Duisburg. In Stadtteilbibliotheken werden vor allem Bücher und andere Medien ausgeliehen. Nun sollen die Duisburger Zweigstellen auch Treffpunkt werden.

Die 13 Stadtteilbibliotheken sind feste Bestandteile in der Duisburger Ortsteile. Nun sollen diese Zweigstellen nicht mehr nur als Medienausleihstelle dienen, sondern zum Begegnungsort und zur Anlaufstellen werden. Um dies zu erreichen, gibt es drei Netzwerkerinnen, die soziale und integrative Komponenten mit in die Bibliotheken bringen sollen. „Wir wollen mit unseren Projekten die Bibliothek zum dritten Ort machen. Also ein Ort neben Arbeit und Zuhause“, erklärt Pia Klaumann.

Die Netzwerkerin hat einen Abschluss in Erziehungswissenschaften. Ezgi Köse hat einen Abschluss in Soziologie und Petra Machoczek ist gelernte Buchhändlerin. Die Mischung der verschiedenen Schwerpunkte ist laut Klaumann eine Stärke der Gruppe: „So können die Projekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden.“

Netzwerkerinnen haben in Duisburg schon mit ihrer Arbeit begonnen

Die Arbeit der Drei hat bereits begonnen. „Wir haben in Rheinhausen das Projekt Lesegarten gestartet und den Hof der Zweigstelle begrünt“, erzählt Köse. Es wurden Staudenbeete angelegt sowie Hochbeete und Sitzbänke gebaut. „Die Aktionsfläche der Bibliothek wurde vergrößert, nun können auch draußen Aktionen wie Gartenprojekte oder Workshops stattfinden.“ Dabei haben die Netzwerkinnen nicht allein gearbeitete. Die Hochbeete und Sitzbänke wurden von anderen Projekten aus Duisburg gebaut. „Wir sind die Vermittler zwischen den einzelnen Akteuren“, sagt Köse.

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An der Projektfindung sind nicht nur die drei Netzwerkerinnen beteiligt. „Die Bewohner der Stadtteile werden zu Mitgestaltern“, sagt Machoczek. „Wir hören erst einmal zu und fragen, was sich gewünscht wird.“ Um alle Bürger eines Stadtteiles zu erreichen, beschränkt sich das Ideensammeln nicht nur auf die Zweigstellen. „Wir gehen einfach mal raus in den Stadtteil und sammeln dort Einfälle.“ So entsteht ein Angebot, was alle Bürger ansprechen und sich nicht nur auf die Bibliotheksbesucher beschränken soll. „Wir erreichen so auch die Gruppen, die sich vielleicht nicht als klassischer Bibliotheksbesucher sehen“, weiß Machoczek.

Ein weiteres Projekt der Netzwerkerinnen läuft bereits seit einigen Monaten sehr gut und zeigt, wie einfach das Verknüpfen der Bewohner eines Stadtteiles sein kann. Die Idee des Saatgut-Teilers ist simpel: Pflanzenfreunde können kleine Tütchen mit Samen mitnehmen oder selbstgeerntete Samen abgeben. „Nachhaltigkeit und der Pflanzenaustausch stehen hierbei im Vordergrund“, erklärt Köse. Aber auch der soziale Austausch ist ein entscheidender Aspekt des Projektes. „An der Box kann man nicht nur Pflanzensamen tauschen, sondern sich auch über die Pflanzen unterhalten.“ Bereits in neun Stadtteilbibliotheken finden sich Saatgut-Teiler.

>>Bibliotheken sollen Treffpunkte für Gruppen werden

  • Die Bibliothek wird durch die Projekte zu viel mehr als nur einem Raum voller Bücher. Die Räume sollen als Treffpunkte für bestehende, aber auch neue Gruppen dienen. „So können wir ein Wohnortnahes Angebot schaffen, das gezielt die Bürger eines Stadtteiles anspricht“, erklärt Klaumann.
  • Auch Jan-Pieter Barbian, Direktor der Stadtbibliothek, ist sich der Notwendigkeit einer Umstrukturierung der Bibliotheken bewusst: „Bibliotheken dienen immer noch der Medienausleihfunktion, aber sie bieten weit mehr und können durch solche Projekte gezielt auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen.“ Durch Corona hat sich das Medienverhalten geändert, so dass sich auch die Bibliotheken anpassen müssen: „Die Zukunft der Bibliotheken liegt in Netzwerken.“