Duisburg-Neudorf/Dellviertel. Neun Carsharing-Wagen von „Stadtmobil“ stehen nun in Duisburg-Neudorf und im Dellviertel. Warum der Anbieter noch mehr Potenzial sieht.

Der Carsharing-Anbieter „Stadtmobil Rhein-Ruhr“ hat sein Angebot in Duisburg vergrößert. An fünf verschiedenen Stationen in Neudorf und im Dellviertel kann man derzeit stunden- oder tageweise neun Pkw leihen. Weitere Wagen und Stationen sollen im Laufe des Jahres hinzukommen. In Duisburg präsent ist das Unternehmen bereits seit einigen Jahren, doch in den nächsten Monaten soll der Ausbau forciert werden, „denn Duisburg hat eindeutig Potenzial“, wie Geschäftsführer Matthias Kall bei einem Vor-Ort-Termin im Dellviertel erklärt.

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Gegenüber vom Lehmbruck-Museum parken zwei weiße Opel, ein Kleinwagen und ein Kombi. Zwei Parkplätze sind neuerdings für Carsharing-Autos ausgewiesen. „Vor ein paar Jahren mussten wir mit privaten Vermietern kooperieren, damit wir einen festen Stellplatz hatten“, erinnert sich Matthias Kall. Doch mittlerweile haben viele Kommunen ein Interesse daran, auf andere Mobilitätskonzepte zu setzen.

Mehr als 100 Kunden in Duisburg nutzen „Stadtmobil“ regelmäßig – Luft nach oben

Gegründet hat sich das Unternehmen aus verschiedenen privaten Verkehrsinitiativen, die sich schon in den 1980er und 1990er Jahren ein Auto teilen wollten. Stadtmobil Rhein-Ruhr hat seinen Sitz in Essen, „doch Duisburg hat für uns schon immer eine Rolle gespielt, weil es hier einen ICE-Bahnhof gibt und unsere Kunden dann mit dem Auto weitergefahren sind“. Deshalb gibt es die Standorte in der Nähe des Ostausgangs am Hauptbahnhof sowie an der Pappenstraße schon ganz lange; die an der Lerchenstraße, Grabenstraße und an der Düsseldorfer Straße sind neu.

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Mehr als 100 Kunden zählt das Unternehmen in Duisburg – da ist noch Luft nach oben. „Wir können den Leuten keinen Vorwurf machen, dass sie Carsharing kaum nutzen, wenn das Angebot noch nicht gut ausgebaut ist“, sagt Kall. Er ist seit 17 Jahren dabei und weiß, dass das Konzept vor allem in Innenstädten und Quartieren funktioniert, die gut an den ÖPNV angebunden oder mit dem Rad nutzbar sind, so dass man nicht zwingend ein Auto braucht. In Gegenden, in denen Autos noch als Statussymbol gelten, erreiche man die Bevölkerung eher nicht. „Es ist kein Wunder, dass wir uns bisher auf Neudorf konzentriert haben. Duisburg ist flächenmäßig sehr groß, und sicher ist nicht jeder Stadtteil geeignet.“ Im Laufe des Jahres soll noch ein Kooperationsprojekt mit der Gebag in Walsum hinzukommen.

Ausleihzeiten am Wochenende und in den Abendstunden beliebt

Geöffnet werden die Pkw per App. Wer kein Smartphone besitzt, bekommt gegen Gebühr eine Karte ausgehändigt.
Geöffnet werden die Pkw per App. Wer kein Smartphone besitzt, bekommt gegen Gebühr eine Karte ausgehändigt. © FUNKE FotoServices | Foto: Kerstin Bögeholz

Bei Privatleuten sind vor allem die Ausleihzeiten am Abend oder am Wochenende gefragt. Die meisten nutzen die Autos für den Einkauf, aber auch Ausflüge oder sogar die Fahrt in den Urlaub seien mit einem Stadtmobil denkbar. Geparkt wird dort, wo der Wagen abgeholt wurde. „Unsere Kundschaft sind nicht die ganz jungen Nutzer, die sich zum Beispiel spontan einen Roller leihen würden“, weiß Kall. Die Leihe muss geplant, der Wagen reserviert werden. Dazu dient eine App, die gleichzeitig auch als Schlüssel dient. Wer kein Smartphone besitzt, bekommt gegen eine Gebühr eine Zugangskarte ausgehändigt.

