Duisburg. Die Duisburger Stadtbibliothek wird für eingeschränkten Service kritisiert. Was Ursachen sind und wie versucht wird, Ausfälle auszugleichen.

Die wochenlange Schließung der Bezirksbibliothek Hamborn im Februar, die eingeschränkten Öffnungszeiten in den Stadtteilbibliotheken, die Suche nach Ehrenamtlichen, die helfen, Bücher wieder in die Regale einzuräumen: Dafür muss die Duisburger Stadtbibliothek viel Kritik einstecken. Was die Ursachen sind und wie versucht wird, Ausfälle zu kompensieren.

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Schon 2018 hatte Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian darauf hingewiesen, dass der Bildungseinrichtung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgehen. Weil er Fragen von Medien nicht mehr direkt beantworten soll, wandte sich diese Redaktion mit den Kritikpunkten ans Amt für Kommunikation. Wie aus den Antworten auf die Anfrage hervorgeht, ächzt die Bibliothek weiter unter Personalengpässen.

Duisburger Stadtbibliothek liegt 25 Prozent unterm Stellenplan

Frank Marticke ist einer der Medienboten, die seit 2021 für die Stadtbibliothek Duisburg mit dem Fahrrad Bücher ausfährt an Kunden, die nicht selbst kommen können.
Frank Marticke ist einer der Medienboten, die seit 2021 für die Stadtbibliothek Duisburg mit dem Fahrrad Bücher ausfährt an Kunden, die nicht selbst kommen können. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In Zahlen: Von 129,5 Vollzeitstellen der Stadtbibliothek sind derzeit 17 Stellen vollständig unbesetzt, dazu kommen weitere 4,8 Stellen, die wegen Arbeitszeitreduzierungen fehlen; die Möglichkeit, weniger Stunden zu arbeiten, nutzen 23 Mitarbeiterinnen. Weitere neun Mitarbeiter fallen über längere Zeit wegen Krankheit aus. „Daraus ergibt sich eine Fehlquote von aktuell mehr als 25 Prozent gegenüber dem Stellenplan-Soll“, so Pressesprecherin Gabi Priem. Und das Corona-Virus hat vor allem durch die Omikron-Variante die Situation weiter zugespitzt.

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Die Situation sei schwer planbar, so Gabi Priem. 40 Mitarbeiterinnen sind seit 2018 ausgeschieden, in diesem Jahr scheiden sieben Mitarbeiter aus, dazu sind vier in Elternteilzeit. Wer in Ruhestand gehe, sei absehbar, aber Schwangerschaften, Elternzeiten oder Kündigungen nicht. Und Fachpersonal ist rar. Diplom-Bibliothekarinnen mit einem Hochschulabschluss seien nur durch externe Ausschreibungen zu gewinnen. Externe durfte Duisburg als Haushaltssicherungskommune aber kaum einstellen.

Jetzt dürfen wieder Externe eingestellt werden

Obwohl Bibliotheken stets als Grundversorger für die Bildung gelobt werden, zählen sie zu den freiwilligen Leistungen der Kommunen, hier darf also gekürzt werden. Mit Beginn 2022 wurden die Regeln für Duisburg gelockert, dürfen Stellen wieder extern ausgeschrieben werden. Aktuell ausgeschrieben hat die Stadtbibliothek sowohl Fachangestellte für Medien und Informationsdienste als auch Diplom-Bibliothekare. Zwei Stellen konnten bereits wieder besetzt werden, für zwei Leitungsstellen in den Bezirksbibliotheken Hamborn und Walsum laufen noch die Bewerbungs- und Auswahlverfahren.

Zwar bildet die Stadtbibliothek Fachangestellte für Medien und Informationsdienste selbst aus, „doch die Auszubildenden können die frei gewordenen und weiterhin frei werdenden Vakanzen bei den Stellen nicht ausgleichen“, so Priem. So stehen 2022 den vier Auszubildenden, die übernommen werden können, genau vier Abgänge infolge von Schwangerschaften/Elternzeiten gegenüber. Kompensation für diese Fehlzeiten sehe das geltende Tarifgesetz nicht vor, auch 450-Euro-Jobs darf die Bibliothek nicht anbieten.

95 Ehrenamtliche leisten Unterstützung

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Und die 95 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die für die Stadtbibliothek hauptsächlich als Vorlesepaten oder bei Veranstaltungen mitarbeiten, konnten während Pandemie „zeitweise leider überhaupt nicht überhaupt nicht zum Einsatz kommen“, zitiert die Pressestelle Dr. Barbian, wobei ehrenamtliches Engagement nicht die Hauptamtlichen ersetze, sondern wertvolle Unterstützung leiste. Und trotz des langen Lockdowns habe die Zahl der Veranstaltungen in den Bibliotheken 2021 auf 424 gegenüber 338 in 2020 gesteigert werden können.

Folge der Personalengpässe und der Mehrarbeit durch die Corona-Schutzverordnung ist die Einschränkung der Öffnungszeiten in allen Zweigstellen. Zwar hat die Zentralbibliothek wie gewohnt an sechs Tagen in der Woche geöffnet, die Bezirksbibliotheken aber nur an vier Tagen, Schul- und Stadtteilbibliotheken an zwei Tagen und die Stadtteilbibliotheken an einem Tag in der Woche.

>> MEDIENBOTEN UND BIB-BIKE IM EINSATZ

  • Um die verkürzten Öffnungszeiten zu kompensieren, wurde im Oktober 2020 ein mobiler Medienboten-Serviceeingerichtet.
  • Jüngst in Betrieb genommen wurde das „Bib-Bike“, ein Lastenfahrrad mit Elektroantrieb, das die Bibliothekssiftung finanziert hat. Es ist technisch als voll funktionsfähige Pop-Up-Bibliothek ausgestattet, in der auch Medien entliehen und Bibliotheksausweise ausgestellt werden können.
  • Mit dem Rad geht es zu Spielplätzen, Senioreneinrichtungen, Wohnquartieren, zu Straßenfesten oder und Märkten. Mit an Bord sind, je nach Anlass, Medien und Zubehör zu den Themen „Grüne Bibliothek“, „Smart Library“, „Aktiv im Alter“, „Interkulturelle Bibliothek“, und „Mach mit! Lies mit! Spiel mit!“.