den Umschlag chemischer Flüssigkeiten und Petrochemie spezialisiert. LKWs, Kesselwagen und Tanker/Schiffe bringen laden und entladen ihre Fracht im Duisburger Hafen. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services
Zwei Mitarbeiter mit Atemschutzgeräten / Atemmasken schließen Schläuche zur Beladung eines Kesselwagens an. Gefahrguttransporte am Duisburger Hafen - Besuch bei der Firma TanQuid in Düsseldorf am Dienstag den 13.06.2017. Die Firma TanQuid hat sich auf die Lagerung und den Umschlag chemischer Flüssigkeiten und Petrochemie spezialisiert. LKWs, Kesselwagen und Tanker/Schiffe bringen laden und entladen ihre Fracht im Duisburger Hafen. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services © Lars Heidrich | Unbekannt

Nur vor dem Gelände herrscht Stillstand: Laster warten darauf, dass die Schranke hochgeht, damit sie einfahren dürfen. Sie werden gewogen und geprüft, aus ihren Tanks werden Proben für die Qualitätssicherung gezogen. Warnschilder geben den Fahrern genaue Anweisungen: Kein Handy, keine Zigaretten, kein Alkohol, nichts alleine machen, immer Schutzkleidung tragen.

Auch für die Reporter steht vor dem Betreten des Geländes die Sicherheitseinweisung: Kein Schritt ohne Begleitung, nah am Messgerät für explosive Luftverhältnisse bleiben, um sich rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können. Handy aus. Schutzschuhe an, Helm auf, antistatischen Anzug drüber, damit ja keiner Funken sprüht.

Störungsfreier Betrieb seit über 30 Jahren

Das Geschäft von Tanquid ist im großen Ganzen simpel: Es stellt für die Zwischenlagerung Tanks, Umschlagsanlagen und die nötige Infrastruktur zur Verfügung. Im Kleinen, Konkreten ist das hoch kompliziert, ziehen sich 60 Kilometer Rohrleitungen durch das Gelände, sind manche Tanks beheizt, alle mit mindestens doppeltem Boden, gibt es dutzende Sicherheitseinrichtungen, damit nur ja nichts passiert. Der Aufwand macht Sinn - und Walter-Josef Mainka stolz. Der Leiter des Duisburger Tanklagers kann auf einen störungsfreien Betrieb seit 30 Jahren zurückblicken.

Gefährlich ist es bei Tanquid nur für den staunenden Laien. Für Kirsten Arndt, die in Sachen Sicherheit alle 14 Tanquid-Standorte betreut, ist es Handwerk. „Theoretisch könnte man alles hier auf dem Gelände zusammen kippen und es passiert nichts.“

Sicherheitsmaßnahmen jährlich auf dem Prüfstand

Einkalkulierte Reaktionen gibt es sehr wohl. Etwa, dass manche Stoffe im Sommer bei Wärme ausgasen. Die Dämpfe werden abgeleitet und verbrannt. Sinnfrei leider, denn die entstehende Wärme wird im Sommer nicht benötigt.

An jedem einzelnen Tank kriechen grüne und rote Schläuche an der Außenwand hoch. Damit kann im Brandfall sowohl von innen der Tank beschäumt werden, als auch mit Wasser gekühlt, falls der Tank nebenan gerade brennt. Alles für den sehr theoretischen Fall, weil - siehe oben. Einmal im Jahr werden die Vorsichtseinrichtungen kontrolliert, unter anderem die „Flammendurchschlagssicherung“. Das Wort für Scrabblespieler bezeichnet jene Vorrichtung, die verhindert, dass sich ein Feuer ausbreiten kann.

Für den Facharbeiter, der gerade einen Laster entleert, ist das Alltag. Beindicke Schläuche liegen säuberlich sortiert nebeneinander, alle sind beschriftet, damit nichts durcheinander geht. Er dockt mit Schwung den Verschluss an den Laster. Das Produkt fließt dann aber immer noch nicht. Zentral wird der Weg freigegeben, bevor etwa Hydrosol umgepumpt wird. Seitlich werden die Laster befüllt, von hinten - wegen des Tiefpunktes entleert. Die Waage begleitet den Vorgang und zeigt in grotesk kleiner roter Schrift fette 39 020 Kilo an.

Auf der anderen Seite am Hafenbecken A hat die Endeavour festgemacht. Das niederländische Tankschiff lädt an Steiger 8 gerade seine Ladung: C6, aromatische Kohlenwasserstoffe. Die Arbeiter gehen konzentriert zur Sache, jeder Handgriff sitzt. Plötzlich tutet eine Sirene, eine gelbe Lampe leuchtet. Aber keiner wird hektisch. Kein Alarm? Nein, ein Mitarbeiter soll ans Telefon. Ach so.