Duisburg. Ärzte kritisieren die Corona-Impfungen in Apotheken. Doch die sind jetzt gestartet. Warum sich Duisburger in der Apotheke impfen lassen.
Die Straße Im Schlenk in Wanheimerort ist der Traum für alle Autofahrer. Breit ist sie, und an beiden Seiten sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Nur an diesem 13. Februar, einem Sonntag, ist alles rappelvoll. Ein freier Parkplatz ist Luxus, vor allem rund um die Paracelsus-Apotheke. Denn da wird seit 10 Uhr gegen Corona geimpft. Und die Menschen kommen in Scharen.
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Alt und Jung warten draußen geduldig, bis sie an der Reihe sind. Die Stimmung ist gelassen bis fröhlich. Der Chef, Christoph Herrmann, ist an diesem Tag nur „zur Zierde“ da, wie er sagt. Der Sprecher der Duisburger Apotheken lässt seinen drei Mitarbeiterinnen den Vortritt. „Die wollten heute unbedingt arbeiten“, sagt er. „80 bis 85 Prozent der Einnahmen bekommen meine Angestellten. Die haben so viel gearbeitet in den vergangenen Monaten. Da haben sie auch ein Zückerchen verdient.“
Corona-Impfung in der Apotheke: Fünf Stunden Spritzen setzen ohne Pause
Ohne eine einzige Minute Pause läuft die Impfaktion für die pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte Silke Wright, ihre Kollegin und ihren Kollegen in den fünf Stunden. Ausruhen und Durchatmen ist tabu. Dennoch sind alle drei guter Dinge, sind in jeder Sekunde höflich und haben ein Lächeln auf den Lippen. „Ja, ich wollte unbedingt dabei sein“, sagt Silke Wright, die den Papierkram stemmt. Die anderen beiden impfen in den hinteren Räumen.
Sie alle stehen hinter der sonntäglichen Impfaktion der Apotheker und Apothekerinnen, die im Vorfeld bei den Ärzten und Ärztinnen für mächtig Wirbel und Ärger gesorgt hat und viel Kritik einbrachte. Begeistert über das Angebot ist nicht nur das Apotheker-Personal, sondern vor allem die Impfwilligen. Rami Guermazi (27), der gerade sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen hat, sah das Schild draußen vor einigen Tagen und war sofort entschlossen, sich ein weiteres Mal impfen zu lassen.
Corona-Impfung: egal ob Arztpraxis oder Apotheke – „Hauptsache, geschützt“
Er hatte im Oktober 2020 bereits Corona, ließ sich dann während eines Urlaubs bei seiner Pariser Freundin in Frankreichs Hauptstadt impfen und holt sich jetzt eine Auffrischung. Er findet die Möglichkeit, mal eben in eine Apotheke gehen zu können, um sich den kleinen Piks abzuholen, eine richtig gute Idee. „Hauptsache, die Menschen sind geschützt vor schweren Verläufen“, sagt er.
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„Wir haben hier für die Booster-Impfung sofort einen Termin bekommen. Bei den Hausärzten sind die Listen endlos lang und im Impfzentrum war es auch nicht möglich, sich schnell boostern zu lassen“, sagt Sandra Osterhaus. Die 41-Jährige ist selbst Arzthelferin und hat längst ihre dritte Impfung bekommen. Sie ist heute mit Tochter Lydia in der Paracelsus-Apotheke, weil die 17-Jährige noch den dritten Piks braucht. Das junge, schlanke Mädchen war schon mit Corona infiziert, leidet immer noch an Atemproblemen und Geschmacksverlust. Sie ist froh, so schnell einen Termin bekommen zu haben.
Corona-Impfung in der Apotheke gibt es mit und ohne Termin
Denn die Apotheke hatte auch die Möglichkeit eingeräumt, sich vorher anzumelden, was viele gemacht haben. Andere, die spontan vorbeikommen, kommen aber genauso an die Reihe. Semi Köksal ist ebenfalls mit seiner Mutter hier. „Wir wohnen hier direkt um die Ecke. Da haben wir natürlich gerne das Angebot angenommen. Das hier ist unsere Haus-Apotheke“, sagt die Mutter, die im Kindergarten arbeitet und schon längst ihre dritte Spritze bekommen hat. Ihr 17-jähriger Sohn war eigentlich nicht so sehr von Impfungen überzeugt. „Aber ich kann nicht mehr viel mit meinen Freunden machen, das ärgert mich. Da lass ich mich lieber impfen“, sagt er und wartet geduldig, bis er aufgerufen wird.
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Evelyn Deutschmann dagegen war skeptisch, sich eine drittes Mal impfen zu lassen, hat sich jetzt aber doch dazu entschlossen. Die 74-Jährige ist Allergikerin, ihr Sohn hat mit gleichen Beschwerden noch mehr zu kämpfen als sie selbst. Er habe den ersten Piks schlecht vertragen, sei jetzt aus dem Grunde immer noch in Behandlung. „Aber der Schutz, den eine dritte Impfung bietet, ist mir dann doch wichtig“, sagt sie.
Auch Leon Schlackmann wartet mit Vater Frank vor der Türe an der Hausnummer 52. Er will sich impfen lassen, weil ihn die Einschränkungen nerven. Seine Freunde sind geimpft, beim Klamotten kaufen heißt es für ihn aber bisher immer: bitte draußen warten. Das mache keinen Spaß. Er lässt sich jetzt gerne den Piks für mehr Freiheit geben. Auch der 43-jährige Papa ist eigentlich kein Fan der Impfung. Er kommt auf Druck seines Arbeitgebers und ist froh, dass er die Aktion mal eben an einem Sonntag in einer Apotheke hinter sich bringen kann.
>> STARKE NACHFRAGE NACH CORONA-IMPFUNG IN DER APOTHEKE
- „Mit so viel Andrang habe ich nicht gerechnet“, sagt Apotheker-Sprecher Dr. Christoph Herrmann. Er hat am Sonntag, 13. Februar, seine Apotheke in Wanheimerort aufgemacht, um ein niederschwelliges Angebot zum Impfen zu machen. Zwischen 10 Uhr und 15 Uhr kamen 43 Personen.
- Dass es im Vorfeld bei den Ärzten so viel Ärger gegeben hat, weil sich jetzt Apotheker an der Aktion beteiligen, kann er nicht nachvollziehen.„In meinem direkten Umfeld gibt es drei Ärzte, mit denen ich gesprochen habe. Die sahen überhaupt kein Problem darin“, sagt der Apotheker.
- Ihm wäre es viel lieber, wenn man sagen könnte: So, Ihr könnt die Masken abnehmen, Corona ist vorbei. Aber so sei es ja leider immer noch nicht. Er möchte einen Beitrag zur Überwindung der Pandemie leisten.