Duisburg. Die SPD macht sich stark für einen Rückkauf des einst städtischen Klinikums von Sana. Warum das nur auf den ersten Blick eine gute Idee ist.

Die SPD hat auf ihrem Parteitag mit großer Mehrheit die Rückabwicklung des Verkaufs der einst städtischen Kliniken an den Sana-Konzern beschlossen. Es ist, vorsichtig formuliert, eine verwegene Idee.

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Obwohl, und gerade weil dieser Vorstoß in der Bürgerschaft durchaus Beifall finden mag, lohnt sich vielleicht der Blick zurück: Im Jahr 2014, dem letzten vor dem Verkauf der kommunalen 51-Prozent-Mehrheit an Sana schrieb das Klinikum einen Verlust in Höhe von 830.000 Euro, im Jahr zuvor betrug das Minus 2,8 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten beliefen sich auf 24,3 Mio. Euro.

Stadt hinterließ beim Verkauf des Klinikums einen riesigen Investitionsstau

Qualitätsstudie- Das sind Duisburgs beste KlinikenDer Verkauf, beschlossen von SPD und CDU, erfolgte, weil das Klinikum unter städtischer Regie nicht imstande war, aus dem Betrieb das Geld für dringend notwendige Investitionen in die 1977 gebaute Klinik zu erwirtschaften und die klamme Stadt nicht in der Lage war, das Krankenhaus aus eigener Kraft zu modernisieren. Mehr als vermessen wäre allerdings die Vermutung, die Stadt habe „Tafelsilber“ verschleudert für die 15 Mio. Euro, die Sana für den Mehrheitsanteil zahlte. Richtig ist: Der Klinik-Konzern übernahm einen Maximalversorger mit einem riesigen Investitionsstau.

Nicht nur die SPD wünscht sich am Kalkweg mehr sichtbare Verbesserungen

Richtig ist auch: Die Bemühungen von Sana, das Haus auf Vordermann zu bringen, könnten intensiver sein. Mag sein, dass Investitionen in die Gebäudetechnik nicht sichtbar sind und das Geld für das Bertha-Krankenhaus in Rheinhausen gut angelegt ist. Eine Strategie für die Entwicklung des Standorts kommuniziert Sana nicht, Geschäftsführer wechseln, noch ehe sich die Belegschaft den Namen merken kann. Am Kalkweg wünscht sich nicht nur die SPD nach sieben Jahren mehr als ein Parkhaus. An zu vielen Stellen liegen noch immer Welten zwischen medizinischem Anspruch und dem Zustand der Gebäude. Dabei liegt auch das nicht allein am mangelnden Engagement der neuen Eigner, sondern an den Versäumnissen unter städtischer Regie.

Immer mehr Kliniken unter kommunaler Regie in Finanznot

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Was spricht also für eine Rekommunalisierung? Sicher nicht die jüngsten Pleiten von kommunalen Häusern und kirchlichen Trägern in der Umgebung, kaum die finanzielle Lage der Stadt, die nach wie vor ein riesiger Schuldenberg drückt. Den durch derzeit billige Kredite für ein Klinikum zu vergrößern, erscheint nicht wirklich sinnfällig. Auch die Sicherung einer ortsnahen Gesundheitsversorgung scheidet in Duisburg als Argument aus.

Die Rekommunalisierung ist keine Antwort auf die Probleme des Gesundheitssystems

Sicher hakt es seit Jahren an dualen Finanzierungen zwischen Bund und Krankenkassen, ein Trend zur ambulanten Behandlung lässt Patientenzahlen in den Kliniken tendenziell sinken und die Landesregierung bereitet eine große Krankenhaus-Reform vor. Gute Klinik-Manager sind gefordert, um ein Haus in dieser Zeit erfolgreich zu führen. Das komplizierte Räderwerk der Gesundheitsversorgung krankt sicherlich an vielen Stellen. Die Lösung liegt deshalb wohl in einer grundlegenden Reform des Systems, kaum aber in der Rekommunalisierung von Kliniken.