Duisburg. Eltern, Lehrer und Schüler protestieren in Duisburg gegen Personalmangel an der Förderschule am Rönsbergshof. So reagiert NRW-Schulministerin.

Die Zeit, die sich NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) für den Besuch der Schule am Rönsbergshof im Duisburger Norden nahm, war der Größe der Probleme angemessen: Drei Stunden lang diskutiere die Ministerin mit Schulleitung, Schulaufsicht, Eltern, Lehrern und Vertretern der städtischen Schulverwaltung über Möglichkeiten, den eklatanten Lehrermangel an der Beecker Förderschule zu mildern.

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Viele Eltern und Schüler waren gekommen, um die Ministerin mit Plakaten begrüßen. „Ohne Lehrer läuft nix“ – das bringt das Problem auf den Punkt, das Schullleiterin Sirka Justus mit den aktuellen Zahlen beschreibt: Von 76 Lehrer-Stellen sind derzeit 28 nicht besetzt, fünf Lehrkräfte fehlen langfristig wegen Erkrankungen oder Schwangerschaft, um die rund 300 Kinder und Jugendlichen in der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu betreuen.

Lehrermangel in Duisburg: Keine Nachmittagsangebote in der Ganztagsschule

Zwei Pensionierungen drohen ab Anfang 2022 die ohnehin desaströse Lage noch weiter zu verschärfen. Immerhin hat sich die Raumnot entspannt, seit zum neuen Schuljahr acht Containerklassen aufgebaut wurden für die Schule, die eigentlich nur für 170 Schüler eingerichtet ist.

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Die Folgen für das Angebot der Schule beschreibt die Schulpflegschaftsvorsitzende Jennifer Fischer. „Viel Unterricht muss ausfallen, Nachmittagsangebote gibt es derzeit nicht, obwohl wir eine Ganztagsschule sind.“ Auch die Qualität des Unterrichts leide massiv, weil Klassen viel zu groß sind, manchmal Lehrer zwei Klassen gleichzeitig betreuen müssen, um den Personalmangel überhaupt noch irgendwie zu kompensieren.

Eltern: Möchten nicht, dass unsere Kinder nur verwahrt werden

„Wir möchten nicht, dass unsere Kinder nur verwahrt werden. Das können wir auch zu Hause machen“, sagt Fischer. Im September hatte die Pflegschaftsvorsitzende die Ministerin im Landtag mit den Problemen konfrontiert, auch der Duisburger Landtagsabgeordnete Frank Börner (SPD) hatte immer wieder Druck gemacht.

Ein Protest empfing NRW-Schulministerin Gebauer im Duisburger Norden.
Ein Protest empfing NRW-Schulministerin Gebauer im Duisburger Norden. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

„Es gibt keine einfache und auch keine schnelle Lösung“, sagte Yvonne Gebauer nach den Gesprächen. Sie werde sich aber bemühen, über die Schulräte Stefanie Sieker und Thomas Lemm – beide waren am Mittwoch dabei – „die Situation kurzfristig zu verbessern“. Die Ministerin verweist auf die Abordnung von vier Lehrkräften aus anderen Förderschulen, die ersten haben ihre Arbeit in Beeck bereits aufgenommen, die anderen folgen kurzfristig. Weitere Abordnungen in ähnlicher Größenordnung sollen zum 1. Februar folgen. Auch sie nur befristet, aber es bestehe die Möglichkeit eines dauerhaften Wechsels an den Rönsbergshof, wenn das Wunsch der Lehrkräfte sei, so Gebauer.

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Weitere Hilfe könne die Schule aus dem Programm „Aufholen nach Corona“ in Anspruch nehmen – dafür hat das Land 430 Millionen Euro bis Ende 2022 bereitgestellt. „Damit kann auch Personal verpflichtet werden“, erklärte Gebauer. Der Kreis von Berufsfremden, die an Schulen eingesetzt werden können, sei bewusst groß gezogen worden. Die Ministerin nennt Gärtner, die als so genannte „Werkstattlehrer“ oder in multiprofessionellen Teams eingesetzt werden könnten.

Hoffnung auf mehr ausgebildete Lehrer kann die Schulministerin der Beecker Förderschule kurzfristig nicht machen. Landesweit fehlen tausende Sonderpädagogen. Die werden zwar nun in größerer Zahl ausgebildet, bis sie in den Schulen ankommen, werden aber noch Jahre vergehen. Yvonne Gebauer: „Die Decke ist überall zu kurz.“

SCHULLEITERIN HOFFT AUF ENTLASTUNG DURCH VORGRIFFSSTELLEN

  • Die Elternvertreter äußerten sich nach dem Gespräch mit der Ministerin zufrieden, bleiben aber skeptisch bezüglich einer Verbesserung der Situation: „Die Abordnungen sind nur befristet“, begründet das Jennifer Fischer. Sie sei aber froh, so die Schulpflegschaftsvorsitzende, „dass die Ministerin gekommen ist und gesehen hat, wie unsere Lage ist“.
  • Mit Projektstellen und Werkstattlehrern habe die Schule bereits Erfahrungen gemacht, sagt Schulleiterin Sirka Justus. Sie wünsche sich allerdings mehr Flexibilität bei der Entfristung von Zeitverträgen und der pädagogischen Qualifizierung von Seiteneinsteigern. Bei diesen Themen gebe es immer wieder Probleme, Mitarbeitende aus anderen Berufen langfristig an die Schule zu binden.
  • Auf weitere Unterstützung durch ausgebildete Lehrer hofft die Schulleiterin durch sogenannte Vorgriffsstellen. Lehrer, die mit Blick auf den höheren Bedarf durch die Rückkehr zum G9-Abitur an Gymnasien bereits jetzt eingestellt werden, können bis zum späteren Wechsel an ein Gymnasium an Förderschulen eingesetzt werden.