Duisburg. Laut GEW fehlen tausende Stunden Unterricht wegen Lehrermangels, die Landesregierung spare Millionen, und der Rat in Duisburg verschlafe Chancen.
Die Bildungspolitik in Duisburg und landesweit ist eine große Baustelle, sagt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Bausteine, die als Gerüst für Verbesserungen dienen könnten, hat sie gleich mit zur Demo auf die Königstraße gebracht. Darauf fordern sie etwa „Mehr Lehrer*innen“, „Gute Bedingungen für Inklusion“ und insgesamt „Mehr Geld für Bildung“.
Allein durch die unbesetzten Stellen in den Lehrerkollegien habe die Landesregierung in der Zeit von 2018 bis 2022 über 40 Millionen Euro an Gehältern eingespart, sagt Rüdiger Wüllner, Vorsitzender der GEW Duisburg, „auf Kosten der vorhandenen Lehrkräfte und auf Kosten der Bildungschancen der Kinder“.
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Lehrermangel sorgt an Grundschulen für hohen Unterrichtsausfall
An den Duisburger Grund- und Förderschulen fehlen laut Wüllner derzeit über 250 Lehrer, teilweise seit Jahren. Auf die 57 ausgeschriebenen Stellen in der Primarstufe im Februar gab es keine einzige Bewerbung, auf 70 Stellen, die zum 1. Mai ausgeschrieben wurden, werde es voraussichtlich drei (Teilzeit-)-Einstellungen geben. „Das heißt, es fehlen 5880 Unterrichtsstunden ab Mai nur an den Grundschulen“, beklagt Wüllner und ergänzt, dass das „traurigerweise“ noch nicht alles sei, weil durch Krankheiten, Quarantäne oder ähnliches weiterer Unterricht ausfallen werde.
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Maßlos ärgert ihn auch, dass sich an der Förderschule Am Rönsbergshof in Beeck kaum was geändert hat, obwohl der Lehrermangel – von 76 Lehrenden fehlen 35 – ein Sicherheitsrisiko darstellt, wie die Schulpflegschaftsvorsitzende beklagte, und der Ganztagsunterricht überwiegend zum Halbtagsgeschäft schrumpft. Über 600 Stunden Unterricht würden allein an dieser Schule ausfallen. „Im November war Schulministerin Gebauer da und seither ist nichts passiert, das ist doch eine Kapitulation.“
Gewerkschafter liest dem Rat der Stadt die Leviten
Als „peinlich“ bezeichnet Wüllner außerdem, dass keine Planung für neue Grundschulen auf dem Tisch liege, es gehe immer nur um noch mehr Container oder Anbauten. „Duisburg ist weit abgeschlagen hinter dem Standard anderer Kommunen“, beklagt er, „selbst das noch ärmere Gelsenkirchen eröffnet im August eine neue Grundschule“.
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Auch dem Rat der Stadt liest er die Leviten: Schon längst hätte dieser beschließen können, dass die Duisburger Grundschulen kleinere Klassen mit maximal 24 Kindern beschulen sollen. Nach dem Schulgesetz würde dafür reichen, wenn ein Grund wie Gemeinsames Lernen, Zuwanderung, der Sozialindex oder die Zahl der Kinder mit SGBII-Bezug dafür sprechen. „Die Schulen in Marxloh und Hochfeld schultern alle diese Belastungen“, verdeutlicht der Grundschullehrer.
Alle Punkte habe er bei der Demo lediglich mit Vertretern der SPD und der Grünen diskutieren können, Schwarz-Gelb sei nicht vertreten gewesen, bedauert Wüllner, „denen scheint ihre Bildungspolitik selbst peinlich zu sein“. Dann schränkt er ein: Manches Problem ist so alt, das hat auch die Vorgängerregierung schon nicht angepackt.
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>>DAS FORDERT DIE GEW
- Schulscharfe Ausschreibungen müssen ausgesetzt werden, damit Lehrer nicht weiterhin an Duisburg oder Gelsenkirchen vorbei gehen.
- Eine gleiche Besoldung aller Lehrer nach A13 Z, unabhängig von der Schulform.
- Mehr Sanierungen und Neubauten
- Eine verlässliche Ausstattungsgarantie für Schulen, ohne das ständige Springen von Fördertopf zu Fördertopf und die damit verbundenen aufwendigen Anträge.