Duisburg. Warum Duisburger mit Behinderungen Scheu vor politischen Wahlen haben und wie das eine Initiative vor der Landtagswahl ändern will.

Menschen mit und ohne Behinderung haben Ende April in Duisburg die Möglichkeit, sich mit Politikern verschiedener Parteien über die anstehende Landtagswahl zu unterhalten. Das alleine sollte eigentlich keine Nachricht wert sein, doch die Mitarbeiter der Lebenshilfe Duisburg, des Paritätischen und der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) haben andere Erfahrungen gemacht.

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„Als wir mit Menschen mit Behinderungen darüber gesprochen haben, warum sie nicht wählen gehen, haben viele geantwortet, dass sie nicht wissen, was sie erwartet“, erinnert sich Anja Schüttenhelm von der Lebenshilfe. Seit drei Jahren erst dürfen nämlich auch Menschen mit Behinderung, die unter einer rechtlichen Betreuung stehen, an Wahlen teilnehmen. So ist die Landtagswahl nach der Duisburger Kommunalwahl 2020 und der Bundestagswahl 2021 erst die dritte Wahlmöglichkeit, für viele die erste Wahl überhaupt.

Duisburger WahlZeit für Menschen mit und ohne Behinderung

Am 25. April, von 16.30 bis 19 Uhr, können sich Menschen mit – und ausdrücklich auch ohne – Behinderung in der Kulturkirche Liebfrauen deshalb mit Politikern über ihre Parteiprogramme und die Wahl an sich austauschen, bei der „WahlZeit“. „Das funktioniert mit einer Art Markt“, erklärt Michael Reichelt, Geschäftsführer der Lebenshilfe Duisburg. Die Politiker bekommen einen Stand, an dem die Besucher sie zu Themen wie Teilhabe, Barrierefreiheit oder ÖPNV ausfragen können. Bisher bestätigt haben ihre Teilnahme Deniz Güner (CDU), Sarah Philipp (SPD), Jule Wenzel (Grüne) und Kira Schulze-Lohoff (FDP), eine Vertreter der Linken ist angefragt.

„Wir haben außerdem Musterwahlzettel von der Stadt bekommen und können mit Wahlkabinen und -urnen eine Wahl ‘üben’“, ergänzt Katrin Scheffzik von der EUTB. Besonders werde es aber für die Politiker eine Herausforderung, ihr Programm in einfacher Sprache zu erklären.

Das Ziel: Kurze und klare Aussagen

Und das nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern für alle Menschen. „Vielleicht ist es für Politiker ein Ansporn, ihre Aussagen kurz, knapp und klar auszudrücken“, vermutet Dirk Tänzler, Geschäftsführer des Paritätischen in Duisburg. Die einfach Sprache, das betont Tänzler, habe nämlich nichts mit hohem oder niedrigem Sprachniveau zu tun: „Es ist einfach eine andere Sprache.“