Duisburg. Mehrere Geldautomaten-Sprengungen in NRW haben zwei 29-Jährige in Duisburg vor Gericht gestanden. In ihren Aussagen schilderten sie die Taten.

Ein lauter Knall schreckte in der Nacht zum 23. September 2020 gegen 2.20 Uhr viele Anwohner der Krefelder Straße in Rheinhausen aus dem Schlaf. Zwei damals noch unbekannte Täter hatten einen Geldautomaten der Commerzbank gesprengt, erbeuteten jedoch kein Geld. Wegen dieser und sieben ähnlichen Taten stehen nun zwei 29 Jahre alte Männer aus Neukirchen-Vluyn vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz.

Zwischen Juli 2020 und Juli 2021 war das Duo in Nordrhein-Westfalen unterwegs. In Köln, Neuss, Dormagen, Kempen, Moers und Duisburg versuchte es an das in den Automatentresoren gesicherte Geld zu gelangen. Die Täter hebelten die Automaten auf, leiteten Gas ins Innere und zündeten.

So sah die zerstörte Filiale der Commerzbank an der Krefelder Straße nach der Tat vom 23. September 2020 aus.
So sah die zerstörte Filiale der Commerzbank an der Krefelder Straße nach der Tat vom 23. September 2020 aus. © Foto: Tanja Pickartz

In drei Fällen kam es erst gar nicht zu Sprengungen. „Weil die Automaten anders gebaut waren und wir gar kein Gas einleiten konnten. Oder weil Leute in der Nähe waren“, so einer der geständigen Männer. Nur in zwei Fällen erbeuteten die Täter Bares: 53.000 Euro in Meerbusch, 39.000 Euro in Kempen.

In anderen Fällen zerstörten die Explosionen zwar meist den gesamten Raum, in dem die Automaten aufgestellt waren, die Tresore wurden dadurch aber nicht geöffnet. „Da hatten wir wohl zu wenig Gas genommen“, sagte der 29-Jähriger. Der dabei angerichtete Sachschaden ging dafür in die Hunderttausende.

Duo wurde bei Tat am Wedauer Markt von der Duisburger Polizei überrascht

Zuletzt hatten die Angeklagten zu militärischem Sprengstoff gegriffen. Doch als sie den am 9. Juli 2021 am Wedauer Markt erstmals einsetzen wollten, war die Polizei schneller. Einer der Männer wurde auf frischer Tat gefasst. Der andere wurde knapp zwei Wochen später festgenommen. In seiner Wohnung fand die Polizei auch vier Sturmgewehre russischer und jugoslawischer Bauart, die der 29-Jährige aus seiner Heimat Kroatien nach Deutschland eingeschmuggelt hatte.

Zwei Fluchtautos hatten die Angeklagten zuvor gestohlen. Bei anderer Gelegenheit auch Kfz-Kennzeichen entwendet. Gas für die Sprengungen hatten sie bei einem Einbruch in eine Kfz-Werkstatt in Rheinhausen mitgehen lassen. Um ihre Spuren zu verwischen, verbrannten sie einen der Fluchtwagen in einem Waldstück bei Kempen. Zu den Straftatbeständen, welche die Anklage auflistet, gesellt sich deshalb auch noch Brandstiftung.

Für das Verfahren waren ursprünglich bis Mitte März drei weitere Verhandlungstermine vorgesehen. Der Vorsitzende der 15. Großen Strafkammer ließ aber durchblicken, dass aufgrund der Geständnisse mit dem Urteil schon zu einem früheren Zeitpunkt gerechnet werden darf.

>>Duo legte frühzeitig Geständnisse ab

  • Bereits kurz nach ihren Festnahmen hatten die beiden seitdem durchgängig in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten umfangreiche Geständnisse abgelegt. Ihre Aussagen wiederholten sie zu Beginn des Prozesses.
  • Auch aus dem Motiv machte einer der Männer kein Hehl: „Der Drogenkonsum meines Mandanten hatte sich immer mehr gesteigert. Er hatte Schulden“, so sein Verteidiger. Auf die Idee zu der Tatserie seien die Männer durch die Berichterstattung über die sogenannte Autobande aus den Niederlanden gekommen, die kurz zuvor ähnliche Taten beging.