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Die Kosten für die Nutzung setzen sich aus einem Preis pro Stunde und je gefahrenem Kilometer zusammen. Ein Kleinwagen (Klasse XS) kostet pro Stunde 2,09 Euro. Ein Kombi (Größe L) vier Euro. Die Kilometerpreise starten bei 27 Cent für den kleinsten Pkw und enden bei 30 Cent für das große Gefährt. In anderen Städten gibt es zudem noch Transporter (6,87 Euro pro Stunde und 0,36 Euro pro Kilometer). Günstiger wird’s, wenn man den Wagen länger mietet. „Bei den Tagespreisen sind wir meistens günstiger als die klassischen Autovermieter“, sagt Kall. Zudem gebe es ein Angebot für Vielfahrer: Wer 20 Euro Aufpreis im Monat zahlt, bekommt 20 Prozent auf die Zeit- und Kilometerkosten. Sprit ist jeweils inklusive. Hinzu kommt eine einmalige Anmeldegebühr von 19 Euro. Wer ein Abo für den Öffentlichen Personennahverkehr hat, spart sich den monatlichen Beitrag von fünf Euro.

Ruhrauto-E denkt über Carsharing mit Wasserstoff-Autos nach

Mit seinem überschaubaren Angebot gehört Stadtmobil übrigens doch zu den größeren Anbietern. Aktuell gibt es einige Wagen von „Flinkster“, die Leihfahrzeug-Flotte der Deutschen Bahn, am Hauptbahnhof. Auch um das Projekt „Ruhrauto-E“ ist es still geworden. „Wir sind seit rund eineinhalb Jahren nicht mehr in Duisburg am Start. Es war mal angedacht, mit Unterstützung der Stadtwerke Duisburg und der Vivawest eine Ausweitung umzusetzen, leider ist das nach vielen Gesprächen wieder eingeschlafen“, erklärt Andreas Allebrod auf Nachfrage. Derzeit spreche der Anbieter mit Vertretern der Uni Duisburg-Essen über ein E-Carsharing-Modell mit Wasserstoff-Autos, „da für uns, anders als bei anderen, schon seit 2013 keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr in Frage kommen“.

In den sozialen Netzwerken ist die Erweiterung des Angebots übrigens nicht bei allen auf Gegenliebe gestoßen: „Toll, wieder ein Parkplatz weniger“, hieß es zum Beispiel. Matthias Kall argumentiert hingegen: „Jedes Carsharing-Auto ersetzt im Schnitt zehn private Pkw.“ Zwar schafften die meisten ihren Wagen nicht ab, aber überlegten vor einer Neuanschaffung doch, ob sie umsteigen könnten. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, in Städten dem Auto so viel Fläche zuzugestehen.“

>> Falschparker müssen 55 Euro zahlen

Zwei Parkplätze sind an der Düsseldorfer Straße für Carsharing reserviert. Falsch parken wird teuer.
Zwei Parkplätze sind an der Düsseldorfer Straße für Carsharing reserviert. Falsch parken wird teuer. © FUNKE FotoServices | FotO: Kerstin Bögeholz

Aktuell hat die Stadt Duisburg sechs Stellplätze für sogenanntes stationsbasiertes Carsharing reserviert. Die Standorte befinden sich an der Düsseldorfer Straße sowie an der Grabenstraße und Lerchenstraße in Neudorf. Achtung: Wer hier trotz Schild seinen privaten Pkw parkt, muss 55 Euro zahlen oder wird im Zweifelsfall sogar abgeschleppt.

Von Seiten der Stadt heißt es außerdem: „Carsharing ist ein wichtiger Baustein des noch zu erarbeitenden gesamtstädtischen Mobilitätskonzeptes und wird in diesem Rahmen als Mobilitätsangebot mitbetrachtet werden.“