Duisburg. Gerhard Losemann, Nestor der Duisburger Künstlerszene, zeigt in der Galerie DU-Art am Dellplatz die Ausstellung „Gegen Krieg und Gewalt“.
1938 in Duisburg geboren, hat Gerhard Losemann die Schrecken des Kriegs als Kind erleben müssen. Auf die Erschütterung, die der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöst hat, reagiert der 84-jährige Nestor der Duisburger Künstlerszene spontan auf seine Weise: mit einer Ausstellung in der Galerie DU-Art am Dellplatz.
Alle anderen Ausstellungspläne haben Losemann und seine Frau Rita Ehrig über Bord geworfen, sie haben kurzfristig übers Kulturbüro Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, sich an der Ausstellung „Gegen Krieg und Gewalt“ zu beteiligen. Die Resonanz war so überwältigend, dass die Galerie, in der sonst zwei oder drei Künstler vorgestellt werden, die Menge an Werken nicht gefasst hätte. Deswegen planen Losemann und Ehrig eine zweite Ausstellung.
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Schon die Werke der 28 Künstler, die jetzt vertreten sind, hängen dicht an dicht. Man kann sich vorstellen, wie schwierig es war, die sehr unterschiedlichen Arbeiten so zu präsentieren, dass sie einander nicht stören. Kleine und große Formate, zarte Zeichnungen und kraftvolle Malerei, Fotografie und Skulpturen – dennoch „jedes einzelne Werk zum Klingen bringen“ sei sein Anliegen gewesen, blickt Losemann auf anstrengende Wochen zurück.
Auseinandersetzung mit Tschernobyl-Katastrophe
In einer von zwei eigenen ältere Arbeiten hat Losemann Besuche in Moskau verarbeitet, hat er doch in den 80er Jahren am städtischen Künstleraustausch mit dem Künstlerverband der UdSSR teilgenommen. Den Eindruck vom Roten Platz mit dem Lenin-Mausoleum drückt er in einem Bild aus, in dessen Weite eine rot-schwarzer Steinplatte steht. Und in „Tschernobyl – es tickt weiter“ drückt er die Bedrohung aus, der nach der Katastrophe errichtete „Sarkophag“ um das havarierte Atomkraftwerk könne schmelzen.
Nicht alle Arbeiten setzen sich direkt mit Krieg und Gewalt auseinander. Wie die subtile Papierarbeit von Wilfried Weiss, die mit grafischen und farbigen Elementen um einen ausgerissenen „Krater“ arbeitet. Oder die zart aquarellierte Tuschezeichnung „Detonation“ von Marco Morosin. Zart auch die Bilder von Cornelia Schweinoch-Kröning mit auffliegenden Vögeln und Angelika Stieneckes rot getupften Blüten.
Was der Krieg verändert
„Nacht 1 und 2“ von Renate Krupp sprechen von Schreien und Gewalt, Ute Nowak baut eine Szene mit Panzer und zerstörten Gebäuden, die sie unter eine Glasglocke stellt. Der Titel dieser weißen „Schneekugel“ ist ein Wunsch: „Den Krieg einfrieren“, erstarren lassen. Sehr dynamisch hingegen die gestische Arbeit „Tanz um Lösung“ von Andreas Blum mit mehrfarbigen Pinsel auf schwarzem Hintergrund: ein Hingucker am Eingang.
Subtiler als der Titel „Genosse Kaputt“ ist auch Carsten Bujnys Computerarbeit: Durch die Dunkle Farbe, mit einer erschlafften menschlichen Silhouette schimmert der Text der verstörenden Rede durch, mit der Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt hat. Eine „Rede wider den Krieg“ des Philosophen Dr. Christoph Quarch – ein schlicht eingerahmter Text – ist ein flammender Appell für ein einiges Europa und die „Macht des Friedens“.
Und Klaus Wiesels Schriftzug „WarWas?“ aus Edelstahl fragt nach der Zeit danach. Rückkehr zur Normalität? Englischsprachig gelesen, mahnen die Worte „Krieg war“. Aber nicht vorbei, so der Künstler: „Die Normalität wurde für immer verändert.“
>> LOSEMANN-KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM
- Gerhard Losemann ist in Duisburg mit Kunst im öffentlichen Raum vertreten, unter anderem mit dem Mahnmal für die Opfer der Loveparade-Katastrophe und dem Mahnmal für die deportierten jüdischen Kinder, das am 9. November 2012 eingeweiht wurde.
- In der 2013 eröffneten Galerie DU-Art am Dellplatz 8 widmet sich Losemann vor allem Nachlässen Duisburger Künstler; die Galerie wurde 2019 in eine Stiftung umgewandelt.
- Die Ausstellung „Gegen Krieg und Gewalt“ gibt auch einen Einblick in die Duisburger Kunstszene. Die Galerie DU-Art ist in den kommenden Wochen jeweils donnerstags und freitags von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Besichtigungstermine können vereinbart werden unter 0203 33 43 48.