Duisburg. Das „Mod“ in Baerl hat den lang begehrten Michelin-Stern nach Duisburg geholt. Spitzenkoch Sven Nöthel sagt, was das Restaurant auszeichnet.
Das Restaurant „Mod“ mit Spitzenkoch Sven Nöthel (34) hat erst seit Anfang September 2021 geöffnet. Nur ein halbes Jahr später holt Nöthel den lange begehrten Michelin-Stern endlich nach Duisburg. Am Mittwoch um kurz nach 12.30 Uhr fällt bei der Verleihung der neuen Sterne des renommierten Restaurant-Führers „Guide Michelin Deutschland 2022“ in der Handelskammer in Hamburg auch der Name der schönen Zeitgeist-Location an der Grafschafter Straße in Baerl.
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Nöthels erster Gedanke? „Krass!“, so der 34-jährige Mülheimer kurz nach der Auszeichnung. „Diesen Stern widme ich der ganzen Region. Viele haben mir gesagt, dass so etwas gerade in Duisburg nicht möglich ist. Aber wir haben wundervolle Gäste und es allen gezeigt. Es ist trotzdem unfassbar, unglaublich!“
„Mod“ in Duisburg-Baerl: Erst Entdeckung des Jahres und jetzt Sternerestaurant
Erst kürzlich hatte „Der große Guide“, ein Feinschmecker-Nachschlagewerk für Deutschland, Österreich und die Schweiz, das „Mod“ zudem zur Entdeckung des Jahres in Deutschland gekürt.
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Das Erfolgsgeheimnis? „Wir servieren keinen Hummer oder Kaviar, sondern Produkte, die jeder zu Hause zubereiten kann, haben aber eben eine ganz eigene Handschrift“, erklärt Nöthel. Wer bei ihm zum Beispiel „Beete & Bauer“ ordert, darf sich auf Gänge mit Saibling, Gurke, Radieschen und Alge, Blutwurst, Kohlrabi, Aprikose und Pilzen freuen.
„Wir kochen anders als andere und provozieren gerne“
„Wir kochen anders als andere, setzen viel auf Aromatik und provozieren gerne, übersäuern oder übersalzen auch mal ganz bewusst, um den gewünschten Effekt zu haben“, sagt der 34-Jährige. „Vielleicht hole ich damit nicht jeden Gast mit einem Gang ab, aber es soll nie langweilig werden, nicht immer gleich schmecken.“
Auch ganz wichtig für ihn: „Wir haben oft eine Stimmung wie in der Kneipe und sind bodenständig“, so Nöthel. „Jetzt sind wir zwar ein Sternerestaurant, aber das wird sich ganz bestimmt nicht ändern.“
Feiermarathon endet mit Hochzeit
Die Euphorie, die die aktuelle Auszeichnung ausgelöst hat, ist bei jedem seiner Sätze spürbar. Ein bisschen traurig sei er nur gewesen, dass aufgrund der strengen Corona-Regeln sein Küchenchef Timo Baaske bei der Verleihung nicht mit auf die Bühne durfte. „Er hätte es verdient gehabt, ist aber mit nach Hamburg gekommen“, so Nöthel. Zusammen mit ihm und seiner Lebensgefährtin Isabel will er es in der Hansestadt ordentlich krachen lassen.
Es wird der Beginn eines regelrechten Feiermarathons sein. Am Donnerstag geht es nach Hause, dann will der Spitzenkoch mit seinem gesamten Team auf den Michelin-Stern anstoßen. Und am Freitag wird er in Mülheim auch noch seine Isabel heiraten und anschließend in Baerl im „Renzi’s“, dem Restaurant in direkter Nachbarschaft zum „Mod“, Party machen. Was für eine Woche!
>> VATER WAR 1988 DER JÜNGSTE STERNEKOCH DEUTSCHLANDS
- Sven Nöthel stammt aus einer erfahrenen Gastronomie-Familie. Sein Vater Peter war 1988 der jüngste Sternekoch Deutschlands, seine Mutter betreibt das Mülheimer Restaurant „Am Kamin“, eine der kulinarischen Top-Adressen im Ruhrgebiet.
- Das erste Lehrjahr verbrachte Nöthel im heutigen Sternerestaurant Haus Stemberg in Velbert-Neviges. Danach ging er in den Familienbetrieb „Am Kamin“. „Im dritten Lehrjahr fiel der Chef aus“, erinnert er sich. Nöthel probierte und entwickelte Rezepte, die Gäste waren begeistert – die Kritiker auch. Nöthel erkochte sich 2015 einen Stern.
- Bevor der Mülheimer in Baerl einen ehemaligen Kuhstall in ein Spitzenrestaurant verwandelte, arbeitete er zuletzt in Düsseldorf. (mit F.P.)